Interview

Karoline Herfurth: "Ich war auch schon zu Techno feiern!"

Frau sitzt mit Mann im Auto
Beat (Jannis Niewöhner) und Emilia (Karoline Herfurth) im Auto.
Ab 9. November startet die Berliner Techno-Krimi-Serie BEAT mit Karoline Herfurth (34) in einer der Hauptrollen. Darin spielt die gebürtige Pankowerin ein Mitglied des Europäischen Geheimdienstes. Wir sprechen mit ihr über Techno, Schlager und ihre eigene Regiearbeit.

Die neue Amazon Prime-Serie BEAT beschäftigt sich in sieben Folgen mit der Berliner Techno-Szene, aber auch mit organisierter Kriminalität. Im Mittelpunkt steht der Club-Promoter Robert Schlag alias Beat (Jannis Niewöhner), der das Berliner Nachtleben in vollen Zügen genießt und jeden in der Szene kennt. Dieses Insiderwissen wird für den Europäischen Geheimdienst (ESI) interessant und so auch für die Agentin Emilia, gespielt von Karoline Herfurth (34). Wir treffen die Schauspielerin und Regisseurin an einem sonnigen Herbsttag im Soho House an der Torstraße.

QIEZ: Aktuell kommen ziemlich viele gute Serien raus. Da du selbst auch Regie führst, könntest du dir vorstellen, eine Serie zu betreuen?

Karoline Herfurth: „Klar, wenn das Konzept schön ist. Ich habe ja mal einen Mini-Kurzfilm (Mittelkleiner Mensch) gemacht. Das war aus Spaß, aber damit hat alles angefangen. Da dachte ich eigentlich, dass ich daraus irgendwann eine Serie machen möchte, aber das habe ich bisher noch nicht geschafft. Ich kann mir das also schon vorstellen, aber es kommt immer, wie es kommt. Jetzt kann ich mit Sweathearts (Starttermin 14. Februar 2019) meinen zweiten Kinofilm machen und das reicht mir erstmal an Herausforderungen (lacht).“


Q.: Die neue Serie Beat, in der du eine der Hauptrollen spielst, ist viel komplexer als man es sich vorher vorstellt. Neben dem Club-Leben spielen Organhandel, Religion, Traumata im Kinderheim und der Geheimdienst eine Rolle. Wie hast du Familie und Freunden erklärt, worum es geht? Bei einem Elevator Pitch wären wir bei dieser Story nämlich ein bisschen verloren.

K. H.: „Ich bin nicht sehr gut im Elevator Pitch (lacht). Ich rede meistens aus Sicht meiner Figur, weil ich dieses ganze Universum von meiner Figur aus betrachte. Ich spiele Emilia, eine Agentin beim Geheimdienst. Sie rekrutiert Beat, mit dem sie wenig am Hut hat. Dadurch verschmelzen zwei Welten, die scheinbar nicht so viel miteinander zu tun haben. Am Set haben wir immer gesagt: Beat ist die Nachtwelt und Emilia die Tagwelt, was aber keine Wertung sein soll. Die Serie zeigt einen Knotenpunkt in unserer Gesellschaft auf. Die eine Seite feiert, ist frei und lebt in einer friedlichen Bubble, während diese Lebensart in anderen Teilen der Welt zu unglaublich brutalen Konflikten führt. Mein Lieblingssatz von Emilia in der ganzen Serie ist: „Kratzt dich die Moral, wenn du dir Koks reinziehst? Denkst du dabei an die Leute, die für deinen Stoff sterben? An die Warlords, denen du die Taschen füllst? Du hast dir dein Weltbild auch aus Klischees vom Schweinesystem zusamengeklebt, was?“ Ethische Vorstellungen, Werte, Moral sind sehr verschieden, was unsere Welt so vielschichtig und komplex macht. Beat will sich austoben und sagt er scheißt auf den Staat, wobei Emilia ihm klar macht, deine Freiheit kostet wahnsinnig viel. Die Werte, die Beat frei machen, sind die am härtesten umkämpften momentan in unserer Welt, daher finde ich den Stoff der Serie hochaktuell.“

Frau tanzt in einer großen Menge.

