In Zeiten von Amazon & Co. haben es kleine Buchhandlungen nicht einfach. Marianne Hahn und Claus Weber können ein Lied davon singen. Seit 1986 betreiben sie zusammen die Leselust in Waidmannslust. Dass sich der kleine Laden 28 Jahre lang behaupten konnte, haben sie nicht nur ihrer treuen Stammkundschaft, sondern vor allem ihrer Liebe zum Buch und ihren immer wieder neuen Ideen zu verdanken, mit denen sie das Geschäft führen und ihre Kunden überraschen. Außerdem – und das wissen die meisten hier sehr zu schätzen – haben sie für jeden ein offenes Ohr.
„Ich bin eine totale Quasselstrippe“, lacht Hahn. „Bei uns kann jeder sein Herz ausschütten. Wenn jemand eine Wohnung sucht, kann er zu uns kommen oder einfach nur, um den Schlüssel für die Tochter zu deponieren.“ Die Buchhandlung sei ein sozialer Umschlagplatz im Kiez. Darum komme sie tagsüber auch kaum dazu, den Rest zu erledigen: Buchhaltung, Werbung fürs Geschäft, Lesungen organisieren, die Webseite pflegen. „Wer Bücher verkauft, steht nicht nur hinter dem Tresen und bedient die Kunden“, stellt Hahn klar. So verschwimmen Arbeit und Freizeit oft miteinander. Vieles wird nach Ladenschluss am Abend oder Wochenende erledigt.
Schwerpunkt: Kinder- und Jugendbücher
Letzten Endes musste sie aber u.a. auf einen schicksalhaften Freitagabend vor etwa acht Jahren warten, als ein Van direkt in den Laden fuhr (der Fahrer hatte vergessen, die Bremsen anzuziehen). Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Dafür zahlte die Versicherung so viel Geld, dass die Fassade erneuert und im Geschäft eine neue Heizung eingebaut werden konnte. Der Café-Eröffnung stand nun nichts mehr im Weg und der Waidmannsluster Kiez sah sich bereichert. Seitdem servieren Frau Hahn und ihr Mann neben Tee- und Kaffeespezialitäten ein täglich wechselndes Spar-Angebot bestehend aus einem Stück Kuchen (dieser stammt von der französischen Pâtisserie Aux Delices Normands) und einer Tasse Kaffee.
„Besonders toll finde ich das Spielzeugangebot in der Leselust. Das habe sich mit den Jahren zwar etwas reduziert, wer aber was Schönes aus Holz für den Nachwuchs sucht, der wird hier fündig. Ich sage nur Ostheimer …“