Berliner Newcomer

Auf einen Drink mit… Ay Wing!

Ay Wing sitzt am Tisch mit BIer und macht das Peace-Zeichen.
Gut gelaunt trotz Hitzewelle – Ay Wing versprüht so viel Power wie ihre Songs.
Wir ziehen durch die Bars der Stadt und laden uns Berliner Newcomer als Trinkgäste ein. Bei einem Glas Bier haben wir uns dieses Mal mit der farbenfrohen, aufstrebenden Pop-Sängerin Ay Wing in Kreuzberg getroffen.

Es ist 20 Uhr abends und es hat noch immer 32 Grad auf den Straßen Kreuzbergs – willkommen im Hitzesommer 2018. Das St. Bart, in das Ay Wing eigentlich mit uns gehen wollte, ist deshalb bereits überfüllt und ans Drinnensitzen ist bei den Temperaturen nicht zu denken. Deshalb landen wir schließlich im altehrwürdigen, leicht schrammeligen Bierhaus Urban. Ay Wing, die eigentlich Alexandra Landtwing heißt, ist auch damit happy – die Sängerin aus der Schweiz scheint sowieso immer gut gelaunt zu sein. Kein Wunder, schließlich hat sie gerade einen Sommerhit geschrieben, der das Zeug hat, richtig durch die Decke zu gehen. Passenderweise dreht sich der Song um das, was wir jetzt alle am meisten wollen: „All we want is ice cream!“, singt Ay Wing frech und erfrischend in ihrem neuesten Lied Ice Cream Dream. Diese Botschaft können wir nur unterschreiben und mittanzen wollen wir auch: Eiscreme für alle!

QIEZ: Wann hast du das letzte Mal zu tief ins Glas geschaut?

Ay Wing: „Puh, das muss letzte Woche gewesen sein, ich war auf einem Weinabend mit einem Freund. Wir haben nur Käse dazu gegessen, mehr nicht und am nächsten Tag war ich total durch. Ich vertrage aber auch nicht viel, ich bin ein cheap date.“ (lacht)

Was für ein Cocktail wärst du, wenn du hier auf der Karte stehen würdest?

A. W.: „Ein orangefarbener Cocktail mit Sprudel, der so richtig schönen Hangover macht am nächsten Tag. Also mit einer Note, an die du dich am nächsten Tag erinnern wirst. So Richtung Aperol Spritz, aber mit mehr Tiefgang.“

Statt durch den Festivalsommer zu touren, arbeitet Ay Wing gerade in ihrem schön kühlen Kellerstudio in Schöneberg an neuen Songs. Immerhin wartet gerade ein Plattendeal mit dem Label Lichtdicht Records auf sie, das auch die Jungs der Band Milky Chance unter Vertrag hat. Die meisten Rezensionen, die man über die Popsängerin im Internet findet, sind auf Englisch – in Großbritannien ist die talentierte Sängerin schon viel bekannter als hierzulande: „Vielleicht verstehen die Schweizer und Deutschen meinen schwarzen Humor nicht so, er ist schon sehr britisch“, so Ay Wing lachend. „Diesen schwarzen, sarkastischen Humor finde ich super witzig, auch bei Künstlern wie Gorillaz oder Blur, die sich selbst nicht so ernst nehmen. In der Pop-Musik fehlt ein bisschen der Humor derzeit.“

Der Ice Cream Dream

Sarkastischer Humor findet sich im neuen Song Ice Cream Dream zuhauf: Durchtrainierte Menschen lecken beim Workout verführerisch an ihren Eiskugeln, während sie gleichzeitig manisch ihre Pfunde abtrainieren wollen. Die süße Versuchung ist schlussendlich aber einfach zu groß, der Song endet in einer Eisschlacht und der tatschende Yoga-Guru bekommt eine Abreibung verpasst. Ay Wing liebt natürlich auch Eiscreme, vor allem Schokoladeneis. Ihre Eisdealer des Vertrauens in Berlin sind das Hokey Pokey und das Fräulein Frost. In der zweiten diesjährigen Single Strange sieht man Ay Wing selbst in Kostümen starker Frauen, von Prinzessin Lea aus Star Wars bis hin zu Leeloo aus das Fünfte Element oder Jules aus Pulp Fiction. Sie verbreitet damit die schöne Botschaft, dass es okay ist, seltsam zu sein und macht sich gleichzeitig lustig über die Selbstinszenierung auf Social Media.

