Tomatiges Shakshuka mit zerlaufenem Eidotter, cremiger Hummus mit Pitabrot, außen knusprige Falafel mit Minz-Joghurt: Die israelische Küche mit ihrer Teilfreudigkeit und orientalischer Finesse schenkt der kulinarischen Hochburg Berlin neben Frühstückstempel, Fusion-Küche nun mit dem Gordon im Schillerkiez auch einen Mix aus Musik, Cocktail und Lunch-Dinner-Angebot.
Wobei ganz neu ist das Gordon nicht, sondern es ist eher das gelungene Update des 2014 nur ein paar Schritte weiter eröffnetem Deli mit Plattenladen und Gelegenheitsfriseur. Nun in den größeren Räumen angekommen, haben die Chefs Doron Eisenberg und Nir Ivenizki einen Platz geschaffen, der durch großzügige Bar, Makramee, Pflanzen und hellen Holzmöbeln vor allem mit Schlichtheit zu überzeugen weiß. Übernommen aus dem Deli sind die Holzwürfel, die praktisch als Sitz- und Tischgelegenheit genutzt werden und den eher lockeren Style unterstreichen.
Orient und Okzident auf dem Teller
Wie die Bar schon suggeriert, hat das Gordon nun auch bis in die späten Abendstunden offen und dafür gibt es auch ein übersichtliches Dinnerangebot. Aktuell stehen sieben Gerichte und zwei Nachspeisen zur Wahl, aber es wird stets an neuen Kreationen gearbeitet, die auf die Jahreszeiten ausgerichtet sind.
Bei unserem Besuch testen wir die orientalische Bolognese mit Baharat-Gewürz und israelischer Pasta (10,90 Euro). Das hat tatsächlich eher weniger mit dem italienischen Original zu tun, denn die Sauce bekommt durch Kardamom, Kreuzkümmel und Sternanis eine besondere geschmackliche Tiefe. Dabei zeigt die Anrichteweise moderne, europäische Züge. Parmesan gibt es als Chips und dazu tomatige Pasta. Die Nudeln sind so fein wie Bulgur und sorgen so für Leichtigkeit, sodass wir noch einige weitere Speisen zum Teilen bestellen können. Darunter die fabelhaft knusprigen Couscousbällchen mit geschmacksintensiver Paprikacreme (4,90 Euro) sowie ein zugegeben eher fader Salat mit Pita-Croutons und Blumenkohl (6,90 Euro) samt wieder zum Finger leckenden dekonstruierten Käsekuchen (5,90 Euro). Eine wunderbar samtige Creme trifft hier auf karamelligen Crumble und Fruchtsauce. Übrigens: auf Wunsch können die vegetarischen Speisen auch vegan zubereitet werden.
Als Begleitung gibt es einige israelische Weine, aber auch einen Naturwein des fränkischen Winzers Stefan Vetter auf der Karte. Besonders sind definitiv die Cocktailkreationen für je 8,50 Euro. Auch hier macht man es dem Gast einfach und interessant. Denn wie bei der Wandfarbe bekommen wir eine Farbpalette als Karte gereicht. Rot, Schwarz, Blau oder Grün stehen dabei für die Cocktails in gleicher Farbe, die sich die kreative schwedische Barfrau Tina ausdenkt. Darunter so köstliche wie feurige Mixturen aus Tequila mit Chili, mit Früchten eingelegter Essig und Worcestersauce.
Im hinteren Teil des Restaurants findest du dann auch ein Deck mit einer kleinen Vinyl-Store-Ecke. Hier legen bei Vinyl-Sessions immer wieder unterschiedliche DJs auf. Über die einzelnen Events bleibst du auf Facebook immer Up-to-Date. Doron und Nir – die selbst als DJs arbeiten – haben 2010 ihr Label Legotek gegründet und wie uns Doron erzählt, treffen im Gordon immer wieder Musik-Interessierte zusammen, um über die gemeinsame Leidenschaft zu sinnieren.
Wir brauchen Nachschub, und zwar an Kerzen, denn eine abendliche Gesprächsrunde kann hier genauso ausarten wie ein Nachmittags-Kaffee, das liegt neben dem lockeren Flair auch an dem charmanten Team, das schnell und freundlich auf Wünsche reagiert und um Tipps nicht verlegen ist. Wir kommen gerne wieder, nächstes Mal sicher zum Lunch.