Griechenland hat mehr zu bieten als nur eine Finanzkrise: Dieser Gedanke vereinte im Frühjahr 2015 die Initiatoren der Hellas Filmbox. Das erste griechische Filmfestival Berlins entstand in den Köpfen der Macher zu einer Zeit, als kaum eine deutsche Zeitung noch über die Kulturproduktion des EU-Sorgenkinds schrieb. Medien, Politik und Bürger aus beiden Ländern hatten einen Antagonismus zwischen Deutschland und Griechenland entstehen lassen. Es ging um „unser Geld“ – Augen für etwas Nebensächliches wie die hellenische Filmszene hatten da die wenigsten.
Seit drei Jahren versuchen die Organisatoren des Festivals, daran etwas zu ändern. Prominente Gäste wie den griechischen Außenminister Nikos Kotzias oder Regisseur Costa-Gavras hatte Hellas Filmbox schon in der Vergangenheit zu bieten. Am 24. Januar startet nun die dritte Ausgabe unter dem Motto 361° Griechenland. Konzerte, Ausstellungen und Gespräche stehen auf dem Flyer gleich groß neben Filmen. Deren Zahl wurde gegenüber dem Vorjahr deutlich auf gut 30 reduziert. Als Entscheidung gegen das Kino sollte man das aber nicht verstehen: In diesem Jahr ging es den Festival-Machern darum, das breite Spektrum der griechischen Kunst- und Kulturszene abzubilden. Schon im nächsten Jahr könnte das Konzept wieder anders aussehen.
Mehr Kunst, mehr Musik
Auch der Umzug – vom Babylon Mitte ins Urban Spree auf dem Friedrichshainer RAW-Gelände – liegt in der veränderten Ausrichtung begründet: Um alles zeigen zu können, benötigte das Festival einen größeren Veranstaltungsort. Eine Rückkehr ist aber nicht ausgeschlossen. Im Urban Spree wird das Filmprogramm ergänzt durch eine Pop-up-Ausstellung angesagter Künstler, darunter Dimitris Tzamouranis, Diamantis Sotiropoulos und der Graffiti-Artist The Krank. Ein Schwerpunkt der Hellas Filmbox 2018 werden die Box Talks, angekündigt als eine „Kombination aus Workshop, Entertainment, Künstlerporträt“. Jeweils ein deutscher und ein griechischer Filmemacher oder Künstler lassen in einem moderierten Gespräch ihr eigenes Schaffen Revue passieren, geben Tipps, dürfen aber auch kontrovers diskutieren.
Drei Konzerte bringen Musik in die Kiste: Am Eröffnungsabend spielen Gadjo Dilo aus Athen ihre ansteckende Mischung aus Gypsy Jazz und klassisch griechischen Rembetiko-Songs. Ebenfalls aus der Hauptstadt kommen Human Touch, die schon allein dadurch auffallen, dass sich eines der Bandmitglieder David Lynch nennt. The Boy aka Alexandros Voulgaris ist nicht nur Musiker, sondern auch Regisseur und gibt am Abschlussabend sein Berliner Debütkonzert.
Essen und Filme gucken
Das Thema Food hat ja nicht erst seit gestern seinen eigenen Platz in der Kulturszene. Und gehört auch zu 361° Griechenland dazu. So gibt es im in dieser Hinsicht bereits erprobten Urban Spree einen Greek Market mit Café und Food-Ständen.
Und die Filme? Die sollen trotz gesunkener Zahl natürlich nicht zu kurz kommen. Die griechische Finanzkrise und ihre Folgen spielen im Programm noch eine Rolle, aber nicht die entscheidende. Zu den Highlights in diesem Jahr zählt Alexandros The Boy Voulgaris‘ Der Faden. Der Spielfilm handelt von der jungen Mutter Niki, die in den 1970ern gegen die Militärdiktatur kämpft und darüber ihren Sohn Lefteris vernachlässigt. Naked Cinema behandelt ebenfalls die 70er – aber einen ganz anderen Aspekt davon. Die Dokumentation erzählt die Geschichte des griechischen Erotik-Kinos, das aus einer Krise der griechischen Filmindustrie heraus entstand. In Situ führt uns schließlich in die 1980er, und unter anderem in Griechenlands zweitgrößte Stadt Thessaloniki. Die Doku beleuchtet die damals äußerst lebendige Szene der improvisierten Musik.
Das komplette Programm und die Möglichkeit Tickets vorzubestellen, findest du auf der Website von Hellas Filmbox.