„Am meisten macht es mir Spaß, die Entwicklung der Jugendlichen mit zu verfolgen. Zu sehen, wie sie in ihrer Rolle aufgehen und wachsen – das ist wirklich toll!“, erzählt Christian Hörr begeistert. Der hauptamtliche Sozialarbeiter im Nachbarschaftsheim Neukölln vernetzt Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahren mit ihren jüngeren Kiezgeschwistern. Die Jugendlichen geben Workshops – kochen, boxen, basteln oder spielen Fußball mit sechs- bis zwölfjährigen Kindern, die an dem Nachmittagsprogramm teilnehmen. Darüber hinaus fungieren sie als direkte Ansprechpartner und als Vorbilder.
Ziel sei es, dass die Jugendlichen Wertschätzung und Anerkennung für ihre Arbeit mit den Kids erfahren. Zudem erhöhe sich durch die Peer Helper das Freizeitangebot für Kinder in Neukölln, so Hörr. „Eigentlich ist ein Peer Helper ein 24-Stunden-Job“, erklärt der 36-Jährige weiter, „denn die Vorbildfunktion der Jugendlichen hört ja nicht auf, wenn sie die Kids in ihrer Freizeit auf dem Spielplatz treffen“. Die Kinder könnten mit den Jugendlichen teilweise sogar besser reden als mit den Sozialpädagogen, gibt Hörr außerdem zu bedenken. Eine Win-Win-Situation auf beiden Seiten also.
Vom Spielmobil zum Peer Helper
Die Idee dazu kam Hörr zusammen mit dem Geschäftsführer des Nachbarschaftsheims Neukölln Bernhard Heeb. Damals war der gebürtige Stuttgarter mit dem Spielmobil im Kiez unterwegs. Dabei fiel ihm auf, dass der Respekt der Jugendlichen gegenüber den Kleinen nur sehr gering war. Das wollte er ändern und so kam es zu einem Brainstorming mit seinem Chef. 2011 starteten dann das Pilotprojekt, unterstützt vom Programm Soziale Stadt und vom Quartiersmanagement Körnerpark. Heute betreuen insgesamt zwölf Peer Helper in acht Workshops bis zu 80 Kinder pro Woche. „Einige der Kinder, die früher beim Spielmobil dabei waren, sind jetzt Peer Helper“, sagt Hörr stolz.
Die Peer Helper erhalten eine dreitägige Ausbildung, bei der die Sozialarbeiter des Kiezes ihnen helfen, ihre Stärken herauszuarbeiten. Zudem erstellen die Jugendlichen ihre eigenen Konzepte zu den Workshops, erlernen Konfliktmediation und werden über ihre Rechte und Pflichten als Vorbilder für die Kinder aufgeklärt. „Danach schmeißen wir die Jugendlichen ins kalte Wasser, damit sie möglichst schnell Erfolgserlebnisse haben“, so Hörr. Das Konzept hat Erfolg. Die Jugendlichen fühlen sich ernst genommen und wertgeschätzt. Die Kleinen schauen auf zu ihren großen „Brüdern“ und „Schwestern“. Christian Hörr freut sich sehr darüber: „In den letzten vier Jahren konnten wir schon ein friedlicheres Miteinander im Kiez beobachten.“