Längst dominiert die Werbung unseren öffentlichen Raum. Riesige Plakatflächen multinationaler Unternehmen, endlose Reihen parteipolitischer „Charakter-Köpfe“ vor Wahlen, überall aufgestellte „Straßenstopper“ und überquellende Briefkästen sind z.T. lästige, aber nicht mehr wegzudenkende Bestandteile unseres modernen Lebens. Dass sich da einige findige Leute herausgefordert sahen, dem – mit eigener Kreativität und Originalität – etwas entgegenzusetzen, lässt viele Betrachter schmunzeln und die eigene Umgebung mit anderen Augen sehen.
Malereien, Installationen oder kleine Kunstobjekte
Hinter vielen Aktionen stecken interessante Ideen, die uns zu einer sensibleren Wahrnehmung unserer Umgebung auffordern. Es sind nicht nur die berührenden weißen Fahrräder (Geisterräder), die der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) immer dort aufstellt, wo Radfahrer im Straßenverkehr tödlich verunglückten, es sind auch Malereien, Installationen oder kleine Kunstobjekte, wie z.B. die Street-Yogis, die man inzwischen in allen Bezirken auf Straßenschildern findet, die uns einladen, genauer hinzuschauen. Witzig und zum Teil nachdenklich sind auch die „Ergänzungen“ auf Verkehrsschildern, die von meist anonymen Künstlern aufgeklebt werden. Dabei geht es nicht um Beschädigung und Zerstörung, sondern um eine Ausdrucksform von Kunst, die sich sowohl an die Stadtbewohner als auch an die Verwaltung, Planer und Architekten richtet.
Auf jeden Fall sind all diese Aktionen Ausdruck einer neuen Straßenkultur, die ihren kritischen Ansatz in einem Augenzwinkern verpackt, die gelegentlich provoziert, die dem öffentlichem Raum aber auch ein bisschen mehr Menschlichkeit gibt.
Unsere Gastautorin Jutta Goedicke ist nicht nur Herausgeberin und Chefredakteurin des Kiezmagazins Ferdinandmarkt, sie ist auch Besitzerin des Spielzeugladens Löwenzahn in Lichterfelde-Ost.
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