Die beiden lüften nochmal. Sonst riecht die Hotelsuite zu sehr nach Rauch. Entgegen des Filmklischees gab’s allerdings keinen Joint, sondern Zigaretten. Moritz Bleibtreu raucht Marlboro aus der Schachtel, Lucas Gregorowicz American Spirit ganz stilecht aus dem Zigarettenetui. Bevor wir uns setzen, bekomme ich noch eine Cola Light aus der Minibar. Die zwei sind echte Gentleman.
QIEZ: Bei soviel Filmjoints am Set – war auch mal ein echter im Umlauf?
Moritz: „Du kannst nicht in 30 Einstellungen am Set Gras rauchen. Das ist Quatsch.“
Kifft ihr denn privat?
Moritz: „Die Frage finde ich lustig. Du fragst doch auch niemanden, wie viel Gläser Wein er am Abend trinkt. Ja, ich hab schon mal einen Joint geraucht. Was ist daran so spannend?“
Lucas: „Wenn man einen Arzt spielt, wird man witzigerweise nicht gefragt, wann man die letzte Wunde genäht hat.“
Moritz: „Heute hat doch jeder 20-Jährige schon mal an einem Joint gezogen und keiner regt sich auf. Früher war das anders. Heute ist das völlig normal und kein Thema mehr. Zumindest bei uns. Nicht in Singapur.“
Warum habt ihr mit der Fortsetzung 16 Jahren gewartet?
Lucas: „Es gab immer mal wieder Momente, die Lunte zu zünden. Moritz hat das auch forciert. Aber dann hatte Christian Zübert (Anm. d. Red. bei beiden Teilen Regie und Drehbuch) andere Aufgaben und darauf gewartet, dass eine neue Geschichte kommt, die er erzählen wollte. Das brauchte die Zeit. Jetzt geht’s um Midlife-Crisis (lacht). Vorher war‘s eine Coming of Age-Geschichte.“
Habt ihr euch zwischendurch immer wiedergesehen?
Lucas: „Wir haben ein paar Filme zusammen gedreht. Chico, Solino, Soul Kitchen. Und wir wussten, dass es zwangsläufig irgendwann einen zweiten Teil geben muss.“
Und vielleicht sogar einen dritten?
Lucas: „Einen vierten!“
Moritz: „Wir machen auf jeden Fall erstmal den vierten vor dem dritten. Einfach so.“
Lucas: „Um die Erwartungshaltung zu brechen.“
Moritz: „Uns ist mal aufgefallen, dass es keinen gut zweiten Teil gibt, von dem es dann keinen dritten gegeben hätte. Der zweite ist entweder das Todesurteil für die Reihe, weil er nicht gut geworden ist. Oder es geht weiter. Mir fällt nur ein einziger ein, wo es bei zweien geblieben ist, die beide richtig gut waren. Nur 48 Stunden und Und wieder 48 Stunden. Beides Meisterwerke!“
Lammbock ist längst Kult. Was war früher DER Kifferfilm, den ihr immer wieder geguckt habt?
Moritz: „Cheech und Chong. Das war das einzige, was es in meiner Jugend gab. ‚Cool man, ich bin ein Eisbär.‘ Die ersten beiden Teile waren cool. Dann wurde es ein bisschen oll, weil sie nur noch Kifferanekdoten aneinandergereiht haben. Sowas wie Half Baked kam erst später. So frühe 90er.“
Wer von euch baut die besseren Joints?
Moritz: „Ich!“
Lucas: „Das ist mal eine richtige Frage – und eine richtige Antwort.“
Moritz: „Drei Buchstaben. Absatz!“
Lommbock spielt wie Lammbock wieder in Würzburg. Was hat die Stadt, was Berlin und Hamburg nicht haben?
Moritz: „Berge!“
Lucas: „Wein! Und die größte Polizeidichte Deutschlands.“
Moritz: „Definitiv! Selten so viele Bullen gesehen.“
Lucas: „Da hab ich zum ersten Mal nach 20 Jahren Motorradfahren einen Strafzettel fürs Falschparken mit dem Motorrad bekommen.„
Lucas, du warst lange in Wien, bist seit Kurzem wieder Berliner. Moritz lebt in Hamburg. Was bedeutet Heimat für euch?
