Karlshorst kommt voran: Nicht nur, dass im vergangenen Sommer der neue Stadtplatz eingeweiht wurde, im Frühsommer soll der Bahnhof Karlshorst endlich erweitert werden. Dann gibt es zwei neue S-Bahn-, eine Fernbahn- und eine zusätzliche Fußgängerbrücke, sowie ein Aufzug. Auch für das neue Kulturhaus „K3“, das gegenüber an der Ecke Treskowallee/Dönhoffstraße entstanden ist, gibt es ein tragfähiges Nutzungskonzept. Das Haus soll künftig Musik, Performance, Film und zeitgenössischer Kunst Raum geben.
Nicht nur in Sachen Infrastruktur und Kultur ist der Stadtteil im Wandel. „Karlshorst nimmt in den letzten Jahren eine sehr erfreuliche Entwicklung, die zu einer starken Nachfrage insbesondere von jungen Familien nach Wohnungen geführt hat“, sagt Wilfried Nünthel (CDU), Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung. „Wir möchten dort in den nächsten Jahren neuen Wohnraum für jeden Geldbeutel schaffen und auch weiter die Infrastruktur von Karlshorst stärken.“
Carlsgarten: Eigenheimsiedlung mit sterilem Charme
Ein Beispiel dafür ist die Neubausiedlung „Carlsgarten“, die auf dem einstigen Brachland südlich der S-Bahntrasse konstant wächst. Ab April will die TLG Immobilien GmbH den vierten und letzten Bauabschnitt hinter der Trabrennbahn erschließen. Geplant sind Reihen- und Einfamilienhäuser für rund 160 Familien. „Die Lage des Wohngebietes ‚Carlsgarten‘ ist besonders attraktiv: innerstädtisch, ruhig, nur wenige Minuten mit der S-Bahn bis zum Alexanderplatz. Direkt nebenan: die Wuhlheide. Damit eignet sich das Gebiet in herausragender Weise für den Eigenheimbau“, sagt Jörg. R. Lammersen, Niederlassungsleiter Berlin/Brandenburg der TLG.
Aber in Karlshorst werden auch andere Brachen erschlossen. Darunter das Gelände des ehemaligen Studentenwohnheims an der Treskowallee – dort plant die Howoge den Neubau von 300 Wohnungen für Familien – sowie die ehemalige Festungspionierschule in der Zwieseler Straße. Diese wurde bis Kriegsende von der Wehrmacht genutzt und dann von der Roten Armee übernommen.
Aus Roter-Armee-Kaserne wird Wohnpark Karlshorst
Bis 1992 prägte sie hier mit dem Hauptquartier der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) den gesamten Stadtteil. Nach Abzug der Truppen stand die alte Kaserne leer und verfiel. Pläne, sie in Wohnungen für Bundesbedienstete aus Bonn umzubauen, wurden nie realisiert. Seit 2010 wird das 46 Hektar große Gelände mit Grünanlagen und altem Baumbestand zum familienfreundlichen „Wohnpark Karlshorst“ umgestaltet.
Insgesamt 350 Wohnungen entstehen in den 12 denkmalgeschützten Altbauten und drei Neubauten. 2080 Euro kostet hier der Quadratmeter und liegt damit deutlich über dem Lichtenberger Mittelwert von 1300 Euro. Andererseits kann man in Karlshorst auch bis zu 2700 Euro pro Quadratmeter für eine Eigentumswohnung bezahlen – Tendenz steigend. Die Lage gilt nicht umsonst als heißer Tipp für Investoren und Eigennutzer.
„Das Angebot im Wohnpark wird sehr gut angenommen“, sagt Peter Pfeffer von Filor & Pfeffer Immobilienmanagement. „Alle Wohnungen sind verkauft, wobei im sanierten Altbau die Mehrheit für durchschnittlich 6,50 Euro kalt vermietet wird.“ In den Neubauten, die noch im ersten Quartal 2012 fertig werden sollen, werden dagegen vor allem Eigentümer einziehen.
Ehrgeiziges Projekt: Gartenstadt Karlshorst
Um die ehemalige Pionierschule herum ist ein weiteres ehrgeiziges Projekt geplant: die „Gartenstadt Karlshorst“, deren Konzept aus der Feder von Architekt Klaus Theo Brenner stammt. Das Bauplanverfahren für das Projekt auf dem einstigen Militärgelände zwischen Zwieseler Straße, Köpenicker Allee und dem Naturschutzgebiet Biesenhorster Sand soll noch 2012 abgeschlossen werden. „Wir rechnen Mitte des Jahres mit dem Baubeginn für den ersten Bauabschnitt nördlich des Wohnparks“, sagt Klaus Güttler-Lindemann, Leiter des Stadtplanungsamts Lichtenberg. Insgesamt habe das weitläufige Areal das Potenzial für circa 500 neue Wohneinheiten, wobei im ersten Schritt zehn Häuser mit rund 100 Wohnungen realisiert werden. Der südliche Teil müsse erst noch als Wohngebiet erschlossen werden.
Im Gegensatz zur Siedlung „Carlsgarten“ hat sich der Bezirk gemeinsam mit dem Investor, der WPK Grundstücksentwicklungsgesellschaft, hier bewusst für ein geschlossenes, städtebauliches Konzept mit hohem Qualitätsanspruch entschieden. „Das Deutsch-Russische Museum bildet als Baudenkmal die Mitte der Gartenstadt“, erläutert Architekt Brenner, „es werden auch die Flugzeughallen im südlichen Abschnitt einbezogen und zu Wohnungen ausgebaut.“
Außerdem wird die Gartenstadt mit ihrer modernen Interpretation klassischer Formen und in ihrer harmonischen Struktur im Neubau an das bestehende Villenquartier angebunden, während sie gleichzeitig von der direkten Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet profitiert. Damit gewinnt das Wohnungsangebot in Karlshorst in den kommenden Jahren nicht nur räumlich und preislich, sondern auch architektonisch und ästhetisch an Vielfalt.