22 Tage ohne Fleisch. Ich habe es versucht. So sehr. Und ich bin ein schrecklicher Mensch, aber ich werde wieder anfangen. Es gibt ja wunderbare vegetarische Gerichte, ich habe verschiedene Rezepte ausprobiert und einige sind toll. Zum Beispiel gibt es ab sofort bei mir freitags nur noch Burger mit Grünkernbratlingen. Ich liebe meine regulären Dates, wie eben jeden Freitag bei meiner Freundin Babette auf deren Balkon zu sitzen, den Tischgrill anzuschmeißen und den besten selbstgemachten Burger der Welt zu essen. Nur eben ab sofort fleischlos. Das geht ganz schnell, Wasser zur Mischung und etwas quellen lassen, der Klops schmeckt wie würziger Kartoffelpuffer und ich bin komplett verrückt danach. Insofern hat es sich natürlich gelohnt, Alternativen zu suchen, bei einigen werde ich auch sicher bleiben. Und ich will kein billiges Fleisch mehr. Geht nicht, ekelt mich, kann ich nicht.
Was ist Tisch 21?
Tisch 21 wurde aus der Not heraus geboren. Aus Platzmangel stellte man einen extra Tisch direkt an den Eingang – im Grunde fällt man sofort darauf, wenn man den Laden betritt. Natürlich wollte dort niemand sitzen. Wie auf einem Präsentierteller. Na wenn, dann richtig, dachte das Team und legte eben besonderen Fokus auf genau diesen Platz. Der Tisch ist nun noch etwas schöner gedeckt als alle anderen, die Stühle sind noch bequemer und im Grunde ist es wie First Class fliegen. „Sie lehnen sich zurück, wir machen den Rest!“ Es gibt für Tisch 21 keine Menükarte. Nur die Frage, was gar nicht geht. Bei mir sind das Innereien, die hätte man mir aber dort auch nicht serviert.
Vier Gänge erwarten mich und meinen Freund Markus, dem der Zahn schon sichtbar tropft. Fleisch ist sein Gemüse. Zu jedem Gang gibt es einen sensationellen Wein, Wasser sowieso, das ist alles in den 99 Euro enthalten. Als Gaumenkitzler bekommen wir einen Cremant de Loire mit Apfelwein aus Frankfurt. Den mag sogar Markus. Und der mag nur Bier. Eigentlich.
Es geht weiter mit einem Spargelbeet mit Krustentierschaum, ganz süß dekoriert auf einem Schäufelchen, damit der Teller wie ein kleiner Garten aussieht. Dazu gibt es wieder Wein. Natürlich. Extrem delikat auch der Saibling mit Avocado und die selbstgemachte Himbeerbrause.
Vor mir liegt ein 35 Tage dry aged T – Bone Steak. Es wird direkt am Tisch tranchiert, dazu gibt es Rosmarinkartoffeln, Blattspinat und so viel mehr. Ich genieße diesen Gang so sehr, dass ich die Augen schließe und wirklich glaube, Gott, wenn er kein Vegetarier ist, kaut mit. Zum Dessert bekommen wir Erdbeer – Baumkuchen und einen zehn Jahre alten Madeira. Also wirklich großes Geschmackskino.
Klar. 99 Euro sind eine Ansage. Aber jeden Cent ist sie mir wert, diese kurze kulinarische Reise. Und ich weiß, zum Geburtstag meines Freundes Ende des Sommers werde ich ihn nochmal mit Tisch 21 überraschen.
Mist.
Er liest ja mit.
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