Wir treffen Florian Froschmayer, Regisseur von über 50 TV- und Kino-Produktionen (u.a. „Tatort“), in seiner neuen zweiten Heimat: einer umgebauten ehemaligen Weinbar in der Gervinusstraße, nur wenige hundert Meter von seiner Altbauwohnung im Savignykiez entfernt. Hier haben sich Froschmayer und seine Frau in den vergangenen drei Monaten einen kleinen Traum erfüllt. Künftig werden sie die Räumlichkeiten als Ausstellungsort und Büro nutzen – offene Küchenzeile und S-Bahnanschluss inklusive.
Nach seinem endgültigen Umzug nach Berlin 2003 lebte der ausgebildete Kaufmann, der als Cutter den Einstieg in die Filmbranche schaffte, zunächst an der Hasenheide. Dort wurde es ihm nach vier Jahren jedoch zu beschaulich. „Die Wohnlage war total idyllisch und ich wollte endlich etwas mehr Urbanität“, erinnert er sich. Es folgten drei Jahre in einer Dachgeschosswohnung in der Alten Schönhauser Straße. „Im Vergleich zu den Zürcher Verhältnissen waren die Mieten für mich damals paradiesisch“, betont er.
Charlottenburger Wohnzimmerfeeling
Es hat zwar ein wenig gedauert, aber heute vermisst Froschmayer Mitte als Wohnort kaum noch. „Ich habe mich dort total wohl gefühlt, es war so inspirierend, angenehm anonym und die Leute fand ich toll – aber jetzt ist Charlottenburg mit seiner gemütlichen Atmosphäre für mich ein echtes Zuhause geworden.“ Abgesehen von der engen kleinen Post in der Kantstraße stört ihn an seinem Heimatkiez wenig. An das Gefühl einer echten „Community“, in der „irgendwie jeder jeden kennt“ hat er sich mittlerweile gewöhnt. Und die ruppige Berliner Art fand Froschmayer sowieso von Anfang an gut: „Ich mag das, diese Ehrlichkeit. Und ich kann, wenn‘s sein muss, in Sachen Ruppigkeit auch ganz gut mithalten.“
Wo sich der Regisseur bisher allerdings nicht ganz so wohl fühlt, das ist der Stuttgarter Platz. „Das hier ist nicht so meins, was vielleicht auch an der Atmosphäre zum Beispiel rund um die Wilmersdorfer Arcaden liegt. Ein Lieblingsrestaurant habe ich hier bis jetzt leider auch noch nicht gefunden“, bedauert er. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Genauso wie ein Besuch im Zoo und in der Gedächtniskirche. Beide Sehenswürdigkeiten hat Froschmayer, der bereits seit fünf Jahren in Charlottenburg lebt, nämlich noch nie besucht.
Ein ziemlich genialer Park
Was der begeisterte Hobbykoch dagegen empfehlen kann, sind der nette Küchenladen in der Knesebeckstraße und der zwischen Schöneberg und Kreuzberg gelegene Park am Gleisdreieck. „Ein Freund hatte mir den als Location für meinen in Berlin angesiedelten Film „Süßer September“ [Erstausstrahlung Mitte September 2015, Anm. d. Red.] vorgeschlagen. Wir sind da von den Yorckbrücken reingelatscht, ich dachte erst ‚Was soll das denn hier?'“, erinnert sich der Regisseur. „Und dann war es plötzlich so grün und voller neuer Sichtachsen, als würden wir in einer ganz anderen Stadt sein.“
Du möchtest die Arbeit von Florian Froschmayer kennenlernen? Dann schalte am 6. September um 20.15 seinen „Tatort: Ihr werdet gerichtet“ im ERSTEN ein oder schau‘ am 25. September um 20.15 Uhr auf demselben Sender „Süßer September“. Außerdem startet Froschmayers Fotoausstellung „Cities & Faces“ am 27. August. Wo? Natürlich in der frisch hergerichteten Gervinusstraße 12. Weitere Infos unter www.froschmayer.tv.