Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez

Cynthia Barcomi: "In Zehlendorf kann ich in Ruhe arbeiten"

Hmm, wie das duftet. All ihre Rezepte probiert Cynthia Barcomi daheim in ihrer Zehlendorfer Küche aus.
Hmm, wie das duftet. All ihre Rezepte probiert Cynthia Barcomi daheim in ihrer Zehlendorfer Küche aus. Zur Foto-Galerie
Zehlendorf - Sie kam als Tänzerin nach Berlin. 30 Jahre später gehört die gebürtige Amerikanerin Cynthia Barcomi zur Hauptstadt-Prominenz. Nicht des Tanzes wegen, ihren Erfolg verdankt sie einer anderen Leidenschaft: gutem Kaffee und amerikanischem Gebäck. Beides verkauft sie noch immer in Kreuzberg und Mitte. Neue Ideen aber kommen ihr in Zehlendorf.
Berlin ist Cynthia Barcomis Wahlheimat. Seit 1985 lebt sie hier, also länger als in ihrer alten Heimat, den USA. Wie viele andere Neu-Berliner fand sie anfangs in Kreuzberg eine Heimat. Dort wollte sie im Anschluss an ihre Tanzkarriere und nach der Geburt ihrer zweiten Tochter unbedingt ihr Café eröffnen. „Ich liebe Kreuzberg und die Bergmannstraße. Hier kann man in Ruhe spazierengehen, trifft aber auch auf viele Leute. Hier brummt es, ich mag das“, sagt Berlins bekannteste Bäckerin. 
 
Der Weg dorthin war nicht einfach. Keine Bank hatte Vertrauen in ihre Idee und wollte einen Kredit gewähren. Eine konnte sie mit ihrem Konzept letztendlich doch überzeugen. Für sie war es eine Art Prüfung und die hat sie mit Bravur bestanden. Inzwischen führt Cynthia Barcomi zwei Geschäfte, schreibt nebenbei Bücher (vier sind bisher erschienen, ein fünftes ist in Arbeit) und tritt im Fernsehen auf. 
 
Barcomis Kaffeerösterei in Kreuzberg war die erste in Berlin, das war 1994. Die Leute hatten damals keine Ahnung von gutem Kaffee und schon gar nicht vom Kaffeerösten. „Ich wollte es ihnen beibringen“, erinnert sich Barcomi. Doch nicht der Kaffee sondern der Kuchen war der Schlüssel zum Erfolg. „Ohne das Gebäck hätte ich das Café nie machen können, das hätte nicht funktioniert“, so die Geschäftsfrau. Andersherum schon. Zweieinhalb Jahre später eröffnete sie das Barcomi’s Deli in den Sophie-Gips-Höfen. 

Als Büro eine 40 Quadratmeter große Küche

Eine produktive, wenn auch sehr anstrengende Zeit. „Ich habe zwischen den beiden Geschäften gelebt. Als dann vor neun Jahren meine Mutter starb, habe ich mir mein Leben angeschaut und wollte etwas ändern“, erzählt sie. In dieser Zeit fanden sie und ihr Mann, der US-Schauspieler Harvey Friedman, ein tolles Haus mit riesigem Garten in Zehlendorf. Etwa zwei Jahre nach dem Einzug fing sie an, ihr erstes Backbuch zu schreiben. „Das ist nur in der Abgeschiedenheit möglich“, erklärt die Autorin. In ihrer 40 (!) Quadratmeter großen Küche halte sie sich auch am liebsten auf. Sie sei gleichzeitig ihr Büro. „Hier entwickle ich meine Rezepte und probiere sie aus. Aber höchstens zwei bis drei Mal.“ Überflüssige Details machen ihrer Meinung nach keinen Sinn, weiter verfolgt zu werden und kosten zu viel Zeit. Davon hat sie eh nie genug. Die Wochenenden und freien Tage kann sie im Moment an einer Hand abzählen.
 
Wenn sie dann aber mal zu Hause ist, liebt sie es, Samstag Vormittag zum Mexikoplatz zu gehen. „Meine kleinste Tochter ist dann beim Ballett und ich habe Zeit, über den Wochenmarkt zu schlendern. Auf dem gibt es Blumen, Käse und tolles ayurvedisches Essen. Und die absolut besten Blumen der Stadt.“ Bei einem Blumenhändler, der seinen Stand an der Argentinischen Allee Ecke Sven-Hedin-Straße aufgebaut hat, kauft Cynthia regelmäßig ihre Sträuße. Gegenüber steht ein kleiner Bauer, der seine frischen Produkte feilbietet – auch hier greift sie gerne zu.

Familienmagnet Mexikoplatz

Ansonsten mache sie mit der ganzen Familie am Wochenende gern einen Fahrradausflug. Um den Schlachtensee herum. Im Anschluss geht es zum Eisessen ins La Piazza an den Mexikoplatz. „Früher war hier ein Schlecker drin, nun gibt es ganz tolles Eis“, schwärmt die vierfache Mutter und empfiehlt gleich noch die kleine Pizzeria Pizza Piazza (auch betrieben von den Eiscafé-Besitzern) nebenan, in der es „leckere Steinofenpizza“ gibt. Wenn dann noch Zeit bleibt, toben die Kids gern auf einem der Spielplätze um die Argentinische Allee.
 
Etwas beschaulicher geht es im Haus am Waldsee zu, das ihre Kinder aber auch lieben würden. „Es ist eigentlich eher eine Galerie, liegt aber direkt am Wasser. Wunderschön.“ Und dass hier alljährlich die Biennale stattfindet, freut wiederum sie und ihren Mann, der als Schauspieler seine Brötchen verdient. „Ein ganz besonderes Highlight für uns und die Kinder ist eine Fahrt mit der Fähre von Wannsee rüber nach Kladow.“ Das sei wie eine kleine Weltreise, wenn auch nur für zwanzig Minuten und „ganz anders als eine Stadtrundfahrt“. 
 
Welches Café sie neben ihren eigenen denn empfehlen könne, beantwortet sie mit: „Ich habe keine Zeit, um in Cafés zu gehen. Wenn ich Freunde treffen will, dann lade ich sie zu mir nach Hause ein und backe einen Kuchen. Außerdem weiß ich dann auch, woher die Kaffeebohnen stammen.“ In Sachen Restaurants kann sie eines wärmstens empfehlen: das Grill Royal in Mitte. Dort geht sie gerne mit Freunden zum Genießen hin. „Wir kennen die Besitzer. Ich schätze die Qualität des Essen sehr“, bemerkt sie ehrlich. 
 
Auch was die Berliner Mentalität angeht, nimmt Berlins Baking Queen kein Blatt vor den Mund: „Mit der rauen Art der Berliner kam ich anfangs gar nicht zurecht. Aber wenn man erst mal warm geworden ist, dann hat man Freunde fürs Leben gefunden.“

Foto Galerie

Barcomis Cafe & Kaffeerösterei, Bergmannstraße 21, 10961 Berlin

Telefon 030 6948138

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