Historiker und Politikwissenschaftler dürften das Bundesarchiv kennen, das in einem ehemaligen Gebäude der Andrew Barracks in der Finckensteinallee eine Zweigstelle zur Erforschung der jüngeren deutschen Geschichte untergebracht hat. Doch im Zentrum des Schweizer Viertels hat ein ersichtlich neuer Abschnitt der Geschichte begonnen. Hier sind die Kasernen, in denen jahrzehntelang amerikanische Soldaten untergebracht waren, komplett verschwunden. In dem großen Neubaugebiet stehen nun Einfamilien- und Reihenhäuser, die zwar architektonisch nicht gerade anspruchsvoll wirken, durch ihre Farben und die Beschränkung auf zwei bis drei Stockwerke jedoch den Eindruck einer angenehm aufgelockerten Wohngegend aufkommen lassen.
Einen besonderen Bezug zur Schweiz hat das Viertel nicht. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann man, seine Straßen nach Personen und Orten des Nachbarlands zu benennen. Aus jener Zeit stammen viele der älteren Häuser im Kiez, der von der Goerzallee im Osten, dem Parkfriedhof Lichterfelde im Süden, Kleingartenkolonien im Westen und der Finckensteinallee im Norden begrenzt wird. Betritt man das Viertel von Nordosten, fallen die vielen Bäume auf, die Straßen und Gärten verschönern. Sehenswert ist die katholische Heilige-Familie-Kirche in der Kornmesserstraße, die dem Zisterzienser-Kloster Lehnin nachempfunden ist.
Attraktiv vor allem für Bewohner
Beim Schlendern durch die Straßen des Schweizer Viertels warten auf den Besucher keine großen Attraktionen. Das kulturelle und gastronomische Angebot ist überschaubar; Shopping-Möglichkeiten finden sich vor allem im Geschäftszentrum am Ende der Lausanner Straße in Richtung Goerzallee. Und doch kann man nachvollziehen, warum der Kiez seinen Bewohnern und Wohnungssuchenden attraktiv erscheint: Das Schweizer Viertel ist schlicht eine ruhige, familienfreundliche Wohngegend. Die luftige Bebauung, viel Grün, kinderfreundliche Verkehrswege und ein sicheres Umfeld wirken gerade auf Eltern mit kleinen Kindern anziehend. Allerdings muss deshalb in den nächsten Jahren auch die Zahl der Grundschulplätze erhöht werden.
Zwei Gebäude stechen aus der Mischung aus neuen und älteren Wohnblocks, Einfamilienhäusern und Villen hervor: Das im Jugendstil errichtete ehemalige Krankenhaus in der Carstennstraße nutzt das Deutsche Rote Kreuz als Sitz seines Präsidiums und Generalsekretariats. Wie ein Wahrzeichen wirkt das Heizkraftwerk Lichterfelde. Das liegt zwar außerhalb des Viertels und jenseits des Teltowkanals, seine Schornsteine sind jedoch dank der niedrigen Bebauung vielerorts zu sehen und verbreiten ein wenig Industrieflair in der Vorstadtidylle.