Stefania war 12 Jahre alt, als sie bei den Henschel Flugzeugwerken in Schöneweide als Schlosserin anfing, Tatjana wurde im Alter von 20 Jahren nach Köpenick verschleppt und zur Arbeit im AEG Werk gezwungen, Karel musste drei Jahre lang Flugzeuge in Wilmersdorf herstellen. Sie kamen aus Polen, der Ukraine oder Tschechien und sind nur drei Menschen, die ihr persönliches Schicksal mit uns teilen. Zwölf Zeitzeugeninterviews, 35 Fotos, 31 Dokumente und 208 Briefe mit Erfahrungsberichten haben die Berliner Geschichtswerkstatt und das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in den letzten zwei Jahren gesammelt, archiviert und digital aufbereitet. Ab jetzt geben sie auch online Einblick in die persönlichen Schicksale von Zwangsarbeitern in Berlin zwischen 1942 und 1945. Es geht um Wanzen, Fluchtversuche und das „P“ auf der Brust.
Was viele nicht mehr über Treptow wissen
Dass diese Erinnerungen ausgerechnet in Schöneweide ausgestellt werden, hat einen einfachen Grund: In der Britzer Straße steht das einzige vollständig erhaltene Zwangsarbeitslager in Berlin. 3000 Unterkünfte waren es insgesamt. Heute dienen zwei der insgesamt dreizehn Steinbaracken in Treptow als Ausstellungsort. In der Vergangenheit waren dort über 2000 ausländische Arbeitskräfte untergebracht – vor allem Italiener, aber auch „Ostarbeiter“, Niederländer, Franzosen und Deutsche. Zwei Häuser dienten zeitweise als KZ-Außenlager für Zwangsarbeiterinnen der Batteriefabrik Petrix. In der Rüstungsindustrie war damals jeder vierte Platz durch ZwangsarbeiterInnen besetzt.
Die Videointerviews, Zeitdokumente und Erinnerungsberichte von vielen dieser Frauen und Männer sind in der Dauerausstellung „Alltag Zwangsarbeit 1938 – 1945“ in Schöneweide zu sehen. Und jetzt auch online. Um sich durch das Archiv zu klicken, muss man sich nur online registrieren. Innerhalb kurzer Zeit wird der kostenlose Account für das neue Online-Archiv freigeschaltet.
Die Registrierung lohnt sich, denn tatsächlich bekommt man hier einen großen Fundus an Zeitdokumenten geboten. Zu den allermeisten Briefen und Videos gibt es Inhaltsangaben und natürlich deutsche Übersetzungen. Die kommen allerdings nur in Extradokumenten daher. Dabei wäre es schöner, wären Videointerviews direkt untertitelt worden. Dem Informationsgehalt des Onlinearchivs tut dieser Mangel natürlich keinen Abbruch. Seit dem 5. Januar 2016 findest du es auf dieser Homepage.
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