Der erste Fehler passiert schon vor der Anreise. Ohne Mittagessen habe ich die Erkundung der Stadtrandsiedlung Malchow in Angriff genommen. Nachdem mich der Bus 255 nach einer Fahrt über verstopfte Nord-Berliner Straßen an der Endhaltestelle Schwarzelfenweg ausspuckt, wird schnell klar: Hungrig und ohne Verpflegung kommt man besser nicht hierher. Die Siedlung ist durch Roelcke- und Darßer Straße von Weißensee getrennt – jenseits der Straßen liegt erst mal ein Industriegebiet. Im Westen grenzt der Stadtteil an eine ruhige Heinersdorfer Wohngegend. Ein Restaurant, ein Lebensmittelgeschäft oder wenigstens ein Bäcker sind weit und breit nicht zu sehen.
Kurz hinter der Bushaltestellte empfängt mich das Schild „Stadtrandsiedlung Malchow e.V. Gegründet 1934“. Es erinnert an eine Kleingartenanlage. Die gibt es tatsächlich, allerdings etwas weiter nördlich. Das Gebiet des Stadtteils gehörte früher zur Gemeinde Malchow. Deren alter Dorfkern bildet heute einen eigenständigen Teil von Lichtenberg. Die zu Pankow gehörende Stadtrandsiedlung wiederum besteht aus kleinen Ein- und Zweifamilienhäusern, die an schmalen Straßen liegen und von Gärten und Bäumen gesäumt sind. Wirklich schöne oder spannende Architektur sucht man vergebens. Dafür tragen die Straßen hier zum Teil mythische Namen wie Nachtalbenweg oder Gnomenplatz.
Boulevard mit Briefkasten
Die Ortnitstraße bildet quasi die Mittelachse des bebauten Teils der Stadtrandsiedlung Malchow. An diesem ‚Boulevard‘ leuchtet in sauberem gelb-schwarz einer der infrastrukturellen Höhepunkte des Kiezes: ein Briefkasten der Deutschen Post. Ein paar Meter weiter recht ein Anwohner fleißig Laub zusammen. Es ist ganz offensichtlich: Wer hier wohnt, hat die Ruhe weg. Oder gerne seine Ruhe. Was die stören könnte, sind die Flugzeuge, die den Stadtteil alle paar Minuten im Landeanflug auf Tegel überqueren. Sollte der Flughafen in ein paar Jahren wirklich geschlossen werden, wäre die Ruhe vollkommen.