Es ist verdammt schwer, den trockenen Humor, der ins Sarkastische ausufert, und die pointierte Sprache von Ex-Poetry-Slammer und Bestsellerautor Marc-Uwe Kling in Bilder zu übersetzen. Regisseur Dani Levy (Alles auf Zucker) hat sich trotzdem herangewagt und mit Henry Hübchen (gewohnt genial), Carmen Maja Antoni (herrlich gut auf den Punkt) und Dimitrij Schaad (Ex-Maxim-Gorki-Theater-Star, der hoffentlich öfter die Theaterbühne verlässt, um im Film zu sehen zu sein) auch eine tolle Truppe zusammengestellt, um das Unmögliche möglich zu machen. Ja, auch die Entscheidung, Marc-Uwe nicht als Marc-Uwe selbst vor die Kamera zu treten, sondern den gerade schon gelobten Dimitrij Schaad den Vortritt zu lassen, ist super. Wenn du dich also frei machst von den Büchern und auch derberem Humor nicht abgeneigt bist, dann kannst du mit Die Känguru-Chroniken wirklich einen lustigen Filmabend erleben.
Falls du gar nicht weißt, wovon hier die Rede ist, eine Kurzfassung: Als sich ein kommunistisches Känguru bei Marc-Uwe Kling in Kreuzberg einnistet, ist der nicht begeistert. Aber weil er sich als antriebsloser Kleinkünstler „mit Migränehintergrund“ nicht zu wehren weiß, entsteht eine ungewöhnliche WG – Freundschaft inklusive. Die beiden reden über Gott und die Welt – oder besser gesagt über Marx, Brecht, den Vietcong und andere Themen, die zwischen einem Anarchisten und Kommunisten selbstverständlich auf den Tisch kommen. Als Rechtspopulist Jörg Dwigs auf dem Areal des Görlis als Quartier für internationale Nationalisten einen phallischen Dwigs-Tower errichten will, kämpfen das Känguru und Marc-Uwe als Anti-Terror-Einheit dagegen an. Dem tierisch-ironischen Duo stehen die Späti-Brüder aus dem Erdgeschoss, Herta von der Eckkneipe und die hübsche, alleinerziehende Hackerin Maria mit ihrem Spross Jesus zur Seite…
Die Kling-Belesenen wissen nun schon, dass der Film nicht nur auf den Känguru-Chroniken beruht, sondern auch das Känguru-Manifest mit einbezieht. Die Handlung ist wild, aber nicht ganz unglaubwürdig. Weil Levy auf (Lach-)Nummer sicher setzt, statt auch mal auf die feine Ironie des Autors zu vertrauen, geht der Spaß manchmal sehr ins Klamaukige über. Aber die tollen Dialoge, die wunderbaren Schauspieler und das fabelhafte Känguru (goldrichtig gesprochen von Marc-Uwe Kling) sind gute Gründe dafür, dem Film ganz persönlich eine Chance zu geben.
Der Film „Die Känguru-Chroniken“ startet am 5. März 2020 in den deutschen Kinos.