Der Ku’damm mit seinen zahlreichen Schuhgeschäften von namhaften, großen Ketten verläuft parallel zur Sybelstraße. Doch dass es sich lohnt, auch auf dieser nach besonderem Schuhwerk Ausschau zu halten, davon haben wir uns heute bei einem Besuch in Hausnummer 60 selbst überzeugt. Dort befindet sich der Laden roSie. Und den gibt es an der Stelle schon seit genau 40 Jahren.
RoSie, das ist eigentlich Shlomit Johannsen. „Aber ich nenne mich gern selbst roSie, das ist mein Künstlername“, lacht die sympathische Besitzerin. „Mein Mädchenname ist Rosenbaum, das ‚ro‘ kommt daher und ‚Sie‘, weil es hier auch Schuhe für Damen gibt, die sonst überall in die Kinderabteilung geschickt werden.“ Nämlich Schuhe von Größe 32 bis 43. Die 66-Jährige fand früher selbst nur schwer Schuhe. Bei knapp 1,50 Meter trägt sie Größe 33. „Ich dachte mir 1972: Wir Kleinen müssen zusammenhalten“, erklärt sie. „Ich wollte auch mal schöne Pumps und eben Damenschuhe, keine Kinderschuhe haben. Deshalb habe ich den Laden eröffnet.“
3000 Paar Schuhe direkt aus Italien
Ob einfarbige Ballerinas, bequeme Mokassins oder Pumps mit auffälligem Blumenmuster – nur italienische Premium-Marken wie isabella, elata oder Casanova stehen im Regal. Und davon gibt es im Laden mit angrenzendem großem Lager rund 3000 Paar. Um immer auf dem neuesten Stand zu sein und ihren Kundinnen nur das Beste anbieten zu können, fährt Shlomit Johannsen zwei Mal im Jahr auf die Schuhmesse in Mailand. Sie arbeitet auch immer wieder mit neuen Lieferanten zusammen. „Frischer Wind ist wichtig“, erklärt sie. „Das Wesentliche an einem Schuh ist für mich aber nicht das Aussehen, sondern die Passform. Die muss stimmen. Und auf eine gute Verarbeitung schaue ich. Alle meine Schuhe sind aus gutem Leder.“
Kunden können im roSie aber nicht nur Schuhe, deren Sortiment beständig wechselt, kaufen, auf Wunsch werden auch extra Modelle angefertigt oder als Serviceleistung ins Berliner Umland verschickt. Das gehört dazu. Sicher auch ein Grund, weshalb der eher kleine Laden ein Stammpublikum von 3000 Kunden zählt. Dass Shlomit Johannsen mit Herzblut bei der Sache ist, merkt man ihr an. Kein Wunder. Früher hat sie in ihrem Laden sogar gewohnt. „Da wo jetzt das Lager und mein Büro sind, waren meine Wohnräume“, erinnert sie sich. „Das war meine beste Zeit. Mein Laden ist auch meine Heimat. Der Kiez hier gefällt mir, er ist im Lauf der Jahre populärer und lebendiger geworden. Es gibt in Charlottenburg zwar immer noch viele ältere Damen, aber mittlerweile ziehen auch viele jüngere Familien hierher.“
Kurz vor dem Gehen haben wir die Fachfrau aber natürlich noch nach den Schuhtrends für den Sommer gefragt: „Die Farbe Orange ist definitiv angesagt und man trägt Kork- und Plateau-Absätze.“