Interview mit Edition F-Gründerin

Frauen verdienen mehr

Die Gründerinnen Susann Hoffmann (links) und Nora-Vanessa Wohlert.
Die Gründerinnen Susann Hoffmann (links) und Nora-Vanessa Wohlert.
Brunnenstraße - Eine speziell auf die Bedürfnisse von Frauen abgestimmte Business- und Lifestyle-Plattform aus Berlin ist eines der Start-ups des Jahres 2014: das im Sommer von PR-Expertin Susann Hoffmann und "Gründerzeit"-Fachfrau Nora-Vanessa Wohlert ins Leben gerufene Portal EDITION F.

QIEZ: Was war die Initialzündung für die Gründung von EDITION F?

Susann Hoffmann: „Wenn man in der Medienwelt arbeitet – und das haben Nora und ich vor der Gründung beide auf Agenturseite und beim Verlag – dann fällt einem ja recht schnell auf, dass es eine Lücke gibt: nämlich genau dort, wo Business und Frauenthemen zusammenkommen. Es gibt ein riesiges Angebot für Frauen, die Themen ranken sich aber doch am stärksten um die private Welt, egal ob Mode, Beauty, Essen, Diät oder Partnerschaft. Wirtschaftliche Themen und berufliche Verwirklichung werden oft ausgeklammert und dem Begriff Karriere in Kombination mit Frauen hängt oft etwas Negatives an – vielleicht weil es das Thema Familie scheinbar zurückweist. Aber eben nur scheinbar. Es gibt wahnsinnig viele Frauen, die Tolles leisten, die Ideen haben, die inspirieren. Und die auch Familie haben. Oder ganz andere Wege gehen. Und den Frauen wollen wir eine Bühne geben und andere inspirieren, auch ihren eigenen Weg zu gehen, sich zu trauen. Dabei bleiben wir aber nicht bei den Inhalten stehen, sondern wollen mit EDITION F eine Anlaufstelle sein, auf der Frauen, alles finden, was sie für ihre berufliche Verwirklichung brauchen – meinungsstarke Inhalte rund um Business und Business-Lifestyle im Online-Magazin, Kontakte in der Community, Jobs und Unternehmen in der Jobbörse und Business-Mode im Shop.“

Inwieweit geht eure Plattform speziell auf die Bedürfnisse von Frauen ein?

S.H.: „Karriere, Business und Job werden medial eher mit einem Fokus auf die männliche Zielgruppe thematisiert: Das heißt aber nicht, dass Frauen nicht ebenfalls ein großes Interesse daran haben. 50 Prozent der Uniabsolventen sind weiblich. Frauen gehen aber anders an diese Themen heran als Männer: Wir schaffen mit EDITION F ein Umfeld, in dem Frauen sich visuell und inhaltlich angesprochen fühlen, weil es um sie geht – das sind oft Nuancen. Weil die Perspektive auf eine Geschichte persönlicher ist, weil wir andere Bilder verwenden oder andere Beispiele auswählen. Allein in den letzten sechs Monaten seit dem Launch haben wir so viele unglaublich faszinierende Frauen interviewt, porträtiert oder sie begeistern können, selbst bei uns als Gastautorin zu schreiben – Frauen, von denen man zum Teil noch nicht so viel gelesen hat. Aber uns ist es wichtig, eine Plattform, ein Ort für Debatten zu sein – es geht um Perspektivvielfalt, um Meinungen und Austausch – mit Männern und Frauen.“

Wie bewertet ihr die aktuelle Diskussion um Frauen in Führungspositionen? Brauchen wir die Frauenquote?

S.H.: „Auch Nora und ich geraten zu diesem Thema immer wieder in die Diskussion. Eine leichte Antwort ist hier nicht zu finden – fest steht nur: Wir sind noch nicht da, wo wir sein sollten. Und dass wir über eine Quote nachdenken zeigt zwar, dass wir anfangen, das Thema bewusst wahrzunehmen, aber jetzt gilt es, zu handeln. Die Gefahr der Quote ist, dass der Preis für den langfristigen Erfolg und das Selbstverständnis von Gleichberechtigung auf allen Hierarchieebenen eines Unternehmens der ist, dass die ersten Frauen als Quotenfrauen belächelt werden. Letztlich wird der Erfolg der Arbeit immer zeigen, ob man in einer Position richtig ist. Ganz unabhängig vom Geschlecht.“

Wenn ihr einen Wunsch frei hättet: Wie sollte der Arbeitsmarkt in 20 Jahren aussehen?

S.H.: „Vor allem flexibler. Ich glaube, dass die klassische 9-to-5-Struktur für einige Branchen nicht mehr greifen wird. Über die Quote denken wir dann hoffentlich nicht mehr nach.“

Wie wollt ihr das Geld aus eurer aktuellen Crowdfunding-Kampagne auf Companisto.com investieren?

S.H.: „2015 ist es für uns wichtig, alle Bereiche – als Magazin, Jobbörse, Community und Shop – auszubauen und weiter aufzubauen. Hier brauchen wir vor allem Verstärkung im Team. Aber auch in Online-Marketing wollen wir investieren.“

Zum Schluss noch die Frage: Woher kennt ihr euch eigentlich, Nora und du?

S.H.: „Nora und ich kennen uns über eine gemeinsame Freundin. Das erste Mal sind wir uns vor sieben Jahren begegnet. Auf einem Geburtstag. Und seitdem gab es immer wieder Anknüpfungspunkte, allerdings eher privat. Als ich mit Nora 2012 darüber gesprochen habe, dass ich Lust auf eine neue berufliche Herausforderung hätte, hat sie mich mit ihrem damaligen Chef Mark Hoffmann, dem CEO von Vertical Media und Gründerszene, zusammengebracht. Keine drei Monate später waren Nora und ich zum ersten Mal Kollegen. Und dann war schnell klar, dass wir nicht nur beim Abendessen gut reden, sondern vor allem extrem gut zusammenarbeiten können. Ohne diese Zeit hätten wir wahrscheinlich nicht gegründet: Weil es uns viel Sicherheit gegeben hat, dass die Idee zu EDITION F mit uns als Team wirklich klappen kann.“

Zur Website von EDITION F geht es hier.

Factory - Campus for Founders & Innovators, Rheinsberger Straße 76/77, 10115 Berlin

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