Man kann gegen Berlins neues Stadtschloss sagen, was man will, aber einen unleugbaren Vorteil hat es gegenüber dem Altbau: Bei dem dauerte es 400 Jahre, bis er seine endgültige Gestalt gefunden hatte, über Generationen blieben die Berliner und ihre Gäste im Ungewissen über den die Stadt doch nachhaltig prägenden Palast. Diesmal geht es geradezu ruckzuck, und man kann dem Schloss beim Wachsen zusehen, ohne selbst dabei Rost anzusetzen. Ganz nach Plan, erstaunlich fürs neue Berlin, schiebt es sich in den Himmel, hatte freilich bislang dabei noch wenig Ähnlichkeit mit einem Schloss. Ein Betonklotz bleibt ein Betonklotz – man mag ihn nennen wie man will.
Mit obligatorischer Wärmedämmung
Ohnehin ist nicht mehr alles Beton auf der Baustelle, wurde bereits das erste Fenster in die Fassade eingesetzt, die es noch um einiges überragt. Das muss so sein, denn schließlich wird der Beton verkleidet, erhält ein Kleid aus Ziegelmauerwerk und Sandsteinelementen, zwischen die sich die nach aktuellem Baurecht obligatorische Wärmedämmung einfügt. Der erste Sandsteinblock wurde bereits Anfang April geliefert, er stammte aus Warthau (Wartowice) im heute polnischen Schlesien – eine traditionsreiche Herkunft für Berliner Repräsentationsbauten. Bearbeitet hat ihn das in solchen Dingen sehr erfahrene Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser, das schon bei mehreren Sanierungen und Rekonstruktionen in Berlin mitgewirkt hat, so bei der Alten Nationalgalerie, dem Neuen Museum, dem Alten Stadthaus und dem Gebäude des Bundesrats.
Bleibt die Frage, wie sich der Neubau inmitten der Altbauten der Umgebung dann so macht. Denn anders als die Marienkirche, der Berliner Dom, die Bauten der Museumsinsel und das Forum Fridericianum, ja selbst das Staatsratsgebäude mit seinem Portal aus dem alten Stadtschloss hat das neue bis auf Weiteres keine Patina angesetzt, muss schon aufgrund der Sauberkeit seiner Fassaden in der immer etwas angeschmuddelt wirkenden Hauptstadt wie ein Fremdkörper wirken.