Offene Rechnungen sind nach dem Abzug der Gourmets, Hedonisten und Partygänger aus der Köpenicker Straße 50 das, was vom Kater Holzig bleibt: Die gleichnamige Gesellschaft hat am 24. Oktober Insolvenz angemeldet. Kein Geld war mehr da, um Betriebskosten zu bezahlen. So erklärt der gerichtlich bestellte Insolvenzverwalter Hubertus Bartelheimer die Pleite. Die Gesellschaft war bereits zuvor in Liquidation. Kein großes Ding eigentlich, zumal die Feier weitergeht, am anderen Ufer unter anderem Namen: Ein Kreativdorf mit Mörchenpark und Holztürme sind geplant und ein Vermieter kommt erst gar nicht mehr vor.
Dass der frühere Vermieter noch Geld zu bekommen hat, steht für den Insolvenzverwalter außer Frage, „wenn die Zahlungsmittel nicht ausreichen, dann ist man eben insolvent“. Von „unerwartet hohen Endabrechnungen“ sprechen die früheren Chefs der Kater Holzig GmbH, deren Zweck „die zeitlich befristete Nutzung eines Ruinengrundstücks“ gewesen sei. Ein ganz gewöhnlicher Vorgang könnte man meinen. Nur der Grundeigentümer, der leer ausgeht, dürfte das anders sehen. Für die Party-Gemeinde wird es einerlei sein, sie haben Großes vor und können dafür jeden Cent brauchen: Ihre eigene kleine Stadt bauen sie an der Michaelkirchbrücke. Die ersten Häuser sollen noch in diesem Jahr in Bau gehen.
Am anderen Ufer geht es voran
Der Baustart für die ersten Häuser noch in diesem Jahr, Freiflächen öffentlich zugänglich gemacht, der Mörchenpark temporär gestaltet – „man kann ja sehen, dass es vorangeht“, sagt ein Sprecher von Holzmarkt. Die neuen Projekte seien geschäftlich nicht an der Kater-Holzig-Ära zu messen und schon gar nicht auf die Protagonisten der Bar 25 zu begrenzen. Der Kreis hat sich stark ausgeweitet. Mehrere hundert Mitglieder im Verein Mörchenpark werden die Freiflächen an der Spree gestalten und vielleicht auch die Dächer der Neubauten in blühende Landschaften verwandeln. Mehr als 100 Mitglieder zählt außerdem die „Genossenschaft für urbane Kreativität“, die die Neubauten plant und mitfinanziert. Diese beide Einrichtungen sind wiederum Mitglieder der Genossenschaft Holzmarkt, wo die verschiedenen Interessen in dem urbanen Dorfkollektiv abgewogen und ausgeglichen werden.
Derweil geht die Show weiter: ein Tag der offenen Tür, ein Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse und die Künstlerin Blanche, die stellvertretend für so manchen an diesem Ort schwadroniert von der „Wahrheit, wie sie sein sollte“.