Dass ich ein Mädchen bin, merke ich zum Beispiel daran, dass ich die Farbe pink liebe, gerne Xavier Naidoo höre und schon bei Werbung heule, wenn sie auch nur ansatzweise eine gewisse Emotionalität hervorrufen soll. Und weil ich Wellness mag. Am Liebsten alleine. Ich mag diese Tage, an denen ich mir selber etwas Gutes tue, nur in mich hineinhöre und mit niemandem reden muss, das kann sehr meditativ sein. Und ich möchte, wie jedes Mädchen, ein bisschen schön sein. Und das von Kopf bis Fuß – und diesmal fange ich bei den Füßen an.
In der Würzburger Straße in Wilmersdorf gibt es das Doctor Fish Spa. Ein kleiner, hübscher Laden an der Ecke. Ein Behandlungszimmer gibt es hinten, vorne im Eingangsbereich ist ein Raum voller Aquarien. In jedem dieser Becken schwimmen unzählige Garra Rufa Fische (Saugbarben). Die mag ich gerne. Die sind klein und superniedlich und irgendwie kommt es mir vor, als würden sie mich mögen. Aber ich denke, das liegt wohl hauptsächlich daran, dass ich als Nahrungsquelle für ihre kleinen hungrigen Mäuler diene. Aber zuerst setze ich mich im Hinterzimmer auf den Massagestuhl für eine kleine Pediküre. Dieser Stuhl macht mich fertig – im positivsten Sinne. Etwa dreißig Minuten werde ich wie von zehn Händen gleichzeitig massiert, bis die erste Maniküre durch ist. Bevor ich zu meinen Fischfreunden darf.
Wundersame Salzspucke
Das Wasser ist angenehm warm. Ich tauche meine Füße in das Aquarium und wie eine hungrige Herde Löwen stürzt sich der kleine Schwarm auf mich. Ich wette, es gibt kitzelige Menschen, die aus dem Kichern gar nicht mehr herauskommen können. Bei den meisten, auch bei mir, ist es eine Sekunde lang lustig und anders – und dann schaut man einfach nur zu, wie die Fische ihre Arbeit machen. Auch das hat was Meditatives. Die Fische haben keine Zähne, das heißt, die beißen auch nicht. Sie stupsen ihren Menschenpatienten quasi im Akkord an und lösen damit die Hautschüppchen ab. Und weil die irgendwie noch eine besondere Salzspucke haben, ist es, als würden die Füße zeitgleich eingecremt. Das Ergebnis ist – gerade im Sommer – unfassbar vorzeigbar. Und wer gerne offene Schuhe trägt, wird gerne wiederkommen. Die Fische wird es freuen!
Nach dem Mini-Wellness-Urlaub möchte ich mir noch etwas Gutes tun und entscheide mich für ein leichtes Mittagessen mit New York Gefühl. Ich bestelle ein paar Meter weiter auf der Terrasse des Swissôtels im Restaurant 44 einen Business Lunch für 15 Euro. Zwei Gänge, Hauptgang entweder mit Vorspeise oder Dessert. Ich entscheide mich für Erbsensuppe und Tagliatelle mit Tomaten und Parmesanschaum. Beides ein Traum. Ich habe hier schon oft gesessen, und meinen Blick über den Ku’damm schweifen lassen, den ich so gerne mag. Mal zum weißen Tomatensüppchen, mal zum Kabeljau mit Kaviarhollandaise – und besonders cool ist der „Liebling der Woche“ – Hausmannskost, verdedelt und so verpackt, dass man denkt, die servierten Königsberger Klöpse wären tatsächlich eigentlich für Könige gemacht, und nicht für normale Fleisch – und Kartoffelmädchen wie mich.
Ich mag die regionale, frische Küche. Die kriege ich hier immer. Dazu Kaffee und Wasser für 15 Euro. Kannste nicht meckern. Willste auch nicht. Der Service ist zuvorkommend, und obwohl ich mitten in der Stadt bin, sitze ich oben in einer kleinen Oase und lasse es mir gut gehen. Vielleicht sehen wir uns zu einem der WM-Spiele, die hier alle übertragen werden.
Ich bin die mit den schönen Füßen. Was natürlich nur an den Fischen liegt. Ganz klar.