Ende des 18. Jahrhunderts tauchte auf einem Plan des Kartographen Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau erstmals der „Churfürsten Damm“ auf, ein kleines Sträßchen, dessen Name wohl auf den preußischen Kurfürsten Joachim II. zurückgeht. Dieser pflegte den schmalen Damm zwischen Berliner Stadtschloss und Jagdschloss Grunewald als Reitweg zu nutzen. Unter Bismarck wurde der „Ku’damm“, wie er im Volksmund heißt, schließlich zur Prachtstraße ausgebaut und entwickelte sich bis 1914 sukzessive zu einem Zentrum für Kultur, Kommunikation und Vergnügen. Auch während der Weimarer Republik war der Boulevard ein Mittelpunkt bürgerlichen Lebens und für viele Berliner ein Synonym für die „Goldenen Zwanziger“.
Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Fliegerbomben große Teile der Bausubstanz am Kurfürstendamm. Da die West-Alliierten die City West jedoch als Zentrum der freien Stadt Berlin ansahen, wurde das Areal rund um den ehemaligen Prachtboulevard relativ zügig wiedererrichtet und galt besonders nach dem Bau der Mauer als „Schaufenster des Westens“, als Sinnbild für das Wirtschaftswunder.
Viel Kommerz, wenig Kultur
Heute ist der Kurfürstendamm eine Straße mit zwei Gesichtern. Zwischen Rathenau- und Adenauerplatz spürt man von Glanz, Glamour und Big Business relativ wenig. Hier ist der Boulevard eine verbaute Einkaufsstraße mit Cafés, Restaurants und Modegeschäften. Vereinzelt finden sich zwischen den klobigen Zweckbauten aus den 60er und 70er Jahren jedoch noch ein paar schmucke Gründerzeit- und Jugendstilhäuser, die sowohl Kriege als auch Umstrukturierungsmaßnahmen überlebt haben. Zu nennen wäre vor allem das Haus Kurfürstendamm 158 in der Nähe des Lehniner Platzes, eine Art-Nouveau-Villa mit prachtvoller Ornamentik.
Ab dem Adenauerplatz, auf dem eine Plastik aus dem Jahr 2005 den Altkanzler mit wehendem Mantel und forschem Schritt zeigt, wandelt sich der Kurfürstendamm allmählich zu einer Flaniermeile mit mondänem bis arrogantem Charakter. Beginnend mit dem ehemaligen Wohnhaus des Komponisten und Kabarettisten Rudolf Nelson reihen sich von nun an Geschäfte mit Edelmarken aus aller Welt aneinander. Kulturelles Angebot findet sich zwischen Hilfiger, Hublot und Chanel kaum. Zu nennen wären das Cinema Paris im Institut francais oder die Ausstellung „The Story of Berlin„, die über die Stadtgeschichte Berlins informiert. Einstige Zentren kulturellen und öffentlichen Lebens, wie das „Haus Wien“, das früher ein renommiertes Filmtheater beherbergte, der Gloria Palast, in dem der erste deutschsprachige Tonfilm uraufgeführt wurde, oder das Café Kranzler, das nach dem Krieg zu einem Symbol des neuen Lebens wurde, werden heute entweder von Weltkonzernen gepachtet oder schaffen sich selbst ab.