Früh anfangen mit der Planung
„Als ich 2015 bei einem Infotag mit meinem gerade krabbelnden Knirps zwischen lauter Schwangeren stand, dachte ich mir: Mist, das hätte ich mal früher angehen sollen – dabei fand ich mich eigentlich vorbildlich engagiert. Bis eben zu diesem Termin“, erklärt Tina. Wer also zu diesem Zeitpunkt schon über die Schwangerschaft hinaus ist – sorry, Pech gehabt! Nein, im Ernst: Da spielen schon auch noch andere Faktoren als das überfrühe Auf-der-Matte-stehen mit rein! Fakt ist aber: Wer ein Sommer-Kind erwartet, sollte für einen Platz im Folgejahr nicht bis nach der Geburt mit der Suche warten. Dann sind die Anmelde- und Wartelisten der Kitas nämlich meist schon voll und geschlossen.
Planung ist alles
„Ich habe mir eine Excel-Liste angelegt und notiert, was bei welcher Einrichtung erforderlich ist – und wann“, sagt Tina. „Schließlich wollen die einen, dass man alle drei Monate mal anruft und sein Interesse bekundet, um dann immer wieder einen Stempel auf seinen Antrag zu kriegen (fühlt sich ein bisschen so an wie die Smileys in der Grundschule). Die anderen hätten gern, dass man sich nur meldet, wenn man nicht mehr möchte. Dann aber bitte persönlich. Von wieder anderen hört man einfach ein Jahr lang gar nichts und das Einzige, was man tun kann, ist: zu Infotagen gehen, bei denen sich die Eltern gegenseitig auf die Füße treten und jedem die Hoffnungslosigkeit ins Gesicht geschrieben steht.“ Selbst für diese Kitabesichtigungen musst du dich frühzeitig anmelden und die Termine oft telefonisch erfragen.
Engagement und Timing
Auch die Kitas wissen, dass Eltern sich auf der Warteliste von so ungefähr jeder Einrichtung im Umkreis vermerken lassen. Sie wissen aber auch: Wer es mit einer Einrichtung wirklich ernst meint, von dem hört man sicher noch einmal. Egal ob bei einem persönlichen Besuch auf dem Hoffest, in der kitaeigenen Krabbelgruppe oder einfach am Telefon. Dabei gilt leider wie immer: zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Am besten du lässt von dir hören, wenn die Kitaleitung gerade die Plätze vergibt – zugegeben, das ist Glückssache. Meist ist das aber zwischen Januar und April. „Wir haben uns im Voraus erkundigt, wann die Plätze für die Kita ungefähr vergeben werden. Und haben tatsächlich genau in dem Moment bei der Kita angerufen, als die Leitung die Bewerberliste vor sich hatte. So haben wir mit einer Mischung aus Glück und Verstand den Platz bekommen“, sagt Redaktions-Papa Nikolaus über seine Suche 2016.
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Aber kein Überengagement
Sei, wie du bist! Das ist authentisch! Klar, bei einem persönlichen Gespräch hilft es zu wissen, warum du ausgerechnet in dieser einen Kita landen möchtest. Aber das schlagende Argument darf auch schlicht die Nähe zu deiner Wohnung sein. Wenn es dir nicht liegt, Klinken zu putzen, dann tu es auch nicht! Wir haben alle auch einen Platz bekommen, ohne Kuchen zu backen, übertriebene Bewerbungen zu schreiben und Süßholz zu raspeln. Ehrlich. Julia sogar genau deswegen: „Bei unserer Kita ist für die Anmeldung eigentlich nur ein Online-Formular vorgesehen. Ich war von den Bewerbungsansprüchen anderer Kitas so verunsichert, dass ich trotzdem durchgerufen und nachgefragt habe, ob ich mich regelmäßig melden muss. Das Telefonat gipfelte in den Austausch darüber, wie genervt Kitas von Bestechungsversuchen sind und wie wenig ich mich daran beteiligen möchte. Siehe da, mein Name auf der Liste hatte plötzlich auch eine Stimme und Persönlichkeit. Und wir haben kurze Zeit später eine Zusage bekommen.“
Platzbörse checken
Kennst du schon diese Seite hier: www.daks-berlin.de? Dort wird alle 14 Tage das aktuelle freie Angebot in Kinder- und Schülerläden nach Bezirken sortiert eingetragen. Ist ein bisschen wie Online-Dating: „Suchen Mädchen, geb. 2017“ zum Beispiel. Außerdem gibt es seit dem 6. November 2019 den Kita-Navigator vom Berliner Senat. Über die Suche findest du Betreuungsangebote in deiner Nähe und eine Info darüber, ob freie Plätze verfügbar sind. Auch die jeweiligen Träger, der pädagogische Ansatz aller Häuser und ihre Öffnungszeiten sind gelistet. Einmal im System registriert, kannst du über die Webseite Merklisten anlegen, Kontakt zu den Einrichtungen aufnehmen und sogar einen Antrag auf den Kita-Gutschein organisieren. Pro Kind darfst du in maximal zehn Einrichtungen eine Anfrage auf einen Kitaplatz stellen. Noch hat der Service Startschwierigkeiten – zum Beispiel mit angeblich freien Plätze, die in Wirklichkeit gar nicht verfügbar sind. Aber die Idee ist gut und könnte ellenlange, handgeschriebene Bewerberlisten überflüssig machen, wenn erst einmal alle Berliner Kitas ihre Platzvergabe verbindlich über den Navigator organisieren.
