Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez

Friedrich Liechtenstein über eine supergeile Straße

Der vielseitig begabte Künstler Friedrich Liechtenstein ist ganz sicher kein Mann wie jeder andere - und das liegt nicht nur an seinen goldenen Fingernägeln.
Der vielseitig begabte Künstler Friedrich Liechtenstein ist ganz sicher kein Mann wie jeder andere - und das liegt nicht nur an seinen goldenen Fingernägeln. Zur Foto-Galerie
Rosa-Luxemburg-Platz - Das Edeka-Werbevideo "Supergeil"  hat den Schauspieler vor rund einem Jahr zum internationalen Star gemacht. Doch hinter der Karriere des 59-Jährigen steckt eine ganze Menge mehr. QIEZ.de hat mit dem gefragten Musiker, Regisseur und ehemaligen Intendanten des Hansa-Theaters über seinen Kiez gesprochen.

Hans-Holger Friedrich alias Friedrich Liechtenstein darf sich heute schon fast als waschechter Berliner bezeichnen. Denn bereits seit seiner Studienzeit an der Schauspielschule Ernst Busch Anfang der 80er Jahre ist die Stadt für den gebürtigen Brandenburger Lebensmittelpunkt. „Damals bin ich zwar noch viel gependelt zwischen Berlin und Frankfurt an der Oder, wo meine damalige Frau lebte, doch Berlin war immer eine Konstante. Anfangs haben wir häufig bei einem Freund in Pankow gewohnt“, erinnert sich der Edeka-Werbestar. 1994 wurde Berlin dann auch offiziell zum festen Wohnsitz, als Liechtenstein eine Wohnung in der Linienstraße bezog.

Noch heute ist die kleinere Parallele der Torstraße für ihn „die schönste Straße Berlins“. „In der Linienstraße gibt es einfach einen tollen Mix von Leuten und Häusern, Synagoge und Sportplatz sind gleich um die Ecke und man hat trotzdem eine ruhige, fast ländliche Fahrradstraße mitten in der Stadt“, schwärmt Liechtenstein. Obgleich der vielseitig begabte Künstler in den zurückliegenden 20 Jahren schon in verschiedenen Wohnungen im Kiez gelebt hat – unter anderem im schwarzen L40-Haus direkt am Rosa-Luxemburg-Platz – hat es ihn doch nie aus Mitte fortgezogen.

Der glanzvolle Westen

„Als Ossi spiele ich zwar immer mit dem Gedanken, auch mal in den ‚glanzvollen Westen‚ zu ziehen, doch hier finde ich es noch immer spannender und gleichzeitig anonymer als etwa in den kiezigen Vierteln des Prenzlauer Bergs“, erzählt er. Auch die Nähe zur kreativen Szene ist Liechtenstein wichtig: „Viele Leute wollen hier was Cooles auf die Beine stellen. Es steckt so viel Dynamik in Mitte – da übersehe ich auch gern den einen oder anderen Schwachpunkt.“ Zu diesen Schwachpunkten gehören für Liechtenstein jedoch nicht die vielen Touristen, die er vor allem als belebend für seinen Kiez empfindet, sondern die Mieten, die „zum Teil ins Obszöne“ steigen. „Sogar eine Instanz wie die Kneipe Altberlin musste schon schließen. Doch noch halten sich Adressen wie der Münzsalon oder die Bar Blaues Band zum Glück tapfer“, erzählt er.

Liechtensteins weitere Lieblingsadressen verteilen sich – abgesehen von der „coolen und streitbaren“ Volksbühne, die fast vor seiner Tür liegt – über die ganze Stadt. So besucht der Regisseur und ehemalige Berlinale-Conférencier beispielsweise gern den wiedereröffneten Zoo Palast, das Radialsystem oder das Haus der Kulturen der Welt. „Allerdings bin ich in den letzten Jahren beruflich so viel unterwegs, dass Entwicklungen in der Stadt an mir vorbeigehen und ich hier nicht mehr so viel mitbekomme wie früher“, gibt der 59-Jährige zu.

Ein nicht ganz so neues Leben

In seinem eigenen Kiez treibt es ihn jedoch noch immer so oft wie möglich vor die Tür. Dabei hat sich für den Mann mit dem markanten Vollbart seit seinem Werbe-Erfolg nicht viel verändert: „Ich war in Mitte vorher schon recht bekannt. Da bleibe ich laufend stehen und rede mit Freunden. Es sind eigentlich nur noch ein paar mehr Leute dazugekommen“, erzählt Liechtenstein, der seinen plötzlichen Ruhm vor allem als Bereicherung empfindet. „Es gab zwar schon Zeiten, wo das alles etwas sonderbar war. Doch ich schätze die vielen guten Begegnungen und den Umstand, dass ich jetzt einfach viel zu tun habe und mich als Künstler ausleben kann“, erzählt er.

Impression aus Bad Gastein. (c) Bruno Derksen
Sein im vergangenen Jahr herausgebrachtes Album „Bad Gastein“ hat eine Menge dazu beigetragen, dass Liechtenstein heute auch als Musiker von einem breiten Publikum wahrgenommen wird. Das von viel Romantik, popmusikalischen Referenzen und Elektroklängen getragene Konzeptalbum, das von der Süddeutschen Zeitung als „einer der größten anzunehmenden Glücksfälle des Jahres“ gelobt wurde, erzählt von dem berühmten Kurort in Österreich, in dem heute vor fantastischer Naturkulisse die Jugendstilhotels verfallen. Bad Gastein erinnert Liechtenstein dabei übrigens an „Mitte nach dem Mauerfall„: „Dort gibt es viele leere Räume, die man mit Fantasie füllen kann. Jeder kann sich dort auf die Suche nach eigenen Freiheiten machen.“

Wer mehr von Friedrich Liechtenstein erfahren möchte, kann seit dem 9. März einen Blick in seine Autobiografie „Super – Mein Leben“ werfen sowie die gleichnamige DVD erwerben. Die Buchvorstellung findet am 25. März um 20 Uhr im Kesselhaus der Kulturbrauerei statt. Außerdem ist der Künstler bald in zwei Kinofilmen zu sehen: an der Seite von Sido in „Halbe Brüder“ (Kinostart 9. April) und in „Der Nanny“ von Matthias Schweighöfer (Kinostart 26. März).

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Friedrich Liechtenstein über eine supergeile Straße, Linienstraße, Berlin

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