Kollegah ist der Boss aller Bosse, sozusagen der Endboss. Mit seinem neuen Buch Das ist Alpha! will er nun all den armen Lurchen da draußen helfen, die zu arm, zu erfolglos oder zu dünn sind, selbst ein Boss zu werden. Und die natürlich so toll werden wollen wie Kollegah, keine Frage. Dafür müssen sie nur seine „10 Boss-Gebote“ befolgen, die der Skandal-Rapper, der eigentlich Felix Blume heißt, gewohnt derb und selbstverherrlichend wie seine Songtexte präsentiert und schwuppdiwupp werden sie so reich und abgebrüht sein wie er selbst.
Die Bilder im Buch reizen erst einmal stark den Lachreflex – Kollegah posiert ganz heroisch mit Brustpanzer und Speer, so als ob er gleich ans Filmset von Troja gerufen wird. In den Geboten geht es um Körpertraining und Finanzen, Charakter und Einzigartigkeit. Jedoch widerspricht sich der Rapper ständig selbst und betont, man müsse authentisch und die beste Version seiner selbst sein und macht danach Vorgaben, wie ein harter Kerl richtig lächeln und gestikulieren soll. Weitere Ansagen sind: Ein Boss darf sensibel sein, aber kein Weichei, er darf keine Pornos gucken oder sich selbstbefriedigen – wird aber ohnehin jede Menge Sex haben, sobald er einmal ein Boss ist, denn: „Sex zu bekommen, wird dank deiner Bossaura für dich so alltäglich und selbstverständlich werden wie pissen gehen“, heißt es im Buch.
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Kollegah weiß noch immer, wie man provoziert
Kein Wunder, denn die Frauen – für Kollegah meist lieber Bitches nennt – werden da nicht groß gefragt: „Die Frau hat natürlich ein Mitspracherecht bei Entscheidungen, aber der Initiator und Durchsetzer, der das letzte Wort hat, bist du“, stellt er fest. Wenn sich etwas mit schöner Regelmäßigkeit durchs Buch zieht, dann wären es neben Machogehabe und peinlicher Selbstbeweihräucherung die ganz beiläufige Erniedrigung von Frauen, wie subtil beim Händedruck, wo man seine zweite Hand auf noch einmal über die beiden Hände legen soll, denn das sei: „Eine kleine, aber feine Geste deiner Dominanz, die sie erkennen wird.“ Klein und fein sind diese Ansagen wiederum gar nicht: „Ich will jetzt gar nicht die Chauvi-Macho-Keule auspacken, aber wenn ich mir die unüberschaubare Menge an Bitches ansehe, die nach jedem Konzert auf den Boss wartet, dann weiß ich, wie die Realität aussieht.“
Die Zielgruppe des Buches kann man sich schon ganz gut vorstellen, als Kollegah allen Ernstes erklärt, wo man am besten Lebensmittel einkauft – im Supermarkt. Schließlich gehört zu einem Sixpack auch gesunde Ernährung oder gleich sein persönliches Fitnessprogramm, das ganz nebenbei angepriesen wird. Natürlich werden Kollegahs Fans, schätzungsweise junge Männer, die verunsichert sind und keine Ahnung haben, wie sie mit dem Leben, geschweige denn Frauen umgehen sollen, das Buch kaufen und cool finden. Ein kurzer Blick auf die Bestseller Liste reicht dazu, wo diese zu unrecht als „Sachbuch“ bezeichnete Literatur bereits andere Bestseller verdrängt hat. Aber Kollegah ist eben ein Vorbild, wie er selbst sagt. Ein Vorbild, das Drogen zur Leistungssteigerung anpreist und Frauen als Matratze sieht. Dass dieser Weg zum Erfolg führt, bezweifeln wir – vorher kommt noch eine scharfe Kurve rechts Richtung Knast und einer ordentlichen Schelle vonseiten der Frauenwelt.
Kollegah weiß noch immer, wie man provoziert. Denn wir sind uns sicher, dass er nicht so dumm ist, wie es seine Worte glauben lassen. Man sollte vielleicht einfach über dieses Buch lachen und als die Gehirnflatulenz ansehen, die es ist. Wenn Kollegah schon so schön anpreist, wie wichtig Humor sei und dass „jeder gestandene Boss“ auch über sich selbst lachen könne, dann wird er das sicherlich auch über diese Rezension einer „verweichlichten Pressepussy“ können, wie er in der Einführung so schön schreibt. „Liege ich richtig? Natürlich liege ich richtig, denn alles, was ich gerade aufgezählt habe, ist geiler Scheiß, gar keine Frage“, schreibt Kollegah und wir stimmen ihm zu – mit der Betonung auf „Scheiß“. Wir sagen zum Buch Das ist Alpha nur – das ist Omega. Das ist das Letzte.