Statt Kino- herrscht Baustellenbetrieb. Kabel schlängen sich über den nackten Betonboden, Leitern und Bretterstapel stehen mitten im Raum. Kaum vorstellbar, dass in dem Eckhaus an der Weserstraße in knapp drei Monaten drei Kinosäle, eine Bar und in den hinteren Räumen ein Produktionsstudio und Büros fertig sein sollen. „Je länger ich das hier mache, desto mehr merke ich, wie verrückt ich bin“, sagt Verena von Stackelberg, während sie mit der Taschenlampe in einen der künftigen Säle leuchtet. Aber dass sie in ihrem Leben nichts anderes als Kino machen würde, war eigentlich schon immer klar – spätestens aber seit „Irréversible“. Das brutale Vergewaltigungsdrama von Gaspard Noé aus dem Jahr 2002 lief in dem Londoner Kino, in dem Verena damals als Kartenabreißerin arbeitete.
„Es muss für die Nachbarschaft funktionieren“
Und weil ihr das Talent zur Regisseurin fehle, sei der Filmwissenschaftlerin klar gewesen, dass sie nicht Filme machen, sondern zeigen wolle. Erst als Kartenabreißerin, später als Programmgestalterin für verschiedene Kinos und die Berlinale – und ab Ende April als Chefin ihres eigenen Kinos. Hier will sie ein gemischtes Programm zeigen, Arthouse, unbekannte Filme ohne Verleih, aber auch Hollywood-Action. „Es muss für die Nachbarschaft funktionieren.“ Vor allem will sie den Austausch zwischen Publikum und Filmemachern stärken, auch mal unfertige Arbeiten zeigen. „Viele wissen gar nicht, wie ein Filmprogramm entsteht, welche Faktoren für den Erfolg wichtig sind, welche Rolle dabei auch die Kritiker spielen. Die Produzenten dagegen haben oft keine Ahnung, was sich in den Kinos abspielt.“
Die Freunde können es kaum erwarten
Warum eigentlich Wolf? „Ich habe einen Namen gesucht, der neugierig macht, auch was Mystisches hat“, sagt sie. „Außerdem gibt es schon ein paar Film-Tiere: den Bambi, den Berlinale-Bären.“ Dass der Protagonist ihres Lieblingsfilms, des poetisch-verwunschenen Kurzfilms „Tale of Tales“ des russischen Animationskünstlers Yuri Norstein, ein kleiner Wolf ist, sei Zufall. Den Film wolle sie auf jeden Fall zeigen. Ansonsten steht das Programm noch nicht fest. „Wir werden nicht mit einem Knall anfangen, sondern schauen, was beim Publikum ankommt, was hier entsteht.“ Das Wolf Kino soll ein Prozess sein, im Werden bleiben. Das Bild der Baustelle – es passt.
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