Als kleines Mädchen wollte ich immer, wie alle kleinen Mädchen, Pippi Langstrumpf sein. Einen Affen und ein Pferd haben und in einer kunterbunten Villa wohnen. In Schweden. Ich wusste auch genau, wie alles aussehen sollte. Ich wollte viele Pflanzen auf der Terrasse haben und farbige Decken auf weißen alten Holzbänken und blaue Türen. Nun habe ich tatsächlich diesen Ort aus meiner Fantasie gefunden, ganz zufällig, im Vorbeifahren.
Zwischen Skandinavien und Provence
Die Magie dieses Ortes ist schwer zu beschreiben. Das Gefühl, mitten in Berlin zu sein, verschwindet sofort. Ich schwanke ein bisschen zwischen Skandinavien und Provence. Ich habe das Gefühl, in einem eigenen, wirklich sehr kleinen Dorf zu stehen und erkunde das Gelände mit großen Kinderaugen. Die Gärtner verkaufen Blumen, Balkonpflanzen, Stauden, Sträucher, Terracotta-Gefäße und italienische Skulpturen. Alles blüht und sieht so wunderschön gesund aus. Ich möchte am Liebsten alles, was ich sehe, mitnehmen.
Es gibt eine Galerie, irgendjemand spielt Saxophon, und ich setze mich in das kleine Café. Weiße Wände, schnörkellose Holztische, blaue Fensterrahmen. Ich würde gerne draußen sitzen, aber mir ist es zu kalt. Ich schaue in die Karte und vermisse Fleisch. Überhaupt wirkt alles sehr…gesund. Ich glaube, ich habe plötzlich rote Wangen wie von frischer Landluft. So fühlt es sich an. Als wäre ich plötzlich ein rotbäckiges, kräftiges kleines Landmädchen mit einer weißen Haube auf dem Kopf und langen, blonden Zöpfchen. Es gibt, unter anderem, Kürbis-Quitten-Suppe, Tomate-Mozzarella-Pizza, Gemüselasagne und eine unendliche Kuchenauswahl. Mohnkirsch-Torte, spanische Mandeltorte, Apfelstrudel und Kekse, die so lecker aussehen, dass selbst ich als Nicht-Süßschnabel Lust habe, einen zu probieren. Ich entscheide mich für die Suppe, die schmeckt sehr gesund. Dazu bestelle ich einen Ingwertee, der mir die Schuhe auszieht. Im positiven Sinne. Ich glaube, ich kriege in diesem und im nächsten Jahr auf keinen Fall auch nur die kleinste Erkältung. Ganz süß übrigens ist ein kleines Bücherregal an der Wand. Hier kann man sich ein Buch nehmen und dafür ein anderes hinstellen. Ich bin sofort noch verliebter.
Ich will gar nicht weg, setze mich noch ein paar Minuten auf einen Stuhl und schaue auf die schöne, kleine, fast verwunschene Terrasse. Ich werde freundlich angelächelt von anderen Gästen, die aussehen wie Lehrer, Professoren und Sportärzte. Sehr entspannt werden hier Zeitungen und Bücher gelesen. Niemand hat ein Handy vor sich liegen. Niemand redet laut, niemand telefoniert, ich habe das Gefühl der kompletten Entschleunigung.
Vielleicht sollte ich wirklich etwas mehr Bio in mein Leben lassen. Mehr Tee trinken, öfter lesen. Den Burger und das Steak mal eintauschen gegen eine glutenfreie Lauchstange. Nee. Moment. Erstmal nur mehr Tee trinken. Und den ab sofort gerne und immer wieder in der zauberhaften „Mutter Fourage“ in Wannsee.