Er redet über das, was jedem passiert. Manchmal nicken die Leute im Publikum oder sagen „Ja, genau“, wenn Masud ausführt, wie er auf der Couch vor sich hin krümelt oder erklärt, warum er nicht zu einem türkischen Friseur gehen kann. Er selbst ist zwar Perser, hat mit der typischen Ethno-Comedy rund um multikulturelle Stereotype aber wenig zu tun. Stattdessen bezeichnet er seine Show als „kindisch-ernste-Stand Up-Impro-Comedy“ – und diese Beschreibung ist wahrscheinlich so komplex wie unser Gesprächspartner selbst.
Von Neukölln an den Kurfürstendamm
Aufgewachsen ist Masud Akbarzadeh in Berlin Neukölln – nicht im mittlerweile hippen Teil, wie er ergänzt, sondern rund um den Bahnhof Köllnische Heide. Nach Jahren in der Platte kam dann der Bruch: Seine Eltern suchten sich eine neue Wohnung am Ku’damm, den Masud vorher nur von zufälligen Besuchen kannte. „Boah, was?“, ist die Reaktion seiner Mitschüler in Neukölln, wenn er von seinem neuen Kiez erzählt. Heute will er nicht mehr nach Neukölln zurück und bleibt stattdessen lieber in Charlottenburg-Wilmersdorf.
Klar, zwischen Wittenberg- und Olivaer Platz gibt es mehr Snobs und Masud hält Neukölln für den interessanteren Bezirk. Aber er genießt es auch, jetzt so zentral zu wohnen. Und außerdem fährt der Komiker immer noch regelmäßig nach Neukölln. Und sobald er da ist, gönnt er sich einen Döner, der nicht gleich 4 Euro kostet, wie die bei ihm vor der Tür. Sowieso begeistert sich Masud für Essen in allen Variationen. Das schlägt sich auch in der Liste seiner Hotspots in Berlin nieder. Masud kommt viel rum, man trifft ihn nicht nur an der Sonnenallee und am Ku’damm, sondern auch in Schöneberg, Friedrichshain und Kreuzberg.
Masuds Lieblings-Locations: Thai-Park, Kino, Scheinbar
Begeistert erzählt der Comedian vom „Thaipark“ in Wilmersdorf, der eigentlich Preußenpark heißt. Den neuen Namen hat er sich verdient, weil dort im Sommer viele Thais picknicken, die mitgebrachten Leckereien aber auch an Passanten verkaufen. „Im Sommer bin ich da eigentlich die ganze Zeit“, schwärmt Masud. Im Winter geht er dafür umso weniger vor die Tür. „Wenn‘s gut läuft, bin ich dann die ganze Zeit am Arbeiten“, erzählt er. Aber er vierkrieche sich auch wegen der Kälte zu Hause und um die Neujahrszeit herum gehe er sowieso nicht vor die Tür. „Auf den ganzen Krach komme ich gar nicht klar“, gesteht der Mann, der in seiner Show immer wieder mit dem Image des schüchternen Träumers spielt.
Nachdem er den Entschluss gefasst hat, die Sache mit der Komik ernsthaft anzugehen, stand Masud vier Mal in der Woche auf der Bühne des Scheinbar Varieté. Dort hatte er seine ersten Auftritte, konnte ausprobieren, ob er überhaupt allein eine Show auf die Beine stellen kann. Noch heute trifft man ihn dort regelmäßig. Masud findet, auch Comedians müssten sich fit halten, also tritt er immer wieder in der Scheinbar auf, auch um neue Programminhalte zu probieren.
Empfehlungen: Kuchen für 1 Euro und vegetarischer Burger
Durch seinen Abstecher in die USA kennt der Mann sich mit Burgern aus, sollte man meinen. Und dann empfiehlt er ausgerechnet die veganen und vegetarischen „Yellow Sunshine Burger“ vom Görlitzer Park?! „Die schmecken super und danach kann man gleich noch einen und noch einen essen, danach fühlt man sich nicht so eklig“, erklärt Masud seine Wahl. Außerdem findet sich unter seinen kulinarischen Ausgehtipps das Supamolly in Friedrichshain, das vor allem in der linken Szene bekannt ist. Da gibt es Konzerte – meist Punk, Hardcore und Ska – aber auch Theater, Lesungen oder Soliparties. Und vor allem gibt es da am Sonntag Kaffee und Kuchen. Masud schwört darauf, dass der Schokokuchen für 1 Euro definitiv einen Versuch wert ist.
Auf den ersten Blick passt das ja nicht so, der Mann mit der Fliege und dem schicken Hemd in der Bar eines besetzten Hauses in Friedrichshain. Doch schließlich liegt Masuds Anlaufstelle, die Scheinbar, auf der Roten Insel in Schöneberg und auch von dort aus zieht es ihn ab und zu in punkige Rückzugsorte, in denen man vor allem trinkt und raucht, aber auch mal eine gute Pizza bekommt – und das findet Masud dann wieder besonders schön.
Wer ist er denn nun, dieser Mann mit dem Nachnamen, der nicht jedem leicht über die Lippen geht – der Punker oder der Träumer? Wer das herausfinden will, der kann sich am 6. Januar in den Wühlmäusen seine Show „Who the fuck is Masud Akbarzadeh?!“ ansehen. Ob man anschließend schlauer ist? „Geht hin, dann wisst ihr’s“, sagt Masud selbst. Ein paar Leckerbissen für die Lachmuskeln gibt’s auf jeden Fall.