Gutes Essen ist eine Frage des Geschmacks. Ich mag es frisch, ich mag zartes, teures Fleisch, ich mag exklusive Gewürze und vor allem koche ich wahnsinnig gerne. Alles was ich kann und weiß habe ich mir selber beigebracht. Ein bisschen schade finde ich, dass ich früher nicht besser aufgepasst habe, als meine Großmutter und die Uroma in der Küche standen und den besten Hackbraten der Welt, Rotkohl, den kein Sternerestaurant so hinbekommt, die sämigste braune Sauce und die herrlichsten Kartoffeln der Welt zu einem Gericht zauberten, auf das ich mich jedes Jahr zu Weihnachten und Ostern gefreut habe als kleines Mädchen – wie ein kleines Mädchen.
Ich liebe die Dortusstraße in Potsdam, hier wird das Ganze stattfinden. Ich fahre alleine und bin gespannt auf die anderen Teilnehmer. In einer wirklich netten, kommunikativen Runde von etwa 12 Personen dürfen wir uns aussuchen, an welchem Gang wir arbeiten möchten. Ich entscheide mich unter anderem für das Kräuterhacken und scheitere kläglich. Kein Wunder, zu Hause nehme ich einfach die Schere und schneide alles klein. Dass das ein großer Fehler ist, habe ich bei meinem Essen zu Hause noch nie so gemerkt, aber ich lerne gerne dazu.
Tiefsinnige Gespräche bei Gemüsechips
Wir essen zusammen an langen Holztischen, dekoriert mit Kronleuchtern, beste Salze aus aller Welt und Pfeffer werden gereicht und der Rotwein leuchtet im Kerzenschein. Die Gespräche werden tiefsinnig, wir haben uns ja alle beim Schnippeln und Kochen schon kennengelernt und uns gegenseitig geholfen – das verbindet. Wir essen und sprechen über Reisen, Familie, Geheimnisvolles, wir sprechen über alles andere als über das Kochen. Klar sind diese Fremden nicht auf einmal Freunde, aber mein Herz schlägt für unsere kleine Runde. Für die Offenheit, die Herzlichkeit, das Gemeinschaftliche.
Meine Mitkocher erfüllen das Klischee. Da gibt es den einen, der schon alles weiß, und auch besser. Das schöne, junge Pärchen, bei dem sie still und rehäugig ihren großen, starken Freund beim Kochen anhimmelt, die beiden witzigen, älteren Schwestern, die wahrscheinlich auch gerne auf Weltreise zusammen gehen, die Mutti, die den Kurs von ihrer Tochter zu Weihnachten bekommen hat. Und mich. Eine, die unstillbaren Durst nach Neuem und nach Abwechslung hat. Und jetzt echt gute Gemüsechips zubereiten kann.