Am Donnerstagabend noch mal Weihnachtsmarkt? Zwischen gestressten Geschenkeinkäufern? Glühwein mit zwei Freunden inmitten von Fremden? Wer im Antje Öklesund im Samariterkiez vorbeischaut, entgeht garantiert dem Konsumterror der Straße. Besinnliche Vorweihnacht ohne Eintritt wird dort nämlich von Polly & Bob ausgerichtet. Nachdem sie ein gut besuchtes Nachbarschaftsessen organisiert haben und sich kurzfristig auf der Oberbaumbrücke dem Ordnungsamt geschlagen geben mussten, lassen die in Friedrichshain mittlerweile etablierten Nachbarschaftsverbesserer zur Weihnachtszeit natürlich nicht locker, aus Fremden Nachbarn zu machen. Anonymität in der Großstadt, das geht schließlich gerade zur Weihnachtszeit gar nicht klar.
Ab 17 Uhr improvisieren die Veranstalter der Kiezweihnacht die Weihnachtsgeschichte, wichteln Geschenke und sammeln Spenden. Letztere gehen natürlich an die Drachenretter und deren Klettergerüst auf dem Drachenland-Spielplatz in der Schreinerstraße. Da weiß man, wo das Geld hinfließt – bei Charity-Aktionen ist das ja nicht immer transparent. Sogar der Tannenbaum im Antje Öklesund ist erstens „aus deinem Hain“, also von Kieztanne. Und zweitens wird er am 24. Dezember geschmückt dem Kulturzentrum Yaam für Heiligabend in der Obdachlosigkeit übergeben.
Richtig cool wird es spätestens, wenn gewichtelt wird. Denn das passiert zweimal. Wer bis morgen ein Geschenk mit K in einer der 13 super-authorisiert-lizensierten Geschenkannahmestellen zwischen Boxi und Samariterviertel abgibt, macht ein Kind glücklich, wer sein Geschenk mit E beschriftet, schenkt einem Erwachsenen etwas Erwachsenes. Eine Aufzählung der Sammelstellen ist im Blog von Polly & Bob zu finden. Wer also noch 5 bis 10 Euro für den unbekannten Nachbarn gibt, öffnet Tore zum Herzen und tritt anonymisierte Türen ein.
Was dich auch interessieren könnte: