Exklusiv speisen im Waldorf Astoria
Los geht es mit einem exklusiven Dinner im Waldorf Astoria. Ich empfehle jedem dringend einen Besuch, der Lust auf ein authentisches New York-Gefühl hat. Das Restaurant „Les Solistes“ by Pierre Gagnaire (Superstar der Gourmet-Szene) schafft es, gleichzeitig stilvoll und doch gemütlich zu sein. Ich möchte eine Zigarettenspitze halten, lange, schwarze Samthandschuhe tragen und Brillianten im hochgesteckten Haar wie Audrey Hepburn in „Frühstück bei Tiffany“ – gleichzeitig würde ich mich aber problemlos wie eine Katze in einer kuscheligen lila Couch an der Wand zusammenrollen können und einfach einschlafen.
Ich sehe aber weder aus wie Audrey Hepburn noch bin ich müde, ich will heute ein romantisches Dinner mit meinem Freund erleben. Wir werden zu unseren Plätzen geführt, und es fühlt sich ein bisschen an wie schweben. Ich freue mich auf ein Menü des frischgekürten Berliner Meisterkochs Roel Lintermans. Er ist Belgier, ich durfte ihn kennenlernen – und abgesehen davon, dass er mir mit seinem süßherben Dialekt auch ein ganzes Telefonbuch vorlesen könnte, vertraue ich ihm sofort, denn erstens ist er ja gerade ausgezeichnet worden und zweitens spricht er von viel Liebe zum Kochen und macht dabei fast schüchterne, aber glückliche große Kinderaugen. Alles, was mit Liebe gemacht ist, mag ich. Und die Karte überzeugt. Sonnenfisch mit grüner Currybutter, gebratene Brust vom Bressehuhn und marinierte Scheiben vom Rind mit Lachskaviar. Und Hummer. Die wechselnde Karte (pro Quartal) ist zwar exklusiv, aber für jeden Geschmack ist was dabei. Ich fühle mich so fein, der Service ist aufmerksam, das Dinner perfekt, ich bin am Ende satt, müde, und noch ein bisschen verliebter in meinen Freund als vorher schon. Wer auch immer dieses Restaurant designt hat, hat alles richtig gemacht. Wie kann ein Ort gleichzeit so sexy, edel und kuschelig und heimelig sein? Vielleicht ist es das gedimmte Licht. Vielleicht ist es das gewählte Farbdesign. Ich fühle mich hier wohl und nicht fehl am Platz. Auch wenn ich natürlich wieder einige Flecken auf der Bluse habe und ein Loch in der Hose. Hat, glaube ich, keiner gemerkt.
Hochzeitstag, Geburstagsdate, jede Art des Jubiläums – im Waldorf Astoria, im „Les Solistes“ – ist jeder gut aufgehoben, der es sich aus einem besonderen Grund wirklich gutgehen lassen möchte. Berlin wie glänzende High Heels und ein Tanz mit dem Liebsten. Perfekt bis ins letzte Detail.
Leberwurstbrote beim neuen Neuköllner Imbiss
Ein paar Tage später am anderen Ende dieser Stadt. Ich bin zu einer Imbisseröffnung eingeladen. In Neukölln. Auf eine andere Art charmant. Berlin wie abgeranzte Chucks und eine halbe Flasche Bier. Meine Freundin Bridge liebt ihre „Hood“ und ich gehe mit. Wir fahren zum Karl-Marx-Platz 18. Ich bin schon einmal hier gewesen, als der Laden noch eine komplette Baustelle war, im Rahmen der Aktion „48 Stunden Neukölln“. Damals habe ich gefragt, was mal daraus werden soll, wenn´s fertig ist. Antwort: Ne Stullenbude. Ich liebe Stullen! Ohne Witz, wenn ich machen könnte, was ich wollte, würde ich drei Dinge tun. Moderieren, schreiben und ich hätte einen Stullenladen. Fehlt ja nur noch ein Schritt zum Glück!
Dazu gibt es einen absolut leckeren Absinth, der hier auch demnächst in Flaschen verkauft werden soll. Und ganz viel Wein. Und Kinderklamotten. Und was mit Kunst wird auch jeden Tag stattfinden. Ob das nicht etwas konzeptlos sei, frage ich Ismael. „Nö. Das soll hier alles organisch entstehen und wer was Schönes zu verkaufen hat, kann das hier bei uns tun. Am Liebsten Fairtrade. Ich mag es natürlich.“ Dann zeigt er auf ein großes Gemälde, das an der Wand lehnt. Der Künstler wird um 23:11 Uhr persönlich erscheinen und etwas zu diesem Bild erzählen. Das soll nun jeden Tag so sein. Jeden Tag ein anderer Künstler, der ein Bild ausstellt und erklärt. Und irgendwann soll es auch noch Suppe geben im Laden. Und dann, irgendwann, sollen sich, wechselnd, die unterschiedlichsten Köche in der Küche austoben. Das heißt, montags gibt’s vielleicht Sushi und freitags Döner? Und zwischendurch Entrecôte? Kann schon sein. Ach so, und auf Dauer soll „Das Kapitel“ 24 Stunden geöffnet haben. Im Moment gibts eben nur Stulle ab 17 Uhr in einem fast leeren Raum. Präsentiert von einem, der einzog, das Glück zu finden. Ich wünsche es ihm.
Berlin ist beides. Schick und schlampig. Barfuß und Lackschuh. Und immer irgendwie charmant. Und Berlin hat eine Botschaft mit herausforderndem Augenzwinkern. Möglich ist alles. Man muss nur machen.