"Shit Prenzlschwaben Say"

Mit Selbstironie gegen Schwabenhass in Berlin

So kennen wir die Schwaben: Mit dem Eis und dem Sohn Anton auf dem Spielplatz im Prenzl'berg. Dieses und andere Klischees nutzt "die Prenzlschwäbin" für ihre Satire.
So kennen wir die Schwaben: Mit dem Eis und dem Sohn Anton auf dem Spielplatz im Prenzl'berg. Dieses und andere Klischees nutzt "die Prenzlschwäbin" für ihre Satire.
Prenzlauer Berg - Schwaben, die im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg leben, müssen einiges aushalten. Das Video einer Schauspielerin möchte den lodernden Streit zwischen Zugezogenen und Berlinern nun auf amüsante Weise beilegen.

„Shit Prenzlschwaben Say“ heißt ein Video auf Youtube, das derzeit im Netz für Lacher und Diskussionen sorgt. Im schwäbischen Dialekt mokiert sich ein Pärchen über Münchener und Touristen – und ganz besonders über den Stadtteil Mitte, wo die zwei Schwaben auf keinen Fall wohnen möchten. Ein englischsprachiger Mann wird darauf hingewiesen, dass er seine Pfandflasche nicht im Mülleiner zu entsorgen hat. Im Café wird der „Cortado“ zurückgegeben, weil er ohne Mandelmilch serviert wurde.

„Friedrich-Anthony, gibsch du bidde der Wikipedia ihr Schäufele zurück?“, sagt der Vater zu seinen Kindern, die zum Tuba-Unterricht müssen. Alles soll „Bio“ sein, und typisch Berlin. Mit dieser Art der Ironie und der Überspitzung kursiert das Video im Internet und in den sozialen Medien. Auf Facebook hatte es am Mittwochnachmittag bereits 3800 Likes. „Es ist so böse. Und so wahr! (Ich wohne übrigens trotzdem gerne am Kollwitzplatz ;)“, schreibt etwa Userin Julia Schmitz.

Die Macherin kommt selbst aus dem Süden

Die Macherin des knapp vierminütigen Videos heißt Bärbel Stolz. Sie ist Tochter eines Schauspielers, in Esslingen am Neckar geboren und hat lange auf der Schwäbischen Alb gelebt, bevor sie nach Berlin gezogen ist. Studiert hat sie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Auch sie gehörte zu den „Prenzlschwaben“, wie sich manche der Schwaben nennen, die in Berlin wohnen. Viele davon haben ihre Heimat in Prenzlauer Berg gefunden. Wie viele es jedoch genau sind, ist nicht bekannt.

Der immer mal wieder aufkochende Streit zwischen Schwaben und Berlinern hat seine Highlights: Im Dezember 2012 sorgten Aussagen von Wolfgang Thierse (SPD) nicht nur unter den Schwaben für Unmut. Der ehemalige Bundestagsvizepräsident hatte gesagt, er ärgere sich, wenn ihm bei einem Berliner Bäcker gesagt werde, dass es keine „Schrippen“ gibt, sondern „Wecken“. Auch sei es ein Widerspruch, wenn Schwaben nach Berlin zögen, weil die Stadt bunt und abenteuerlich sei und sich nach einiger Zeit die Kehrwoche ihrer Kleinstadt zurückwünschten. Kritik erhielt Thierse damals vor allem von Cem Özdemir (Grüne): „Berlin war schon immer ein Schmelztiegel. Gerade ein selbst erklärter Urberliner wie Wolfgang Thierse sollte sich dieser Tradition bewusst sein“, hatte Özdemir dem Tagesspiegel gesagt.

 

Wenig später sorgte eine andere Aktion für Aufregung: Auf das Denkmal am Kollwitzplatz im Stadtteil Prenzlauer Berg – Wolfgang Thierse wohnt in Sichtweite – flogen Spätzle, ein Lieblingsessen in Baden-Württemberg.

Bei so manchen eingesessenen Berlinern gilt die Ethnie der „Prenzlschwaben“ als die Speerspitze der Gentrifizierung, immer wieder kommt es zu „Schwaben-Bashing“. Im Mai 2013 wurde am Hegelplatz in Mitte die Statue des schwäbischen Philosophen G.W.F. Hegel mit Currywurst beschmiert. Die Gruppe „Schwaben ausbürgern“ bekannte sich dazu. Den vorläufigen Tiefpunkt erreichten die antischwäbischen Aktionen mit einer Schmiererei in der Rykestraße in Prenzlauer Berg. „Kauft nicht beim Schwab’n“ sprayte dort jemand an eine Häuserwand, was an die antijüdische Hetze der Nationalsozialisten erinnerte.

Auch die Bertolt-Brecht-Statue vor dem Berliner Ensemble war im Dezember 2014 Teil eines „antischwäbischen Anschlags“ geworden. Das Konterfei des Augsburger Dramatikers wurde mit Kartoffelsalat und Buletten beworfen.

Über das selbstironische Video von Bärbel Stolz dürften alle lachen können – Berliner, Schwaben, und solche, die es werden wollen oder mit derlei Konflikt überhaupt nichts zu tun haben.


Quelle: Der Tagesspiegel

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