Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez

Rebecca Lina: "Mitte ist total kiezig"

Geheimtipp für den Lunch: Rebecca Lina geht gerne in die Chipperfield-Kantine.
Geheimtipp für den Lunch: Rebecca Lina geht gerne in die Chipperfield-Kantine. Zur Foto-Galerie
Touristisch geht's in Mitte zu, keine Frage. Trotzdem ist es hier total kiezig, findet die Schauspielerin ("Inseln vor dem Wind"), die mit ihrer Familie mitten auf der Neuen Schönhauser Straße lebt. Bei einem Spaziergang mit ihr um den Hackeschen Markt herum, entdecken auch wir, wie lauschig dieser Bezirk im Grunde doch ist. 

Wir sind zum Lunch mit Designerin und Schauspielerin Rebecca Lina verabredet. Unser Treffpunkt entpuppt sich als wahrer Geheimtipp, auch wenn es an diesem Mittag in der Kantine aufgrund einer Veranstaltung sehr voll ist. Architekt Chipperfield ließ in den Hinterhof eines Wohnkomplexes einen zweigeschossigen Betonkubus errichten. Hier können nicht nur Mitarbeiter des Architekturbüros zu Mittag essen, das Restaurant mit schneller aber vorzüglicher saisonaler Küche ist allen zugänglich.
 
„Ich treffe mich hier ab und an mit einer Freundin zum Mittagessen“, sagt Lina, die gleich um die Ecke auf der Neuen Schönhauser Straße wohnt und dort auch ihr Atelier hat, wo sie unter dem Label Elfenkind Berlin nachhaltige Kindermode entwirft. Und wie es der Zufall will, steht auf einmal ihr Freund, der Filmproduzent Henning Kamm (Geschäftsfüher von DETAiLFILM), vor dem zehn Meter langen Tresen.

100 Prozent Kiezgefühl

„Er kommt ursprünglich aus Kreuzberg“, erzählt die gebürtige Bremerin, die seit 2006 in Berlin lebt, „und würde eigentlich gerne wieder in den Bergmannkiez zurück“. Mitte sei ihm viel zu touristisch, ein Kiezgefühl komme hier nicht auf. Sie ist da anderer Meinung. Seit Stationen in Friedrichshain und Neukölln, wo sie in einer „unsagbar günstigen Dachgeschoss-Loftwohnung“ gewohnt hatte, sei sie schließlich in Mitte gelandet und habe sich immer sehr wohl gefühlt.
 
„Ich habe hier ein totales Kiezgefühl“, erzählt die Mutter einer kleinen Tochter. „Wir gehen zum Bäcker und zum Fleischer, Laéna bekommt ihre Wurst geschenkt und die Verkäuferin weiß, dass sie im Sommer in die Schule gekommen ist“, verteidigt sie ihren Kiez. Und als sie von ihren Einkäufen in der Bäckerei Balzer oder auf dem Wochenmarkt am Hackeschen Markt erzählt, wird dieses Gefühl noch bestärkt. Dort kauft sie jede Woche frisches Obst, Gemüse und Blumen. Gebäck und Brot holt sie sich bei den netten Damen von Mittes ältester noch bestehender Bäckerei.
 
In der Sophienstraße 30 in der Bäckerei Balzer wird noch nach traditionellem Handwerk gebacken. „Bereits um 6 Uhr öffnen sich die Pforten“, erzählen uns die netten Verkäuferinnen und, dass es das Geschäft wahrscheinlich nicht mehr lange geben werde. Einen Nachfolger hat die 80-jährige Inhaberin leider nicht und im Sommer soll die Miete angehoben werden. „Das ist wirklich eine Schande, dass Qualität immer zugunsten von Masse weichen muss“, sagt Lina. Aber solange es die Bäckerei gibt, wird sie herkommen, „gerne auch um 6 Uhr morgens”, schmunzelt sie. Wenn das zweite Kind im Sommer auf die Welt kommt, wird sie sowieso früh wach sein.

Auf der Suche nach einem Häuschen im Grünen

Durch den Familienzuwachs steht irgendwann eine größere Wohnung an und vielleicht auch ein Umzug in einen anderen Stadtteil. „Wir würden gerne ein Häuschen kaufen und haben uns schon in Friedrichshagen umgesehen“, verrät sie. Aber die Preise seien teilweise utopisch und ein Townhouse wie sie beispielsweise in den Schweizer Gärten in Friedrichshain stehen, könne sie sich eher nicht vorstellen, „die sind viel zu dicht aneinandergebaut.“ Aber erst mal schauen, wie es mit dem Baby wird: „Ich bin da ganz entspannt und finde es nicht schlimm, Kinder mit im Zimmer oder im eigenen Bett zu haben“.
 
Es kann sein, dass die Familie irgendwann mal nach Hamburg ziehen wird, weil der Freund viel pendelt. „Aber nur, wenn sich zufällig etwas ergibt und Laéna mit der Grundschule fertig ist“, sagt die Schauspielerin, die ab und an auch noch vor der Kamera steht und erst kürzlich im ZDF zu sehen war. Ihre Liebe zum Film kann sie in Mitte sehr gut ausleben. Mindestens einmal in der Woche besucht sie die Hackeschen Höfe, „auch weil hier viele Arthouse-Filme im Original gezeigt werden“.

Ein Stück New York in Berlin

Ansonsten bewegt sich kulturell viel auf Kinderebene: Kindertheater, Puppentheater oder Spielplatz stehen nachmittags auf dem Programm – wie etwa ein Besuch im Krausnickpark oder auf dem Blauen Spielplatz am Weinbergsweg. Während die Tochter tobt, lässt sich Mama Rebecca im Sommer ein Eis oder eine Waffel schmecken, oder die leckeren Dumplings von Yumcha Heroes gleich gegenüber. Deren Ableger in Kreuzberg, die Long March Canteen, kann sie auch sehr empfehlen. Zum Mädchenitaliener auf der Alten Schönhauser geht sie mittags gern mit der Kleinen, „die dort eine Kinderportion Nudeln bekommt“. Und weil sie New York so gerne mag, ist sie froh über das House of Small Wonder in der Johannisstraße, „so haben wir hier in Berlin wenigstens ein wenig davon“, meint sie.
 
Wie sie als Schauspielerin auf die Idee kam, ein Kinderlabel zu gründen, wollen wir noch wissen. „Nach Laénas Geburt fand ich einfach keine Babykleidung, die meinen Vorstellungen entsprach. Also fing ich an, sie selber zu nähen“, verrät die Autodidaktin, die hauptsächlich Bio-Stoffe für die süßen Sachen verwendet, die es übrigens bald auch für Jungen geben wird. Wer neugierig geworden ist, kann bei Winzig & Klein in der Veteranenstraße oder bei kikola in der Leonhardtstrasse vorbeischauen. Dort werden einige Elfenkind-Kollektionsteile angeboten. Und wer gerne selber Hand anlegen möchte, findet in ihrem Buch „Mama näht und ich helf mit“ sicher viele Inspirationen.
 

Foto Galerie

Kantine, Joachimstraße 11, 10119 Berlin

Telefon 030 33844430


Montag bis Freitag von 8.30 Uhr bis 19 Uhr

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