Hier schmeckt es so gut, dass Einbrecher sogar das Essen klauen… Ehrlich: Unser Testessen mussten wir verschieben, weil am Tag zuvor in das kleine Restaurant in der Gräfestraße eingebrochen worden war. Glücklicherweise wurde nicht viel beschädigt, doch die hervorragenden Weine und die Wurstspezialitäten in der Vitrine fehlten. Längst sieht aber alles wieder so hübsch aus wie zuvor und Guiseppe Pennè und Allegra Guasti haben die seltenen Leckereien in ihrem Lokal nachgefüllt: beispielsweise Lardo, gereifter und sehr fetter Rückenspeck aus der Toskana vom Schwein, der sich sehr gut als Brotaufstrich macht, oder Tomino, ein Weichkäse aus Piemont, der aussieht wie Brie, trotz Milde aber sehr würzig ist und zerläuft wie Butter! Wahlweise kannst du ihn mit Pancetta oder mit Honig, Rosmarin und Walnüssen bestellen. „Nach einigen Produkten, die ich aus meiner Kindheit kenne, habe ich lange gesucht – wie dem Lardo“, erzählt Allegra. Und nun landen also in der RE Cucina Bar solche vergessene Perlen der italienischen Küche auf dem Teller.
Ein weiteres Highlight ist der Wildkräutersalat mit essbaren Blumen aus Brandenburg, der nicht nur bezaubernd aussieht, sondern auch sehr gut schmeckt: salzig, zitronig und auf eine angenehme Weise bitter. Die gegrillten Pfirsiche auf dem Salat runden mit ihrer warmen Süße das Gericht perfekt ab. Wir können die vielen Vitamine beim Kauen förmlich spüren. Eeinige der Kräuter erinnern uns an unsere eigene Kindheit – wie Zitronenmelisse. Bei manchem Kraut fragen wir uns, ob man das tatsächlich essen kann, aber wir vertrauen dem Küchenchef Giuseppe und verputzen die hübschen Halme komplett. Gegen Ende wird es uns dann ein wenig zu bitter, da kommt die saftig-süße Honigmelone mit Prosciutto di Parma aus einer kleinen Produktion in San Giacomo gerade richtig.
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Antipasti und selbstgemachte Pasta
Neugierig macht uns ja noch die Strozzapreti mit Möhren-Ingwer-Rosmarin-Sauce und schwarzen Oliven, wir entscheiden uns auf Empfehlung aber dann für die Tagliatelle mit Lammragout, Minze und Pecorino und bereuen es nicht. Das Lamm ist mild und zart, der Pecorino würzig und die Minze versprüht eine frische Note im erdigen Gericht. Man merkt die Liebe zum Detail: Die Pasta ist selbstgemacht und sogar das Tafelöl ist hier erstklassig – in der RE Cucina Bar wird Wert gelegt auf gute Qualität und saisonale Bio-Produkte aus Brandenburg oder kleinen Produktionen in Italien.
Auch die grandiosen Weine sind Meisterwerke italienischer Weinkeltererei: der Roero Arneis Terre del Conte, Jahrgang 2018, aus Piemont ist mild und erfrischend, der Greco di Tufo schon etwas stärker im Geschmack. Beide passen perfekt zu den aromatischen Speisen. Wir wünschten, es wäre noch Platz im Magen für das sicher himmlische Tiramisu gewesen! Beim nächsten Mal werden wir das als Dessert mit nach Hause nehmen, was hier gegen Geschirr-Pfand jederzeit möglich ist – auch als Lunch für die Arbeit oder für ein Picknick am Landwehrkanal sehr zu empfehlen. Den Betreibern ist Nachhaltigkeit wichtig – deswegen das RE im Namen – und sie bemühen sich, Plastik und Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.
Die Antipasti kosten zwischen 8 und 12 Euro und sind damit kein Schnäppchen, aber faire Preise für hervorragenden Geschmack und Qualität. Die Pasta liegt preislich zwischen 12 und 13,50 Euro. Während der sympathische Giuseppe alle diese Leckereien für uns in der Küche zaubert, ist Allegra die perfekte Gastgeberin, die uns mit Rat, Tat und Charme ganz neu für Italien begeistert.
Wir wurden zum Essen eingeladen. Vielen Dank dafür! Das ändert aber nichts an unserer objektiven Berichterstattung.