Die Atmosphäre
Was kommt dabei heraus, wenn zwei polnische Brüder ihre Liebe zu Italien entdecken? Ein mehr als gastfreundliches Restaurant mit einer familiären Atmosphäre im modernen Understatement. Okay, wir wissen nicht, ob das jedes Mal so funktioniert. Das Bruderherz von Tomasz und Michal Sokolowski jedenfalls ist so ein perfekter polnisch-italienischer Willkommensort: Das kleine, feine Lokal in der idyllischen Leonhardtstraße macht Gaumen und Augen Freude. Schlichtes Mobiliar, handgefertigte Regale und Fenster bis zum Boden bestimmen klar den nippesfreien Raum, während es in der offenen Küche deutlich bunter zugeht – man spürt, dass mit Leidenschaft und Spaß gekocht und serviert wird, ja, sogar beim Anblick der kühlen Vitrinen wird uns warm ums Herz: Als kleiner Gruß an die alte Heimat werden hier polnische Limonaden, Schnäpse und Zitronenkuchen nach altem Familienrezept angeboten.
Das Essen
Tomasz Sokolowski kocht so gut, dass so mancher Italiener blass vor Neid wird. Der gebürtige Pole hat sein Handwerk eben nicht nur im einst legendären Schwarzen Raben in Mitte gelernt, sondern in der Nähe von Palermo aufs Beste verfeinert. Es versteht sich von selbst, dass Tomasz seine Pasta selber macht. Nudeln waren halt schon immer sein Ding, sagt er bescheiden. Und obwohl die Karte nur fünf Variationen anbietet, können wir uns nicht entscheiden: Die Tagliatelle wird wahlweise von feinstem Trüffel gekrönt (14 Euro) oder durch zarten Wolfsbarsch mit Zucchini geadelt (11 Euro), die Pappardelle geben sich mit Rinderfilet klassisch (13 Euro) oder mit Babyspinat und Bio-Ricotta vegetarisch (9 Euro), die Ravioli hingegen zeigen sich mit Maronen, Ricotta und Wildpreiselbeeren winterlich (12 Euro). Die Karte wechselt alle zwei Wochen und ist von den Vorspeisen bis zum Dessert saisonal wie regional geprägt. Das merkt man auch bei Verführungen am Abend (!) wie dem Rehrücken oder der Miesmuschelsuppe. Beides unwiderstehlich auch in der Kombination.
Gut zu wissen
Bevor die beiden Brüder in (schwerer) Handarbeit zusammen mit ihrem Vater das Bruderherz zu dem machten, was es heute ist, war das Lokal ein Lager für einen Weinhändler. Durch die zugemauerte Front blieb der Gastro-Schatz, der hier schlummerte, lange verborgen. Tomasz arbeitete ein paar Häuser weiter im Mani di Fata als Michal die Idee hatte, die Mauern hier einzureißen und selbst ein Restaurant zu eröffnen. Acht Monate später erstrahlte das Bruderherz im Licht der Welt. Die beiden Brüder sind in dem Kiez groß geworden, ihr gemeinsames Projekt ist folgerichtig ein Nachbarschaftstreff der besonders köstlichen Art und ein kulinarischer Geheimtipp, den wir jetzt und hier nach ihrem ersten Jubeljahr mit dir teilen möchten.