Berlin ist Cynthia Barcomis Wahlheimat. Seit 1985 lebt sie hier, also länger als in ihrer alten Heimat, den USA. Wie viele andere Neu-Berliner fand sie anfangs in Kreuzberg eine Heimat. Dort wollte sie im Anschluss an ihre Tanzkarriere und nach der Geburt ihrer zweiten Tochter unbedingt ihr Café eröffnen. „Ich liebe Kreuzberg und die Bergmannstraße. Hier kann man in Ruhe spazierengehen, trifft aber auch auf viele Leute. Hier brummt es, ich mag das“, sagt Berlins bekannteste Bäckerin.
Der Weg dorthin war nicht einfach. Keine Bank hatte Vertrauen in ihre Idee und wollte einen Kredit gewähren. Eine konnte sie mit ihrem Konzept letztendlich doch überzeugen. Für sie war es eine Art Prüfung und die hat sie mit Bravur bestanden. Inzwischen führt Cynthia Barcomi zwei Geschäfte, schreibt nebenbei Bücher (vier sind bisher erschienen, ein fünftes ist in Arbeit) und tritt im Fernsehen auf.
Als Büro eine 40 Quadratmeter große Küche
Eine produktive, wenn auch sehr anstrengende Zeit. „Ich habe zwischen den beiden Geschäften gelebt. Als dann vor neun Jahren meine Mutter starb, habe ich mir mein Leben angeschaut und wollte etwas ändern“, erzählt sie. In dieser Zeit fanden sie und ihr Mann, der US-Schauspieler Harvey Friedman, ein tolles Haus mit riesigem Garten in Zehlendorf. Etwa zwei Jahre nach dem Einzug fing sie an, ihr erstes Backbuch zu schreiben. „Das ist nur in der Abgeschiedenheit möglich“, erklärt die Autorin. In ihrer 40 (!) Quadratmeter großen Küche halte sie sich auch am liebsten auf. Sie sei gleichzeitig ihr Büro. „Hier entwickle ich meine Rezepte und probiere sie aus. Aber höchstens zwei bis drei Mal.“ Überflüssige Details machen ihrer Meinung nach keinen Sinn, weiter verfolgt zu werden und kosten zu viel Zeit. Davon hat sie eh nie genug. Die Wochenenden und freien Tage kann sie im Moment an einer Hand abzählen.
Familienmagnet Mexikoplatz
Ansonsten mache sie mit der ganzen Familie am Wochenende gern einen Fahrradausflug. Um den Schlachtensee herum. Im Anschluss geht es zum Eisessen ins La Piazza an den Mexikoplatz. „Früher war hier ein Schlecker drin, nun gibt es ganz tolles Eis“, schwärmt die vierfache Mutter und empfiehlt gleich noch die kleine Pizzeria Pizza Piazza (auch betrieben von den Eiscafé-Besitzern) nebenan, in der es „leckere Steinofenpizza“ gibt. Wenn dann noch Zeit bleibt, toben die Kids gern auf einem der Spielplätze um die Argentinische Allee.
Etwas beschaulicher geht es im Haus am Waldsee zu, das ihre Kinder aber auch lieben würden. „Es ist eigentlich eher eine Galerie, liegt aber direkt am Wasser. Wunderschön.“ Und dass hier alljährlich die Biennale stattfindet, freut wiederum sie und ihren Mann, der als Schauspieler seine Brötchen verdient. „Ein ganz besonderes Highlight für uns und die Kinder ist eine Fahrt mit der Fähre von Wannsee rüber nach Kladow.“ Das sei wie eine kleine Weltreise, wenn auch nur für zwanzig Minuten und „ganz anders als eine Stadtrundfahrt“.
Auch was die Berliner Mentalität angeht, nimmt Berlins Baking Queen kein Blatt vor den Mund: „Mit der rauen Art der Berliner kam ich anfangs gar nicht zurecht. Aber wenn man erst mal warm geworden ist, dann hat man Freunde fürs Leben gefunden.“