Bahnt man sich bei seinem ersten Besuch einen Weg durch den vorderen Kaffeehaus-Bereich vorbei an der edlen American-Bar nach hinten in das Restaurant, kommt man nicht umhin, über die fast unendlich wirkende Weite, Höhe, Größe zu staunen. Natürlich auch den Stuck, das Gold, die Kronleuchter, die Säulen, das angenehm-schummrige Licht. Ein Hauch Paris, ein Hauch Wiener Kaffeehaus, ein Hauch Vergangenheit – Berlin ist jedenfalls plötzlich ganz weit weg. Dabei ist das Grosz nach einem gebürtigen Berliner benannt: dem Maler und Karikaturisten George Grosz (1893-1959).
Auf der Speisekarte stehen traditionelle Gerichte, versehen mit einem modernen Touch – ähnlich wie im Borchardt, das ebenfalls Roland Mary betreibt. Zum Start werden beispielsweise drei Varianten Bouillabaisse angeboten, „La Petite“ (12 Euro) mit drei verschiedenen Fischen, „La Grande“ für zwei Personen (22 Euro) mit Jakobsmuscheln und Langusten oder „La Speciale“ (für 40 Euro) mit Hummer. Der Fisch – vom Loup de Mer bis hin zum Thunfisch-Steak – ist sehr zu empfehlen. Auch an der Perlhuhnbrust Supreme an jungem Gemüse mit Taglioni (für 22 Euro) oder dem Ibérico-Schwein an Apfel-Schalotten-Fondue und Kartoffelpüree war nichts auszusetzen.
Ein kulinarischer Schwerpunkt der Edelbrasserie sind erstklassige Steaks. Für den Nachtisch, z.B. ein Schwarz-Weiß-Mousse-Törtchen für 6.50 Euro oder dreierlei Crème brulée für 8 Euro, sollte man sich aber auch auf jeden Fall noch Platz lassen. Sind hier doch Kenner am Werk; schließlich gibt es die hauseigene Pâtisserie L’Oui, in der Tartes, Eclairs und vieles mehr gebacken werden. Dass der Service noch nicht zu 100 Prozent aufeinander eingestellt ist, kann dem Gesamteindruck nicht schaden.
Inspirierende Geschichte
Vielleicht fühlt man sich als Besucher des Grosz auch deshalb in eine andere Welt versetzt, weil über dem ganzen Gebäude noch der Dunst der Vergangenheit hängt. Schließlich wurde das Haus Cumberland 1911/12 als eines der schönsten Häuser des Kurfürstendamms errichtet und verfügte als Boarding Haus über Restaurants, 18 Ladengeschäfte, eine Konditorei, eine American-Bar, ein Klubzimmer, einen Fechtsaal, eine Kegelbahn, einen Dachgarten und sogar eine Kur- und Badeanstalt im vierten Stock. Es ist das letzte vollständig erhaltene Beispiel eines echten Grand-Hotels – alle anderen Berliner Hotels dieser Art wie etwa das Adlon oder das Esplanade wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört – und steht unter Denkmalschutz.
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