Wandel im Kiez

Friedrichshain verliert vier Lieblingsläden

Der Kiez ist in Trauer: In Friedrichshain müssen wir uns von gleich vier Orten mit Tradition verabschieden.
Der Kiez ist in Trauer: In Friedrichshain müssen wir uns von gleich vier Orten mit Tradition verabschieden.
Friedrichshain - Sie alle gehören seit über zehn Jahren zu Friedrichshain. Und jetzt machen sie dicht. Welche Traditions-Türen sich bald nicht mehr öffnen und welche der vier Schließungen nichts mit Gentrifizierung zu tun hat, liest du hier.

Ein Kultladen hat den Südkiez schon geräumt, drei andere Locations folgen in den nächsten Wochen. Von der Galerie bis zum Club: Sie alle gehören seit Jahren in den Bezirk. Und dass sie schließen, macht uns traurig.

K17 und Wilde 13: keine Alternativen mehr

Metalheads, Konzertliebhaber und Freunde der schwarzen Klamotte werden am meisten an der bevorstehenden Schließung des K17 zu knabbern haben. Der Club gehört seit stolzen 17 Jahren in Friedrichshains Pettenkoferstraße. Seine vier Floors plus Biergarten und Konzertsaal sind ein Zuhause für Subkulturen von Rock über Cybergothic bis Dark Metal. Bei diversen Band-, 90er- oder Singleparties heißen die aber auch alle anderen in Partylaune herzlich willkommen. Und weil man bekanntlich gehen soll, wenn es am schönsten ist, macht der Club jetzt dicht. Das ist jedenfalls die einzige Erklärung, die es bisher von offizieller Seite zur Schließung gibt. Fakt ist: Man verabschiedet sich mit einer Abschiedsparty am 15. Mai aus der Szene.

 

Ein Hort für Gruppen diverser Subkulturen war auch die Wilde 13 im Boxhagener Kiez. Die Werder-Bremen Fankneipe und Sportsbar mit fantastischem Musikgeschmack feiert ihre letzte Party am 30. April. Dann wird sicher wie gewohnt gekickert, getrunken und zu Punk, Ska, Rock´n´Roll und Oi getanzt. Nach elf Jahren im Kiez ist Schluss, weil die neue Besitzerin des Hauses mit der Kneipe den Mietvertrag nicht verlängern möchte.

Auch Kunst und Kuchen geben den Schlüssel ab

Immerhin zehn Jahre lang gehörte auch die Galerie United Loneliness in den Kiez rund um den Boxhagener Platz. Sprüche gegen Gentrifizierung waren zuletzt an den Fenstern zu lesen, bevor die Künstler am 26. März zum letzten Mal die Tür öffneten. Ihre Bilder mit bunten Tierchen und Monstern gibt es aber weiterhin auf diversen Märkten zu kaufen. Zum Beispiel immer wieder sonntags beim Flohmarkt auf dem Boxi.

Zuletzt geht es auch den kulinarischen Genüssen im Samariterkiez an den Kragen. Im Cake & Coffee gibt es seit zwölf Jahren eben das, was der Name verspricht. Und zwar hausgemacht und super lecker. „Mieterhöhungen, Ärger mit Behörden und die Einsicht, dass ich nicht bis zur Rente 13 Stunden am Tag im Laden stehen kann, haben mich zu dem Entschluss gebracht jetzt aufzuhören.“, erklärt der Besitzer André Brelovsky auf Facebook. Und verabschiedet sich am 17. Juni mit einer Feier im Laden. Wer kann, sollte vorher unbedingt noch ein Stück seiner Torten probieren.

 

Ein von Rozana Renger (@rozana) gepostetes Foto am

K 17, Pettenkoferstr. A 17, 10247 Berlin

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