Eine Boulette und ein Bier – zwei Dinge, die mich schon sehr glücklich machen können. Aber: Manchmal muss es etwas wirklich Gutes sein. Ich kaufe keine teuren Klamotten oder Schuhe, mache keine exklusiven Reisen und ein wirklich teures Hobby habe ich auch nicht. Wenn ich allerdings richtig Geld ausgebe, dann für sensationelle Qualität. Und die bekomme ich in meinem Lieblingsrestaurant in dieser Stadt – dem GLASS.
Das letzte größere Ereignis war der Valentinstag. Das GLASS ist kein romantisches Restaurant. Aber Liebe geht durch den Magen, und das ist wahrscheinlich auch das Konzept des Küchenchefs Gal Ben Moshe. Nichts soll von dem ablenken, was passiert, wenn man die Gabel oder den Löffel an die Lippen führt. Wer auch immer gesagt hat, Essen sei der Sex des Alters, hatte recht. Jeder Gang schmeckt nach dem besten Mal; ich schließe die Augen und lasse mich verführen von Rindertartar, Seeteufel und Gazpacho – und natürlich von ausgezeichneten Weinen.
Das ist Kunst am Essen
Jeder Gang wird mir liebevoll erklärt, teilweise vom Chef selbst, und – ich mache keine Scherze – ich habe jedes Mal eine halbe Träne im Auge, wenn ich probiere. Wie kann man so ein unglaublicher Künstler sein! Das ist Kunst am Essen. Zum Beispiel der Cheesecake. Weicher Ziegenkäse, Marmelade und in Olivenöl geröstete Croutons. Ich will da sofort ein Stück durch den Bildschirm schieben und jeden Einzelnen kosten lassen!
Gal guckt immer ein bisschen schüchtern, was für einen Koch schon mal unüblich ist. Vielleicht bin ich aber auch nur durch Frank Rosin versaut, den ich sehr gerne im Fernsehen anschaue. Da ich ein großer Freund der Demut und Zurückhaltung bin, gönne ich Gal jede gute Kritik und jeden neuen begeisterten Gast noch mehr. Der Chef aus Israel liebt Berlin, viele seiner kleinen Köstlichkeiten sind eine Hommage an diese Stadt. Und wer dann auch noch so verspielt ist wie ich, wird sich an der Candybox am Ende des Menüs erfreuen. Und dann fangen die Augen des schüchternen Gals an zu leuchten, wie die eines kleinen Jungen. Wer die Geschichte hinter diesen leuchtenden Augen hören will, sollte sie sich vom Chef persönlich erzählen lassen.
Einen beseelten Abend wünsche ich. Mit einem Löffelchen voll Rauch, Pfefferbeeren und einem kleinen bisschen Magie.