Wer am Nikolassee aus dem Bahnhof tritt, fühlt sich erst mal etwas verloren. Der Ortsteil liegt nicht gleich um die Ecke vom ‚Zentrum‘ und daher kommt man hier eigentlich nur vorbei, wenn man gezielt darauf zusteuert. Im Sommer steigt hier halb Berlin zum Planschen im Strandbad Wannsee aus, im Winter wird jauchzend auf der Rehwiese gerodelt.
Heute erreichen wir die Rehwiese schlendernd. Sie ist eine kleine Attraktion in Berlin, da sie mit ihren drei Kilometern Länge seit 1960 ein Landschaftsschutzgebiet ist. Mit ihrer talartigen Form ist sie hübsch anzusehen und bietet dem Besucher einen weiten Blick in die Natur. Elegante Villen von der vorletzten Jahrhundertwende, die sich entlang der Hänge der Rehwiese, des Rehsprungs und der Gerkrathstraße schlängeln, runden das paradiesische Bild mondän ab.
Auf dem Weg dorthin befindet sich das kleine Café Tayas in der Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 6. Überrascht von der üppigen Kuchen- und Tortenauswahl fällt es schwer, eine Entscheidung zu treffen. Der herrliche Duft von frischgebackenen Kuchen lässt einem das Wasser im Mund zusammen laufen und die Vorfreude immens steigern. Nach einem noch warmen Stück Kirsch-Walnuss-Kuchen und selbstgebackenen Madeleines geht der Kiezspaziergang positiv beeindruckt und gestärkt weiter.
In Gedanken an die Schulzeit, in der man mit der Klasse das Museumsdorf Düppel besuchte oder heiße verschwommene Nachmittage am Schlachtensee verbrachte, erreicht man die evangelische Kirche und den Kirchhof. Typisch für das Villenviertel und noch gut erhalten, ragt der Kirchturm im Baustil der Jahrhundertwende in den Himmel. Gegenüber im Kirchweg gelegen, stolpert man in den Kirchhof der Gemeinde. Hermann Muthesius, der berühmteste Architekt Nikolassees, Axel Springer oder Friedrich W. Bauschulte, Hörspielsprecher von Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen, liegen hier begraben.
Nach unzähligen beeindruckenden Bildern von der Architektur der Moderne und freundlichen Grüßen von vorbeiziehenden Nikolasseern geht es zurück zum S- Bahnhof. 15 Minuten später ist man schon wieder in der ‚Stadt‘, am Kreisel in Steglitz.