QIEZ: Macht es dir Druck, dass du als großes Newcomer-Talent gefeiert wirst?

A. W.: „Es geht eigentlich. Ich mache nur das, worauf ich selbst Lust habe und versuche, jeden Song als Kunstwerk zu sehen und Spaß zu haben. Ich glaube, nur wenn du etwas mit Spaß und Leidenschaft verbindest, kann wieder eine gute Idee oder ein tolles Konzept entstehen.“

Seit vier Jahren lebt die sympathische Sängerin schon in Berlin und hat in dieser Zeit bereits in fünf verschiedenen Bezirken gewohnt. Sie hat die Vor- und auch die Nachteile Berlins erlebt. „Hier in Berlin hast du so viele kreative Leute auf einem Haufen, da kannst du schnell mal zum Fotografen oder Filmemacher laufen. Gerade Neukölln kommt mir vor wie ein Künstlerdorf“, so Ay Wing. Die Neuköllnerin liebt außerdem die Kreativität der Hauptstadt, die Offenheit und Spontanität der Leute: „Ich glaube, da hier viele Zugezogene leben, gibt es einen großen Community-Gedanken.“ Die Kehrseite davon ist für sie, wie unzuverlässig die Leute sind, weil sich alles nur um Party und Selbstverwirklichung drehe. „Es gibt wahrscheinlich einfach zu viele Optionen. Das ist schon manchmal nervig, zum Beispiel, wenn 100 Leute zum Konzert zusagen und dann kommen nur 30. Aber so ist das halt hier“, sagt Ay Wing lachend.

Viele Konzerte spielt sie auch nach wie vor noch in der Schweiz und in London. Bei solchen Reisen entstehen dann auch viele von Ay Wings Songs, zum Beispiel im Flugzeug, im Café beim Leute beobachten oder aus Gesprächen. Um ihre Ideen zu notieren, trägt Ay Wing immer ein kleines Notizbuch bei sich. Im Tonstudio wird dann die Musik zu den Texten komponiert: Die Sängerin hat ihren ganz eigenen Musikstil, schafft es aber doch, dass jedes Lied einzigartig klingt. Die Texte sind dabei intelligent, immer unterhaltsam, mitreißend und durchaus auch etwas gesellschaftskritisch: „Ich verbinde gerne Düsteres mit Beats, die tanzbar sind. Ich mag Musik, die upbeat ist mit düsteren Tönen“, so die Sängerin, die auch selbst Klavier spielt.

QIEZ: Wann hast du gemerkt, dass du Musikerin werden willst?

A. W.: „Mit 13 habe ich meine ersten Tape-Aufnahmen gemacht, mit 18 dann meine ersten Songs geschrieben. Zu der Zeit war ich auch ein Jahr an der Musikschule in London und habe meine Leidenschaft für Songwriting entdeckt.“

QIEZ: Und das hast du dann auch so durchgezogen bis jetzt?

A. W.: „Naja, zwischendrin habe ich ein Lehramtsstudium gemacht für ein bis zwei Jahre, aber da haben mir die Musik und die Leidenschaft gefehlt. Vor vier Jahren habe ich entschieden, ganz auf die Kunstkarte zu setzen. Seitdem habe ich so viele Leute kennengelernt, und die Entscheidung nie bereut.“

QIEZ: Was weiß noch keiner über dich?

A. W.: „Dass ich käsesüchtig bin – das ist wohl die Schweizerin in mir!“

Wir trinken unser Bier aus und bedanken uns bei Ay Wing für den netten Abend. Wir freuen uns darauf, sie einmal live zu erleben.

 

Bald erscheint Ay Wings neuer Song L.A., die ersten Konzerte wird es aber erst im November geben.

Bierhaus Urban, Urbanstr. 126, 10967 Berlin

Telefon 030 6938016

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