Noch heute ist die kleinere Parallele der Torstraße für ihn „die schönste Straße Berlins“. „In der Linienstraße gibt es einfach einen tollen Mix von Leuten und Häusern, Synagoge und Sportplatz sind gleich um die Ecke und man hat trotzdem eine ruhige, fast ländliche Fahrradstraße mitten in der Stadt“, schwärmt Liechtenstein. Obgleich der vielseitig begabte Künstler in den zurückliegenden 20 Jahren schon in verschiedenen Wohnungen im Kiez gelebt hat – unter anderem im schwarzen L40-Haus direkt am Rosa-Luxemburg-Platz – hat es ihn doch nie aus Mitte fortgezogen.
Der glanzvolle Westen
„Als Ossi spiele ich zwar immer mit dem Gedanken, auch mal in den ‚glanzvollen Westen‚ zu ziehen, doch hier finde ich es noch immer spannender und gleichzeitig anonymer als etwa in den kiezigen Vierteln des Prenzlauer Bergs“, erzählt er. Auch die Nähe zur kreativen Szene ist Liechtenstein wichtig: „Viele Leute wollen hier was Cooles auf die Beine stellen. Es steckt so viel Dynamik in Mitte – da übersehe ich auch gern den einen oder anderen Schwachpunkt.“
Liechtensteins weitere Lieblingsadressen verteilen sich – abgesehen von der „coolen und streitbaren“ Volksbühne, die fast vor seiner Tür liegt – über die ganze Stadt. So besucht der Regisseur und ehemalige Berlinale-Conférencier beispielsweise gern den wiedereröffneten Zoo Palast, das Radialsystem oder das Haus der Kulturen der Welt. „Allerdings bin ich in den letzten Jahren beruflich so viel unterwegs, dass Entwicklungen in der Stadt an mir vorbeigehen und ich hier nicht mehr so viel mitbekomme wie früher“, gibt der 59-Jährige zu.
Ein nicht ganz so neues Leben
In seinem eigenen Kiez treibt es ihn jedoch noch immer so oft wie möglich vor die Tür. Dabei hat sich für den Mann mit dem markanten Vollbart seit seinem Werbe-Erfolg nicht viel verändert: „Ich war in Mitte vorher schon recht bekannt. Da bleibe ich laufend stehen und rede mit Freunden. Es sind eigentlich nur noch ein paar mehr Leute dazugekommen“, erzählt Liechtenstein, der seinen plötzlichen Ruhm vor allem als Bereicherung empfindet. „Es gab zwar schon Zeiten, wo das alles etwas sonderbar war. Doch ich schätze die vielen guten Begegnungen und den Umstand, dass ich jetzt einfach viel zu tun habe und mich als Künstler ausleben kann“, erzählt er.
Wer mehr von Friedrich Liechtenstein erfahren möchte, kann seit dem 9. März einen Blick in seine Autobiografie „Super – Mein Leben“ werfen sowie die gleichnamige DVD erwerben. Die Buchvorstellung findet am 25. März um 20 Uhr im Kesselhaus der Kulturbrauerei statt. Außerdem ist der Künstler bald in zwei Kinofilmen zu sehen: an der Seite von Sido in „Halbe Brüder“ (Kinostart 9. April) und in „Der Nanny“ von Matthias Schweighöfer (Kinostart 26. März).