Das „Bearpit-Karaoke“ ging diesen Sommer mit dem 39-jährigen Joe Hatchiban ins vierte Jahr. Doch die Show im Mauerpark schien für eine Weile bedroht. Das Bezirksamt Pankow wollte die wöchentliche Genehmigung des Events zurückziehen – auch weil der Mann am Mischpult nicht dafür garantieren könne, dass das Amphitheater nach der Veranstaltung sauber sei. Dabei wusste Joe Hatchiban schon zu Beginn, dass ein Müllproblem das Aus für die Show bedeuten würde. Bereits beim ersten Karaoke-Nachmittag im März 2009 rief er die Leute dazu auf, ihren Müll nicht zurückzulassen. „Man kann das leicht vergessen. Wenn es aber mehrere hundert Leute gleichzeitig vergessen, habe ich ein Problem. Ich kann das nicht alleine machen.“
Darum bestückt er den Zuschauerbereich jede Woche mit zwei Müllsäcken und weist regelmäßig über sein Mikrofon darauf hin. Inzwischen ist alles wieder beim Alten und Hatchiban kommt jeden Sonntag mit seiner mobilen Anlage auf den ehemaligen Todesstreifen. Seine Show sei „spektakulär und intim zugleich“, meint er. „Den meisten ist bewusst, dass es eine große Sache ist für den, der auf der Bühne steht.“ Nachdem einer der Freizeitsänger sein Lied vor hunderten Leuten zum Besten gegeben hat, setzt sich die Person wieder auf die Stufen zwischen das Publikum. Dadurch entsteht eine starke Energie. „Die Leute sind immer neugierig, was als Nächstes kommt.“
Hatchiban geht es nicht anders. Darum betreibt er die Show auch nach vier Jahren noch mit großem Enthusiasmus. „Spätestens am Sonntag um fünf nach drei bin ich froh, dass ich gekommen bin“, sagt er. An den anderen Tagen der Woche heißt Joe Hatchiban Gareth Lennon. Der aus Dublin stammende Mann trägt unter der Kapuzenkacke sein braunes Bearpit-Karaoke-T-Shirt und sitzt vor einem Café in Schöneberg. Immer wieder grüßt er Leute auf der Straße. Sie sind Nachbarn von Gareth Lennon – seinen langjährigen Wohnsitz in Prenzlauer Berg hat er für Schöneberg aufgegeben. Durch seine inzwischen zwei Jahre alte Tochter konnte sich Lennon schnell in die neue Nachbarschaft integrieren.
Putzen geht einfacher mit Musik
Zum Karaoke-Moderator wurde Lennon eher zufällig, als er mit Freunden durch Berlin lief und Touristen beim Singen filmte. Das Amphitheater war ihm schon lange ein Begriff und irgendwann dachte er sich, es wäre eine gute Idee, dort einen ganzen Nachmittag mit seiner Anlage zu bestreiten – bis seine Autobatterie den Geist aufgab. Später war er mit seiner Karaoke-Maschine auch in der Bar 25, auf dem Berliner Bierfest und bei der Langen Nacht der Museen zu Gast. Er versucht sich gerne an neuen Orten. Für die Aktion „Berlin – unsere saubere Stadt: Mach mit!“ hat er ein neues Konzept: Karaoke auf Kinderspielplätzen.
Wenn er mit seinem Lastenfahrrad nicht gerade seine Karaokeanlage mitschleppt, chauffiert er in der angehängten Transportkiste seine Tochter Lilly. Erst mit einem Kind bemerkte er, wie unterschiedlich Spielplätze aussehen können. „Es ist komisch: Manche sind immer müllfrei und gepflegt, andere das Gegenteil.“ Darum sucht er für den 15. September freiwillige Helfer, die mit ihm mehrere Spielplätze in Prenzlauer Berg von Abfall und Glasscherben säubern. Das große Putzen beginnt gleichzeitig an unterschiedlichen Orten wie dem Spielplatz am Falkplatz. Lennon erscheint als Joe Hatchiban mit seiner Anlage und verkürzt die Zeit mit kleinen Karaoke-Partys.
Nähere Informationen über Orte und Zeiten gibt Hatchiban auf seiner Facebook-Seite www.facebook.com/sonntagskaraoke bekannt.
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