Chanel, Gucci, Louis Vuitton und Valentino: Den oberen Teil des Kurfürstendamms teilen sich die Edel-Boutiquen der teuren Labels – mittendrin steht das berühmte Haus Cumberland. Luxus war hier von Anfang an das Leitmotiv: 1911 starteten die Arbeiten für das riesige Bauprojekt in der City West. Damals war der Ku’damm noch die Hochburg der Kreativen und Innovativen – und das Haus Cumberland sollte so etwas wie das Hotel Adlon des Westens werden, eine noble Herberge für die Reichen und Schönen. Deshalb setzte man auch auf den Adlon-Architekten Robert Leibnitz. Nach Fertigstellung des Komplexes konnten die großen Pläne leider nicht umgesetzt werden, der Besitzer ging in Konkurs und der 1. Weltkrieg begann. So diente das Haus zunächst als Munitionsbeschaffungsamt, dann als Drehort für zahlreiche Filme und ab den 1960er war es das Gebäude der Oberfinanzdirektion, um nur einige Stationen zu nennen. Auch wenn die Eigentümer häufig wechselten, das imposante Gebäudeensemble mit den bis zu acht Meter hohen Decken blieb standhaft.
„Die Opulenz der geschichtsträchtigen Räume wird meiner Meinung nach am besten durch eine einfache und ehrliche italienische Küche ergänzt“, meint Geschäftsleiter Mika Rahimkhan. „Zeitlose Klassiker, mediterrane Gastfreundschaft und das Gefühl, zu jedem Anlass im Cumberland willkommen zu sein“, das will Rahimkhan, der bereits erfolgreich den India-Club eröffnete, seinen Gästen bieten. Ob schneller Lunch, ausgiebiges Dinner, ein Espresso nach dem Shoppen oder ein Aperitif am Nachmittag: Das Restaurant ist immer einen Besuch wert.
Wir sind zum Dinner da, um uns quer durch die Karte zu testen, und leiten unseren Kurztrip nach Bella Italia mit einem klassischen Negroni ein. Der Innenhof ist idyllisch und ruhig, der perfekte Ort, um einen lauen Sommerabend zu verbringen. Wer lieber vorbeikommende Leute beobachten mag, setzt sich auf die Terrasse mit Blick auf den Ku‘damm. Die weißen Tischdecken passen zu den weißen Jacken des aufmerksamen Service: Hier geht es noch klassisch zu und wir lieben es! Wir starten mit dem Carpaccio di Manzo (23 Euro), das Fassona Rinderfilet ist hauchzart und erhält durch Senf, Parmigiano Reggiano und Rucola einen richtigen Kick, ohne dass der herrliche Fleischgeschmack überlagert wird. Außerdem bestellen wir noch die Burrata aus Apulien (17 Euro), die dank saftigem Pachino-Tomaten-Confit, knackigem grünen Spargel, Sardellen und Pinienkernen den Sommer gekonnt auf die Teller bringt. Apropos Teller: Das Porzellan mit filigranen Goldrändern und dem Abbild des denkmalgeschützten Cumberland Hauses erinnert an vergangene Zeiten.
Als Primi wählen wir zwei wunderbare Pasta-Kreationen: einmal Spaghetti Vongole (25 Euro) mit Venusmuscheln, Knoblauch, Chili und Petersilie (25 Euro) sowie Linguine Al Gamberi mit Garnelen, sizilianischer Datteltomatensauce und Stracciatella (24 Euro). Die Einfachheit der beiden Gerichte – und das meinen wir wirklich im besten Sinne – überzeugt uns auf Anhieb. Manchmal braucht es eben nicht mehr als gute, ehrliche Zutaten, um ein fabelhaftes Gericht zu schaffen. Aber als Fan der italienischen Küche weißt du das natürlich schon längst. Spitzenweine aus allen 20 Regionen Italiens, aber auch beste Tropfen aus Frankreich, Deutschland, Spanien und anderen Weinregionen lassen kaum Wünsche offen. Für besondere Anlässe oder Liebhaber seltener Weine gibt es auf Nachfrage sogar eine Raritäten-Karte.
Weiter geht’s mit den Secondi: Wir entscheiden uns für die Carciofi alla Romana (24 Euro), einen echten Klassiker der römischen Küche, der im Frühling und Frühsommer in der italienischen Hauptstadt viel und gerne gegessen wird. Auch bei diesem Hauptgericht bleibt es kompromisslos einfach: Artischocken haben Saison und brauchen nicht mehr als ein Kartoffel-Petersilien-Schaum, um der Star des Abends zu werden (24 Euro). Die Artischocke ist übrigens reich an Antioxydantien, schmeckt also nicht nur, sondern ist auch noch richtig gesund! Wer es dann doch etwas deftiger mag, der sollte zum Cotoletta alla Milanese greifen. Dabei handelt es sich um ein paniertes, knuspriges Kalbskotelett, das saisonal mit Spargel und cremig-saurerer Limettenmayonnaise (38 Euro) daherkommt. Das erinnern uns direkt an Wiener Schnitzel, das ein mögliches Vorbild war, nun ist die Mailänder Variante aber längst selbst ein Klassiker geworden. Buon Appetito!
Platz für Dessert haben wir überraschenderweise noch, wir sind aber bekanntlich trainierte Esser und immer zu zweit unterwegs: So entscheiden wir uns für Cremoso al Dulcey – eine Komposition aus weißer Schokolade, Himbeeren, Pistazien und Zitronensorbet – und Torta Caprese mit Mandeln, Schokolade und Creme. Dem Grand Caffé des Ristorante Cumberland im vorderen Bereich solltest du allein schon wegen der hauseigenen Patisserie einen Besuch abstatten. Spätestens, wenn du die imposanten Räumlichkeiten des Jugendstilhauses siehst, wirst du zum Dauergast, versprochen!
Das 120 Plätze fassende Grand Caffé lädt nachmittags auch zum zwanglosen Aperetivo ein: Direkt in den historischen Paternoster-Aufzügen der ehemaligen Empfangshalle des Cumberland-Hauses sind zwei Weinklimaschränke in Szene gesetzt. Die Farbwelt aus Ocker und Grün überzeugt gemeinsam mit Kronleuchtern und modern komponierten Vinothek-Elementen. Im hinteren Ristorante-Bereich kannst du – so wie wir – dann ein tolles Dinner sowie wöchentlich wechselnde Lunch-Angebote genießen. Dort sorgen weiße, stuckverzierte Wände mit Kunstwerken und petrolfarbende Sitzecken für eine festliche, ja herrschaftliche Atmosphäre. So fühlt man sich eben doch ein wenig wie im Adlon, nur dass hier alles lockerer, entspannter und wohliger wirkt. Das mediterrane Lebensgefühl überwiegt. Ob wir wiederkommen? Auf jeden Fall!