Kleine Mädchen wollen gerne Prinzessin werden. Ich wollte damals lieber John Carpenter sein, der hatte sehr viel Ahnung von gutem Horror. Nun habe ich, als nicht mehr ganz so kleines Mädchen, doch meinen Prinzessinnen-Moment gehabt. Und fand ihn sogar ziemlich zauberhaft. Als Gast auf Schloss Ziethen.
Das Schloss, das schmiedeeiserne Tor und das im Wind knisternde Efeu erinnern mich an ein Schulgebäude aus „Harry Potter“. Es hat tatsächlich eine magische Aura. Das Haus ist rosa. Altrosa. Orangerosa. Gelbrosa. Mädchenrosa. So sah das Schloss bei „Dornröschen“ bestimmt auch aus. Auf jeden Fall hat eine Frau sich die aktuelle Anstrichfarbe ausgedacht.
Empfang durch den Küchenchef
Ich werde empfangen von Carsten Obermayr, dem Küchenchef. Ehemals Chefkoch im „Ellington Hotel“ in der Nürnberger Strasse neben dem Kadewe. Ich will wissen, warum jemand so einen Schritt wagt. Das Ellington ist so schön, und Schloss Ziethen ist …so weit weg!
Ich bekomme eine Schlossführung. Und wieder fühle ich mich wie bei Harry Potter. Alte Gemälde, Gewölbe, alles nur ein bisschen heller und freundlicher. Am besten gefällt mir die Bibiothek. Die sieht nun wirklich genau aus wie im Film, nur in klein. Ich kann mich nicht sattsehen! Ich weiß, ich muss hier mal länger bleiben als nur für einen Nachmittag. Überall in dem großen Haus laden gemütliche Kuschelecken zum Verweilen ein, der Schlosspark sieht aus wie der Königinnenpark aus Alice im Wunderland, nur dass hier keine weißen Kaninchen rumlaufen, sondern schwarze Schafe. Süß! (Und leider lecker. Wenigstens hatten sie bis dahin ein wirklich schönes Leben.) Die Zimmer sind simpel eingerichtet, aber es gibt königliche Details, wie ein wirkliches Prinzessinnen-Bett aus Filmen wie „Marie Antoinette“. Oder eine Badewanne mitten im Zimmer. Oh, wie gerne würde ich mich dort von zehn Bediensteten mit Trauben füttern lassen.
Zum Dinner setze ich mich an einen romantisch gedeckten Tisch im Schlossrestaurant. Ich bestelle Topinamburschaumsuppe mit Steinpilzen und gebratenes Kalbsfilet mit Kürbiswaffel. Diese Kürbiswaffel! Ich hätte sieben davon bestellen wollen! Dazu gibt es selbstgemachten Apfelwein. Hicks.
Ich beobachte die untergehende Sonne durchs Fenster. Nehme mir noch einen kleinen Spaziergang durch den Park vor. Ich bräuchte weiße Handschuhe und eine elegante Hochsteckfrisur. Ich möchte kurz doch gerne lieber eine Prinzessin sein als der Erfinder von Michael Myers und den Untoten aus „The Fog“.
Jetzt, im Herbst, gibt es ein fantastisches Schauspiel in Linum, direkt um die Ecke: Tausende Kraninche, die sich auf dem Weg zu den Überwinterungsgebieten sammeln und hier rasten. Teilweise bis zu 80.000 an einem Ort! Was für ein berührender Anblick, fast hoheitsvoll. Die Storchenschmiede Linum ist bis zum Ende der Kranichsaison am 9. November geöffnet und bietet Führungen an. Eine schöne Möglichkeit für einen Ausflug und ein romantisches abschließendes Abendessen im Schloss Ziethen.
Und wenn mein Freund jetzt mitliest … Schatz – dieses Zimmer mit der Badewanne …hüstel …also das …naja, wo ich ja bald Geburtstag …und so.