Ein echtes Schloss hat es in der „Villenkolonie Wendenschloss“ zwar nie gegeben, wer vom Fischerkietz bis zum Langen See spaziert, bekommt allerdings einige moderne Paläste zu sehen. Wer hier nah am Wasser bauen möchte, muss normalerweise besonders tief in die Tasche greifen. Schon der Ursprung der Ortslage Wendenschloss war eine einzige Villenkolonie. Sie entstand am Ende des 19. Jahrhunderts, kurz nachdem der grüne Kiez durch die Grünauer Fähre und die Städtische Straßenbahn ans restliche Köpenick angeschlossen wurde.
Nun ist ein Relikt aus dieser Zeit wieder aufgetaucht. In der Ostendstraße 7 soll ein Mehrfamilienhaus entstehen. Den Bauherren erwartete auf seinem Grundstück jedoch eine Überraschung: ein denkmalwertes Holzhaus, Baujahr 1911. Das war bisher im Inventar des Landesdenkmalamtes nicht erfasst.
Wer heute zuschlägt, bekommt das Grundstück gleich dazu
„Das Häuschen ist in einem guten Zustand.“, sagt Ulrike Zeidler, die Amtsleiterin für Stadtentwicklung in Treptow-Köpenick. „Aber es braucht einen Denkmalenthusiasten, der sich des Häuschens annimmt. Es wäre jammerschade, wenn es verloren ginge.“ Das steht immerhin zu befürchten. Der neue Wendenschlosser kann das Häuschen auf dem wertvollen Bauland nämlich nicht gebrauchen. Was nun?
Beim Landesdenkmalamt hofft man darauf, dass jemand das historische Haus ab- und an anderer Stelle detailgetreu wieder aufbaut. „Translozierung“ nennt man diese Mühe. Entlohnt würde man dafür nicht nur mit der Stadtvilla, sondern vielleicht sogar mit einem Grundstück! Weil das Bezirksamt sich die Hausversetzung nicht leisten kann, würde es den Hausretter mit dem nötigen Stück Land unterstützen. Das Landesdenkmalamt stellt außerdem Ausschüttungen aus den eigenen Fördertöpfen zur Debatte.
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