Platz vom Jugenamt
Wenn du selbst einfach keine Betreuung für den Nachwuchs findest, hilft dir dein zuständiges Jugendamt bei der Suche. Nachdem alle Kitas ihre Zusagen verschickt und andere Eltern die Verträge unterzeichnet haben, werden dort nämlich alle noch freien Plätze gemeldet und gesammelt. Gerade weil so viele Eltern sich doppelt und dreifach bewerben, ist am Ende vielleicht doch noch ein Platz in deiner Nähe frei. Wenn du weniger Glück hast, wird dir ein freier Platz im Nachbarbezirk zugewiesen. Immerhin. Eine zumutbare Anreise zum Kindergarten darf mit den Öffentlichen aber nicht mehr als 30 Minuten dauern.
Kitagutschein zur Hand haben
Der Kitagutschein regelt, ob und für wie viele Stunden am Tag dein Kind in einer Einrichtung betreut werden darf. Das Dokument beantragst du beim Jugendamt, maximal neun Monate und mindestens acht Wochen vor dem Kitastart. Wer den Schein so früh wie möglich in der Hand hält, hat oft bessere Chancen auf eine Zusage. Den Gutschein brauchen die Kitas nämlich unbedingt, um dein Kind aufnehmen zu können – und geben den Platz im Zweifel manchmal lieber einem Kind, für das der Betreuungsumfang schon geklärt ist. Aber Achtung: Der Bescheid verfällt auch. Wenn du also ab August einen Platz brauchst (früher nehmen die allermeisten Kindergärten sowieso niemanden auf), dann stelle den Antrag zum Ende des Vorjahres. Ist der vollständig, geht die Bearbeitung fix.
Beziehungen spielen lassen
Hört sich vielleicht blöd an. Aber am Ende hilft es dir, jemanden zu kennen, der dich empfiehlt. Schon klar, darauf können nicht alle Eltern setzen und es ist unfair für alle, die niemanden kennen. Aber wenn der Zögling deiner Schwester, der Nachbarn oder des besten Freundes schon in deine Wunschkita geht, sollten sie deinen Namen auf jeden Fall bei der Leitung fallen lassen. Oder dich mal mitnehmen, wenn sie ihr Kind abholen.
Thema Wishlist
Klar, denkt man sich, lieber zu viele Kitas angehen als zu wenige. ABER: Würden alle Eltern 20 Kitas anschreiben und theoretisch 19 wieder absagen müssen, können auch die Kitas null planen und die Warteliste ist einfach auch nur theoretisch so lang. Besser ist es, sich sieben gute Einrichtungen in der Nähe auszusuchen und bei denen dranzubleiben. Bleib außerdem fair und sage wirklich bei allen anderen ab, wenn du irgendwo einen Platz hast.
Tolle Alternative: Tagesmutter/Tagesvater
Schon mal daran gedacht, dass ein Kita-Platz nicht die einzige Lösung ist, dein Kind betreuen zu lassen? In Berlin sind wir in Sachen Kindertagespflege ganz gut aufgestellt, allerdings sind die Plätze auch hier nicht sooo leicht zu bekommen. Aber ein Versuch lohnt sich. Die Vorteile dieser Alternative sind nicht nur die kleineren Gruppen, die feste Bezugsperson für die Kids und ein*e zuverlässige*n Ansprechpartner*in für die Eltern: Viele Tagesmütter und -väter können sogar ungewöhnliche Zeitmodelle anbieten. Gerade für berufstätige Eltern, die im Schicht- oder Nachtdienst arbeiten, sind die üblichen Kita-Zeiten ja meist keine Hilfe. Tagesmütter und Tagesväter können ohne großen bürokratischen Aufwand flexibler agieren und individuell planen. Die Kindertagespflege wird oft in privaten Räumlichkeiten angeboten, die natürlich vom Jugendamt geprüft werden, so dass sogar Übernachtungen möglich wären – solche ganz speziellen Notwendigkeiten musst du natürlich vor der Anmeldung deines Kindes in der Kindertagespflege klären, ob sie erfüllt werden können.
Die familiäre Atmosphäre, die in den Gruppen bei diesem Betreuungsmodell oft entsteht, ist ein weiterer Pluspunkt. Auf spezielle Eigenheiten des Kindes in Bezug auf Essen, Schlafgewohnheiten oder andere Bedürfnisse kann im Rahmen der Kindertagespflege sehr gut eingegangen werden. Ansonsten werden die Kleinen genau wie in der Kita nach dem Berliner Bildungsprogramm gefördert und die jeweilige Entwicklung wird im Sprachlernbuch dokumentiert. Die Kindertagespflege gibt’s übrigens auch nur mit dem Kitagutschein. Fehlt der Kitaplatz oder die Kindertagespflege in deiner Nähe nachweisbar, dann erstattet das Bezirksamt die Kosten für die sogenannte „selbstbeschaffende Hilfe“, eine sehr individuelle Art der Betreuung, die du dir allerdings selbst organisieren musst.