Gut, mit einem sehr großen Teppich könnte man die ganze Wasserfläche abdecken. Acht Meter breit, zwölf Meter lang, beeindruckend ist das nicht für ein Schwimmbad. Aber der Boden ist absenkbar, von 30 Zentimeter bis auf 1,70 Meter, und warm ist das Wasser zudem. Das Bad der Reinfelder-Schule im Eichkamp ist ja auch nicht für Spitzenschwimmer gedacht, in der überdimensionalen Badewanne lernen stattdessen Kinder schwimmen. Dafür ist es optimal.
Aber jetzt steht die Mini-Badeanstalt für das Dilemma, das Berlin beim Thema Schwimmen hat. Einerseits können sich berlinweit 18,8 Prozent aller Schüler nach der dritten Klasse nicht allein über Wasser halten, benötigen also dringend Unterricht. Andererseits aber werden Bäder geschlossen. Am 31. Juli trifft’s die Reinfelder-Schule in Westend. Das Bad müsste saniert werden für rund 700.000 Euro, der Bezirk hat aber kein Geld.
Das morgendliche Schwimmen ist ein Zusatzangebot – und damit streichbar
Die Erst- und Zweitklässler lernen in dem Mini-Becken Schwimmen, genauer: Sie werden ans Schwimmen herangeführt. „Bei Kindern mit Handicap dauert das natürlich länger“, sagt Hätscher. Absenkbarer Boden, warmes Wasser, ideale Bedingungen für solche Kinder. „Die bekommen keine Panik mehr, sie verlieren die Angst vor dem Wasser und entwickeln generell Selbstbewusstsein.“ Im Drei-Wochen-Rhythmus steigen alle Erst- und Zweitklässler der Schule ins Wasser.
Aber wenn Schüler mit Behinderung erst als Drittklässler ins Becken steigen, empfinden sie das als Problem, vielleicht sogar als Horror. „Das Bad an der Krummen Straße hat eine 50-Meter-Bahn, es ist laut, gerade für Gehörgeschädigte ist das schwierig. Zudem hat man ihnen die Angst vor dem Wasser nicht genommen“, sagt Hätscher. Er möchte, dass die Halle saniert und dann wieder in Betrieb genommen wird.
Bezirk: „Das Bad steht in der Prioritätenliste nicht ganz oben“
Es sind ja auch nicht nur die Schüler der Reinfelder- und der Eschke-Schule betroffen. Nachmittags hat eine Schwimmschule das Becken gemietet, Hunderte von Kindern haben dort, privat finanziert, Schwimmen gelernt. Die Schwimmschule muss einen Alternativstandort suchen, doch der ist schwer zu finden. Und damit dürfte ab August die Zahl jener Kinder sinken, die Schwimmen lernen.