Kiezporträt Schmöckwitz

Berlins gut versteckte Ecke

Sonnenuntergang auf der Schmöckwitzer Brücke: So schön kann Berlin sein.
Sonnenuntergang auf der Schmöckwitzer Brücke: So schön kann Berlin sein.
Schmöckwitz – Der ganz im Südosten der Hauptstadt gelegene Ortsteil von Köpenick ist über die schönste Tramstrecke Berlins erreichbar und wirkt zwischen Bäumen und Wasser wie ein vergessenes Idyll. QIEZ hat sich umgesehen und ist bis in die im Wald versteckte Siedlung Rauchfangswerder vorgestoßen.

Bei der Anfahrt nach Schmöckwitz mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird der Besucher bereits bestens eingestimmt auf das, was ihn erwartet. Die Tramlinie 68 führt vom S-Bahnhof Grünau durch ein Wäldchen und anschließend an der Dahme entlang zu ihrem Endbahnhof. Viel Grün und viel Wasser – so lässt sich auch der gesamte Köpenicker Ortsteil charakterisieren. Die rund 4000 Einwohner verteilen sich auf eine vergleichsweise große Fläche, die von Berlin aus mit dem Auto nur über das Adlergestell – die längste Straße der Stadt – zu erreichen ist.

Der kleine Ortskern, sofern man davon überhaupt sprechen will, liegt um die Dorfkirche aus dem 18. Jahrhundert verstreut. Normalerweise endet hier in Alt-Schmöckwitz nicht nur das Adlergestell, sondern auch die Tram. Derzeit ist jedoch wegen Bauarbeiten bereits einige hundert Meter vorher an der Station Zum Seeblick Schluss. Schmöckwitz-‚Zentrum‘ hat neben einer Tankstelle und einem Supermarkt auch ein wenig Gastronomie zu bieten: Ein Eiscafé, eine Weinstube, einen Italiener und ein China-Restaurant, dazu noch den Imbiss an der Kirche. Außerdem gibt es einen Angelladen. Die umliegenden Wasserflächen gehören ohne Zweifel zu den großen Attraktionen von Schmöckwitz: Seddin-, Crossin-, Zeuthener und Langer See umschließen den Ort; die letzteren beiden liegen dabei im Lauf der Dahme. Kein Wunder, dass in vielen Gärten Boote stehen.

Wandern und Lernen im Wald

Die kleinen Siedlungen von Schmöckwitz werden außerdem durch ihre Ruhe, viele Bäume und Kopfsteinpflaster gekennzeichnet. Kleine Einfamilienhäuser und einige Villen sind zu sehen, die Mehrzahl der Gebäude ist in gutem Zustand, hier und da wird saniert oder sollte saniert werden. Über die Schmöckwitzer Brücke, vom Ortskern in östlicher Richtung, gelangt man nach Brandenburg – zuvor aber auf eine lang gezogene, bewaldete Halbinsel. Wanderer können diese an den Ufern von Crossinsee, Großem Zug und Zeuthener See umrunden und im Herbst empfiehlt sich die Gegend auch für Pilzsammler. Es gibt auch eine Straße Richtung Süden durch den Wald: Der Schmöckwitzer Damm führt nach Rauchfangswerder, eine Siedlung zwischen Bäumen und Ufer und gefühlt einer der abgelegensten Flecken von Berlin. Einkehren kann man jedoch auch hier – ins ‚maritime Restaurant‘ Kajüte oder die Heideklause.

Dass auf dieser grünen Halbinsel zwei Campingplätze angesiedelt sind, verwundert weniger als der Campus der privaten japanischen Teikyo Universität, auf den man im Wald ebenfalls stößt. Immerhin hat er eine eigene Bushaltestelle auf der Linie 168, die Rauchfangswerder mit Alt-Schmöckwitz verbindet und mit Bussen von der Größe eines Mercedes Sprinter bedient wird. Die Universität hat mehrere Standorte in England und Ostasien – der Campus im Schmöckwitzer Wald wird unterdessen nicht nur von Studenten genutzt, sondern auch als Hotel, Jugendgästehaus und Tagungsstätte.

Beim Besuch von QIEZ in Schmöckwitz wird der ganze Charme des Ortsteils noch mal auf dem Rückweg zur Tram deutlich. Während der Überquerung der Schmöckwitzer Brücke kurz vor Sonnenuntergang reißt der bedeckte Oktoberhimmel auf und vergoldet den Blick auf die zum Zeuthener See erweiterte Dahme. Kaum zu glauben, aber das ist Berlin.

Dorfkirche Schmöckwitz, Alt-Schmöckwitz 1, 12527 Berlin

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