Muhammad Ali, Mike Tyson, Oscar de la Hoya: Sie alle sind Stammgäste in den Trainingsräumen des Isigym Boxsport Berlin. Nicht, dass die Boxikonen selbst vor Ort wären. Doch ihre Bilder in klassischer Kampfpose hängen an den Wänden der Halle und motivieren so 250 junge Boxbegeisterte für ihren Sport. Das Flaggenmeer an der Decke drückt bereits aus, dass hier jeder willkommen ist, egal aus welchem Land er kommt. „Das Wichtigste für uns ist, dass wir die Jugendlichen vorbereiten und aufbauen. Nicht nur sportlich, sondern vor allem auf das Leben“, sagt Izzet Mafratoglu beim Stiftungsreport 2015, der in seinem Boxclub Isigym stattfindet. Der zweifache deutsche Boxmeister ist hier Cheftrainer und Vereinsleiter und gibt, ähnlich wie prominente Vorbilder aus anderen Sportarten, seine Erfahrung und Begeisterung weiter.
Es geht um Respekt, Disziplin und Bildung
Die Stiftung Berliner Leben unterstützt mit dem Projekt „Wir aktiv. Boxsport & mehr“ seinen Boxclub seit einigen Jahren. Sie ist eine von insgesamt rund 2.000 Stiftungen, die sich mit Sport und seiner Förderung befassen. „Hiermit richten wir uns vor allem an Kinder und Jugendliche, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Wir nutzen dafür die integrative Kraft des Sports: Der Verein gibt ihnen Halt und eine verlässliche Anlaufstation“, so Hendrik Jellema, Vorstandsvorsitzender der Stiftung.
„Gleichzeitig vermittelt der Sport ihnen Respekt und Disziplin. Werte, die außerhalb des Rings noch viel wichtiger sind“, sagt Cheftrainer Mafratoglu. Bei all der Begeisterung für das Boxen wissen die Trainer hier auch, welche große Rolle die Schulbildung spielt und dass sie bei aller Liebe für den Sport nicht zu vernachlässigen ist. „Wir kontrollieren regelmäßig, wie es bei unseren Boxern in der Schule läuft. Sie muss für sie mindestens genauso wichtig sein wie der Boxsport, da sie für die Persönlichkeitsentwicklung von großer Bedeutung ist.“ Vernachlässigt hier jemand seine Schulaufgaben oder bekommt schlechte Noten, gibt es Einzelgespräche. Ganz egal, wie es in der Schule läuft: Mafratoglus Schützlinge liegen ihm am Herzen: „Man darf sie niemals fallen lassen und sollte sie verständlich mit den Konsequenzen ihres Verhaltens konfrontieren.“
Vom Nachbarschaftsprojekt zum Olympia-Stützpunkt
Sein „kleines Nachbarschaftsprojekt“ hat sich mittlerweile prächtig entwickelt, sodass das Isigym heute einziger Olympia-Stützpunkt im Bereich Boxen in ganz Berlin ist. „Natürlich freut uns die Entwicklung des Isigyms. Das ist aber kein Grund, sich auf der Zufriedenheit auszuruhen. Es muss genauso weitergehen, auch damit wir andere Vereine kitzeln und ähnliche Projekte entstehen.“
Unter den vielen Jugendlichen, die hier die Boxsäcke bearbeiten, sind immer mehr Mädchen. „Auch sie entdecken hier den Boxsport für sich, gehen ihm mit großem Engagement nach und brauchen sich überhaupt nicht zu verstecken“, sagt der Isigym-Gründer. Behandelt werden alle gleich. „Wir vermitteln jedem Mitglied dieselben Werte. Und wer auch nur irgendwelche Boxtechniken außerhalb des Ringes anwendet, der fliegt raus.“ Damit lernt der Boxnachwuchs von Izzet Mafratoglu genau die Lektion, an die sich manche Boxikonen, die die Wände zieren, nicht immer gehalten haben – und außerhalb des Boxrings Probleme bekamen. Probleme, die dem Boxnachwuchs im Isigym erspart bleiben sollen.