Lucas: „Darüber hab ich mir auch immer den Kopf zerbrochen. Ich bin in England geboren, in Polen aufgewachsen, wurde im Ruhrgebiet sozialisiert. Hab dann in Hamburg gewohnt für fünf Jahre, lange in Berlin; hab in Warschau gelebt, zuletzt in Wien. Keine Ahnung! Ich habe meine Familie. Wo die sind, ist gut. Fertig aus. Mehr ist das nicht. Die Nationalitäten und Identitäten kann ich mir frei aussuchen. Einen iranischen Pass würde ich jetzt beantragen (lacht).“
Moritz: „Ich sehe das genauso. Meine Heimat ist da, wo meine Familie ist. Feddich. Aber Hamburg ist schon die Stadt, die ich liebe und die ich Heimat nennen würde.“
Für was kommst du gern nach Berlin?
Moritz: „Currywurst!“
Lucas: „Da kannste auch nach Bochum fahren.“
Moritz: „Nee! Das ist ja ganz anders. Berlin ist ja die einzige Stadt, die diese tomatenmarkmäßige Sauce macht, weißt du doch. Bei euch ist ganz normaler Hela-Ketchup drauf.“
Lucas: „Nein, nein, nein, nein, nein, nein!“
Moritz: „Aber die machen doch nicht diese Tomatenmark-Sauce?!“
Lucas: „Oh doch, doch, doch, doch! Die richtige Currywurst-Sauce, die kommt aus Bochum.“
Moritz: „Ich mag die Berliner Currywurst gern, die ist super. Am liebsten bei Curry 36, nach wie vor. Ist mir immer noch lieber als Konnopke, muss ich ehrlich sagen. Ich war letztens wieder da. Bombe, Digger!“
Lucas: „Ja, die ist echt gut.“
Von wegen „Bombe Digger“. Deine Filmrolle Kai legt sich bei seinem Stiefsohn mächtig ins Zeug, was vermeintlichen Ghettosprech bzw. Jugendsprache betrifft, mit Begriffen wie „Swag“. Musstest du das üben oder hast du das im Blut?
Moritz: „Mich interessiert Jugendkultur ja total. Ich will einfach nicht den Anschluss verlieren bei dem, was Kids so feiern. Schauspielerei hin oder her. Als ich jung war, fand ich Erwachsene immer scheiße, denen man erklären musste, warum man im Rap jetzt jemanden eine *Räusper* nennt, und das nicht schlimm ist. Das hasse ich bis heute. So einer möchte ich nicht irgendwann sein.
Da dran zu bleiben ist wichtig, wenn es darum geht, dass dein Kleiner oder deine Kleine erwachsen wird und anfängt, die ganze Scheiße zu machen, die das Erwachsenwerden so mit sich bringt. Ich glaub, da ist es ganz gut zu wissen, wie die ticken und gestrickt sind. Was die feiern und wie die drauf sind.„
Aber du redest mit deinem eigenen Sohn nicht so?
Moritz: „Nein, der ist auch erst acht.“
Er redet dann vielleicht ja bald so mit dir?!
Moritz: „Das wird kommen! Er sagt jetzt schon ‚Alter‘.“
Lucas: „Warst du da stolz auf ihn, als er das das erste Mal gesagt hat?“
Moritz: „Da kannst du nix gegen machen. Das ist auch krasser als früher. Das geht viel eher los, dass die Wörter mit nachhause bringen, wo man fragt: ‚Hallo, was hast du da gerade gesagt?‘ Aber gut. Da setzt man sich dann hin und erklärt ihm, was das bedeutet und warum man das vielleicht nicht sagen sollte.“
Und hier das Beweisfoto. Für den gelben Pulli gab es übrigens großes Lob. Für ihre lässige Art aber auch!