„Meine Oma hatte ein sehr bewegtes Leben, so wie eigentlich alle alten Menschen“, sagt Irina Marjell, die über ihre Großmutter und über Neukölln schreibt. Ihre Oma heißt auch in den Geschichten nur „Oma“. Ihre Enkelin beschreibt die mittlerweile 95-jährige als ganz besondere und warmherzige Person mit einer rauhen Schale. Alles Weitere kann man in ihren „Geschichten über Oma“ lesen.
Um die zu schreiben, geht Marjell nicht unter dem Motto „Erzähl mal was“ zu ihrer Großmutter, sie fährt sowieso regelmäßig nach Neukölln. Wenn das illustre Duo dann etwas erlebt oder Irina auf eigentümliche Geschichten aufmerksam wird, fasst sie das in Worte. Dabei kommen zum Beispiel Kurzgeschichten darüber heraus, wie die alte Dame mit Geburtstagsgratulanten wie Heinz Buschkowsky umgeht, wie sie es mit dem Umpflanzen von Kateen hält und wir können in Irina Marjells Gedanken zum Älterwerden in der Stadt spähen – es geht eben um Situationen aus dem Leben von Oma und Enkelin.
Denkt an eure alten Nachbarn!
Die beiden Frauen nehmen den Bezirk Neukölln ganz unterschiedlich wahr. Die Oma bekomme gar nicht so viel von dem Leben im Kiez mit, erzählt Marjell. Während sie selbst ganz geflasht davon sei, dass es in der dreckigen Neuköllner Wohngegend ihrer Jugend immer mehr junge Leute gibt, und wahrnehme, wie sich die Gegend ändert, registriert die Oma vor allem Umzüge und Sanierungen rund um ihre Wohnung.
Mit ihren Geschichten möchte Irina Marjell erreichen, dass sich auch die jungen Bewohner, ob Ur- oder Neuberliner, bewusst werden, dass sie nicht allein sind in ihrem Kiez. Sie sollen sich Gedanken darüber machen, wer die alten Menschen dort sind. „Man lebt parallel nebeneinander her“, bedauert Marjell, die genau deshalb Einblicke in das Leben ihrer Oma gibt. „Schließlich hat nicht jeder Kontakt zu einer 95-Jährigen.“ Umso schöner, dass sie uns da weiterhelfen kann.
Alle Kurzgeschichten von Irina Marjell erscheinen auf dem Kiez-Blog Neukoellner.net. Wer sie in einem Buch veröffentlichen möchte, kann sich per Mail bei Irina melden.