Einen eigenen Ort zu haben, der den eigenen Bedürfnissen gerecht wird. Das fordern junge Frauen und Mädchen immer wieder, erklärt Janett Köber von „Mädchen in Marzahn“. Genau das möchte der Verein ihnen bieten. Einen Ort, in dem Mädchen und Frauen auch mal frei über Dinge reden können, was in der Anwesenheit von Jungs oder Männern eher nicht angesprochen würde – und ihnen gleichzeitig ein breites Programm mit Freizeit-, Bildungs- und Beratungsangeboten zur Verfügung stellen.
Weil es sich lohnt
Schon in den ersten Jahren des Projekts wurde das Angebot von jungen Marzahnerinnen aus allen sozialen Schichten begeistert genutzt. Da konnten sie sich im Computerraum mit dem World Wide Web vertraut machen, in der Bibliothek stöbern, Sport treiben, oder in der Konfliktberatung die eigenen kleinen und großen Sorgen besprechen.
Früh entwickelte sich die Gesprächsreihe „Hautnah“, bei dem ganz offen über Probleme zu Hause oder in der Schule, aber auch über den eigenen Körper, Sexualität, über Liebe und Freundschaft geredet wird. Zu diesen „Dauerbrennern“, welche vor allem junge Menschen in der Pubertät beschäftigen, sind in den letzten Jahren außerdem Themen wie soziale Ausgrenzung und Mobbing dazu gekommen, erzählt Köber, die schon seit 1996, also fast seit den Anfängen des Projekts dabei ist. Für sie geht es immer darum, gemeinsam aktiv zu werden, Projekte zu starten und „das Leben positiv zu sehen, auch wenn das jetzt ein bisschen pathetisch klingt“, lacht sie.
Zu den schönsten Momenten gehört es für sie, wenn sich ehemalige Zentrumsbesucherinnen auf der Straße an sie erinnern, von ihrem jetzigen Leben berichten und die Sozialarbeiterin merkt, wie sehr sich das Engagement lohnt. Die so wichtige Stärkung von Selbstbewusstsein und Gruppenzugehörigkeit passiert zum Beispiel auf den Ferienfahrten. Da geht es eine Woche lang raus in die Natur, um bei Lagerfeuer und Nachtwanderungen eine ganz andere Umgebung zu entdecken und zu genießen – oder sich beim Bauen von Freibrandöfen und in Holzschnitz-Projekten neu auszuprobieren.
Ein vielfältiges Angebot für unterschiedliche Bedürfnisse
In den verschiedenen Projekten, welche der Verein mit einzelnen Jugendlichen aus dem Bezirk oder ganzen Schulklassen veranstaltet, geht es oft darum, traditionelle Geschlechterrollen zu hinterfragen, verschiedene Berufsmöglichkeiten kennenzulernen und auch das interkulturelle Zusammenleben zu erforschen und gestalten.
Manche Marzahnerinnen nehmen die Angebote sporadisch wahr, kommen zur Beratung, wenn es gerade Not tut, mit anderen entstehen aber auch Langzeitbeziehungen, in denen der Verein sie auf ihrem Weg von der Schule in die weiterführende Ausbildung und ins Studium begleitet – und sie manchmal sogar in einem Projekt als Mitarbeiterin begrüßt oder für ein Praktikum einstellt. Bis zum Jahr 2000 wurde der Verein noch kommunal finanziert, aufgrund der massiven Kürzungen im sozialen Bereich sind es nun vor allem ehrenamtliche Mitarbeiterinnen, welche Beratungs- und Freizeitangebot am Laufen halten.
Staatlich gefördert wird hingegen noch das betreute Wohnen, neben dem Mädchenzentrum der zweite Bereich des Mädchen in Marzahn e.V. Dort finden junge Frauen, die aus den verschiedensten Gründen nicht mehr bei den Eltern wohnen, eine Unterkunft und darüber hinaus Hilfe bei der alltäglichen und weiteren Lebensgestaltung. In einem dritten Vereinsbereich geht es im „Frauenszimmer“ um die erwachsenen Marzahnerinnen. Auf dem Programm stehen hier einerseits Abendkurse zu Trommeln, Keramik und Gymnastik, andererseits auch Beratung für alleinerziehende Mütter und zusammen mit dem interkulturellen Projekt „Meridian“ Feste, Kultur- und Bildungsveranstaltungen und Gesprächsreihen, in denen Frauen aus verschiedenen Kulturen zusammenkommen.
Am Montag, den 10. März ab 11 Uhr wird mit einem internationalen Frauenfrühstück, einem Konzert osteuropäischer Lieder von der Sängerin Suzanna und reichlich Gaumenfreuden das 20. Jubiläum gefeiert. Weitere Infos gibt es hier.