Fünf- und sechsjährige Kinder springen wie Hampelmänner auf und ab oder balancieren auf einem Seil. Später sitzen sie mit ihrer Lehrerin auf dem Boden und denken über deren Frage nach, was zu tun ist, wenn man Mama oder Papa im Kaufhaus aus den Augen verliert. Was hat das alles mit Karate zu tun? Es ist Teil des Samurai Kids-Programms, eines kindgerechten, ganzheitlichen Ansatzes, um den jungen Schülern mehr als nur einen Kampfsport zu vermitteln.
Fried-Günter Hansen, Leiter des Taram Dojo in einer schönen Ecke von Niederschönhausen und drei weiterer Karateschulen im Umkreis, erläutert die Gründe, warum Eltern ihre Kinder in eine Kampfsportschule schicken. Manchen der Kids mangele es an Selbstbewusstsein, sie litten unter Bewegungsmangel oder fehlender Konzentrationsfähigkeit. Beim Kinderkarate beschäftigen sie sich über den sportlichen Aspekt hinaus mit Fragen der Sicherheit – wie im erwähnten Kaufhaus-Szenario – und lernen, diszipliniert zu bleiben. Dies ohne Zwang zu vermitteln, macht die Qualität der Kursleiter aus.
Jede der Unterrichtsstunden beinhaltet vier Einheiten nach dem bundesweit erfolgreichen Samurai Kids-Programm. Es beginnt mit dem Fitness-Teil, der die Gesundheit und motorische Basis fördern soll. Die „Hampelmann“-Übungen trainieren etwa die Sprungkraft der Beine. Natürlich geht es auch um Kondition, aber vor allem darum, dass sich die Kinder bewegen und abreagieren können. In der Einheit Sicherheit durch Selbstbewusstsein wird die Konfliktvermeidung und das Verhalten in brenzligen Situationen geübt. Dabei geht es nur in zweiter Linie um körperliche Selbstverteidigung, sondern vor allem um die Fähigkeit, körperlich und verbal Grenzen zu setzen und Hilfe einzufordern.
Kindgerechte Übungen, Vorträge für Eltern
Im dritten Teil des Programms folgen die ersten Kampfübungen – es geht dabei darum, durch Konzentration Techniken zur Verteidigung zu verinnerlichen, bis die Kinder Körperbeherrschung und Kraft richtig einsetzen können. Erst dann wird zusammen mit einem Partner trainiert. Das Verankern der körperlichen Übungen erfolgt im letzten Teil der Unterrichtsstunde. Hier wird musikalisch untermalt die Koordination geübt – und zwar ganz bewusst immer links und rechts, so dass beide Gehirnhälften geschult werden. Das macht sich später auch im Schulunterricht als verbesserte Auffassungsgabe bemerkbar.
Derzeit werden bei Taram Dojo nach Alter gestaffelte Kurse für 5- bis 12-jährige Karate Kids angeboten. Ewig auf einen Gürtel warten müssen die jungen Schüler nicht: Im Samurai Kids-Programm gibt es regelmäßig Prüfungen, die vor allem dazu dienen, den Kindern ihre eigenen Lernerfolge deutlich zu machen. Derzeit sucht die Schule von Fried-Günter Hansen übrigens nach weiteren Lehrern; ein Ausbau des Kursangebots wird angestrebt.
Schon heute finden ergänzend zum Kinderkarate Vorträge für Eltern statt – etwa über die Grenze zwischen Bewegungsmangel und ADHS. Eröffnet hat die Kinder-Karateschule im April 2016 – Kurse für Erwachsene werden ab September 2016 angeboten.
Weitere Informationen zum Angebot gibt es auf der Webseite von Taram Dojo.