Durch den Kiez

Adesse: Mit Soul durch die Fechnerstraße

Musiker Adesse vor seiner ehemaligen Grundschule in der Sigmaringer Straße.
Musiker Adesse vor seiner ehemaligen Grundschule in der Sigmaringer Straße. Zur Foto-Galerie
Leon-Jessel-Platz - Adesse, Sido-Schützling und neuer Stern am Deutsch-Pop-Himmel, ist in Wilmersdorf aufgewachsen. Mit seinem Debütalbum setzt er der Fechnerstraße ein musikalisches Denkmal - und beweist, dass seine Entscheidung gegen eine Fußballkarriere die richtige war ...

Wir treffen Adesse auf dem Leon-Jessel-Platz. Der ist seit dem Umzug seiner Mutter von Kreuzberg nach Wilmersdorf Ende der 80er das Zentrum von Adesses Hood. „Klar hat sich hier vieles verändert. Früher gab es einen kleinen Supermarkt, einen Schülerladen und ein Asylantenheim, wie man das damals noch nannte. Heute ist das hier vor allem ein ziemlich bürgerliches Wohnviertel“, findet der 28-Jährige, der trotzdem noch immer im Kiez lebt. „Wilmersdorf und West-Berlin haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Einfach, weil ich meine ganze Kindheit und Jugend hier verbracht habe und mich total zuhause fühle.“ Einen Umzug in andere Teile Berlins könnte sich Adesse zwar vorstellen – „aber dann muss es schon die perfekte Wohnung sein!“.

Vor allem der Bolzplatz gegenüber der Grundschule in der Sigmaringer Straße war von klein auf der Treffpunkt von Adesse und seinen Freunden. „Hier haben wir bis zum Einbruch der Dämmerung gekickt. Oft sogar noch länger. Da war ja noch nichts mit Smartphone und so. Abends sind wir dann einfach total verschwitzt nach Hause gekommen“, erinnert sich Adesse lachend. „Damals gab es auch noch nicht diese Einteilung in Araber, Türken, Schwarze oder so. Jeder hat mit jedem rumgehangen.“

Auf diesem Bolzplatz hat Adesse als Jugendlicher viel Zeit verbracht.

Fast wäre die Zeit auf dem Bolzplatz zum Grundstein für eine große Karriere geworden. Im Alter von 16 Jahren bekam der begabte Fußballspieler, der nach der sechsten Klasse an eine Zehlendorfer Sportschule gewechselt war, einen Vertrag vorgelegt. Doch er entschied sich gegen die Fußballkarriere. „Schule, Fußball und Musik hätte ich niemals unter einen Hut gekriegt. Ich musste mich für zwei Sachen entscheiden. Da für meine Mutter klar war, dass ich Abitur machen muss, blieb nur die Wahl zwischen Musik und Fußball.“ Und obwohl Adesse in der Fußballjugend viele Freunde kennenlernte, die heute als Profifußballer bei Hertha BSC oder dem FC Bayern spielen, wurde es die Musik.

Mit Adesse auf dem Fußballplatz.

Denn schließlich hatte Adesse, Sohn einer deutschen Ärztin und eines Architekten aus Guinea-Bissau, da schon seit seinem sechsten Lebensjahr Klavierunterricht genommen. Und stellte früh eine besondere Begabung unter Beweis: „Ja, die Geschichte ist wahr. Irgendwann nach zwei Jahren merkte mein Klavierlehrer, dass ich überhaupt keine Noten lesen konnte. Ich hatte einfach immer alles nach Gehör gespielt“, erinnert sich der Sänger, der in den darauffolgenden Jahren gerne mit seinen Jungs jammte und gleich nach dem Abi 2006 zum ersten Mal als Musiker durchstartete.

„Mein Freund Marvin und ich nannten uns am2pm und brachten 2007 unsere erste Single raus.“ Noch im gleichen Jahr ging es mit Rapper 50 Cent auf große Europa-Tournee. „Obwohl wir so jung waren, war 50 Cent total offen und hat mir was Wichtiges mit auf den Weg gegeben. Und zwar, dass ich immer alles selbst im Blick und unter Kontrolle behalten soll“, ein Ratschlag den Adesse Rößner im Moment gut gebrauchen kann. Schließlich steuert seine Karriere mit der Veröffentlichung seines Debütalbums „Fechnerstraße“ auf einen neuen Höhepunkt zu.

Stippvisite beim Suchttherapiezentrum am Leon-Jessel-Platz.

Produziert wurde das Album mit Unterstützung des Berliner Rappers Sido, der seit 2015 zur Fourmusic-Familie gehört. „Vor ein paar Jahren hatte mich das Sido-Lager mal angeschrieben, weil die meine Musik mochten. Das erste Mal getroffen haben wir uns dann auf einem Konzert von Kendrick Lamar.“ Es folgten einige gemeinsame Musiksessions und 2014 schließlich die gemeinsame Single Elektrisch. Die folgende anderthalbjährige Arbeit an Adesses Debütalbum wurde von Sido stattlich belohnt: Im Winter 2015 durfte das Nachwuchstalent den Rapper bei seiner Deutschlandtour als Support begleiten. „Was mich neben allem anderen wahnsinnig beeindruckt hat, ist Sidos Fleiß“, betont Adesse. „Er gibt selbst nach einigen Auftritten am Stück beim Club-Gig vor 250 Leuten genau so viel Gas wie vor ein paar tausend.“

Bei unserem Treffen wartet Adesse gerade auf den Trubel zum Albumrelease am 25. März. Zum Abschalten schaut der Single gerne im italienischen Restaurant Stella Alpina am Sophie-Charlotte-Platz oder im What Do You Fancy Love von Jürgen Vogels Sohn Ritchie vorbei. „In beiden Läden steckt total viel Herzblut drin, sowas finde ich toll“, sagt Adesse. Und das hört man auch auf seinem Album Fechnerstraße. In den zwölf Songs stecken viele gute Pop-Momente, eine große Portion Berlin und natürlich jede Menge Liebe. Besonders am Herzen liegt Adesse der zweite Track Anruf 333: „Da habe ich emotional echt die Hosen runtergelassen!“ Unser Tipp: Reinhören, mitsummen, Konzertkarte kaufen.

Das Restaurant Garçon am Leon-Jessel-Platz gehört auch zu Adesses Kiez-Tipps.

Adesse geht im Mai auf große Deutschland-Tour. Übrigens sind auch die Videos zum Album echt schön geworden:

Foto Galerie

"Garcon" Chimento Jean-Paul Cafe/Restaurant, Fechnerstraße 30, 10717 Berlin

Telefon 030 86393084

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Küche bis 22:30 Uhr

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