Emilia (Karoline Herfurth) geht mit Beat (Jannis Niewöhner) im Watergate in Kreuzberg feiern.

Q.: Ist Emilia eine politische Figur?

K.H.: „Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, Emilia ist sehr politisch, idealistisch und sehr einsam.“

Q.: Sie ist aber auch ein großes Mysterium. Während die Geheimnisse oder die Dämonen der männlichen Rollen relativ schnell offengelegt werden, bleibt deine Rolle die Sauberfrau, obwohl es da schon Andeutungen gibt, dass da noch was im Busch ist. Fandest du gerade dieses Geheimnisvolle gut an deiner Rolle?

K.H.: Ja, ich finde es schön, dass man sie nie so richtig einschätzen kann, wobei man schon weiß, wo ihr Herz schlägt. Die Ungreifbarkeit gehört tatsächlich zur Figur dazu. Als ich angefangen habe mich mit dem Berufsstand zu beschäftigen, habe ich schnell gemerkt, dass man viel nicht erfahren kann, weil viel geheim ist (grinst). Auf der Website des CIA (Central Intelligence Agency) habe ich mich erkundigt, wie man Agent wird. Da wird erstmal dein Background und der deiner Familie gründlich gecheckt. Das, wofür du stehst, was du glaubst, was du bist, ist wahnsinnig wichtig. Es kann sein, dass du niemandem sagen darfst, was, wann und wo du etwas tust. Das heißt deine Familie weiß nicht, wo du bist oder ob du in Lebensgefahr steckst oder nicht. Was ist das für ein Leben! Sogar der Staat kann aus Sicherheitsgründen deine Identität verneinen. Das finde ich eine sehr einsame Lebensrealität. Deshalb ist Emilia auch einsam. Man merkt schon, dass sie eine Not hat, aber keine Verbindung schaffen kann.

 

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Ein Beitrag geteilt von QIEZ (@qiez.de) am Nov 8, 2018 um 5:48 PST

Q.: Die Serie spielt in einigen bekannten Berliner Clubs wie dem Watergate. Gehst du selbst gerne feiern?

K.H.: „Ich gehe wahnsinnig gern feiern und tanzen, aber meistens sind die Partys, die ich so mache Warm-ups, Bergfest und Abschlussfeste beim Film – aufgrund meines Arbeitspensums. Das sind aber auch sehr gute Partys! Meine letzte war die Abschlussfeier meiner zweiten Regiearbeit Sweethearts und die nächste wird die Premiere von Beat sein. Ich liebe diese Abschlussfeste, weil man hat mit den Leuten viel Zeit verbracht, es ist bisschen so, wie eine letzte Feier im Feriencamp. Wenn ich mich mit meinen Freunden treffe, bin ich eher so ein spießiger Spieleabendmensch und koche lieber zu Hause.“

Q.: Lustigerweise geht es in Beat neben Techno auch um Schlager – was hörst du lieber?

K.H.: „Was Musikrichtungen angeht, bin ich furchtbar eklektisch. Ich war tatsächlich schon auf Techno feiern und mein kleiner Bruder kennt sich da aus. Ich habe ihm das Versprechen abgerungen, dass er mich mal mitnimmt, aber ich glaube, er will nicht so richtig. Ich weiß nicht so richtig warum (lächelt). Was Schlager angeht, so Oldies-Schlager kann ich schon was abgewinnen (singt: „Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür…“). Ich selbst würde mir aber wohl keinen Schlager, aber auch keinen Techno zwingend anmachen, ich höre lieber Musik aus den 80ern. Jannis (Niewöhner) hat mir aber ganz tolle Tracks gezeigt, obwohl ich glaube, dass es mehr Elektro ist. Ich bin da aber auch schlecht drin, wenn ich Country sage, meine ich meistens Western (Filmstil). Was mir aber gerade noch einfällt: Die Eltern von meiner sehr engen Freundin haben ganz oft Schlager gehört, deshalb habe ich da wohl eine positive Kindheitserinnerung daran. Aber vielleicht geht es vielen so.“

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